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In her most intimate and seamlessly crafted work to date, Adichie ("Purple Hibiscus") turns her penetrating eye on not only Nigeria but America, in 12 dazzling stories that explore the ties that bind men and women, parents and children, Africa and the United States.
A dazzling story collection from the best-selling author of Americanah and We Should All Be Feminists. In these twelve riveting stories, the award-winning Chimamanda Ngozi Adichie explores the ties that bind men and women, parents and children, Africa and the United States. Searing and profound, suffused with beauty, sorrow, and…mehr

Produktbeschreibung
In her most intimate and seamlessly crafted work to date, Adichie ("Purple Hibiscus") turns her penetrating eye on not only Nigeria but America, in 12 dazzling stories that explore the ties that bind men and women, parents and children, Africa and the United States.
A dazzling story collection from the best-selling author of Americanah and We Should All Be Feminists. In these twelve riveting stories, the award-winning Chimamanda Ngozi Adichie explores the ties that bind men and women, parents and children, Africa and the United States. Searing and profound, suffused with beauty, sorrow, and longing, these stories map, with Adichie's signature emotional wisdom, the collision of two cultures and the deeply human struggle to reconcile them.
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Autorenporträt
CHIMAMANDA NGOZI ADICHIE grew up in Nigeria. Her work has been translated into more than fifty-five languages. She is the author of the novels  Purple Hibiscus, which won the Commonwealth Writers’ Prize; Half of a Yellow Sun, which was the recipient of the Women’s Prize for Fiction “Best of the Best” award; Americanah, which won the National Book Critics Circle Award; the story collection The Thing Around Your Neck and the essays We Should All Be Feminists and Dear Ijeawele, or A Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions. Her most recent work is an essay about losing her father, Notes on Grief, and Mama’s Sleeping Scarf, a children’s book written as Nwa Grace-James. A recipient of a MacArthur Fellowship, she divides her time between the United States and Nigeria.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2012

Nachrichten aus dem Land der übertriebenen Hoffnungen

Der Stil ist international, die Schauplätze sind es auch: neue Erzählungen der jungen Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie.

Der Vater war Mathematikprofessor, aber in seinem Heimatort trug er einen Ehrentitel, um den ihn selbst mancher Literaturnobelpreisträger beneiden dürfte: "Odeluora", das ist Igbo und bedeutet "Der für die Gemeinschaft schreibt". Denn in seinem Heimatort kamen die meisten Altersgenossen zu dem Universitätsabsolventen, um sich helfen zu lassen, wenn sie Post von einer Behörde erhalten hatten. Die Tochter ist Schriftstellerin, hat aber keine Gemeinschaft, für die sie schreiben könnte. Das ist ihr Thema, zumindest auf gewisse Weise. Die beiden ersten Romane der jungen nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie spielten in Nigeria, jetzt wendet sie sich mit ihrem neuen Erzählungsband "Heimsuchungen" erstmals auch ihrer zweiten Heimat zu.

Als Wole Soyinka 1986 als erster schwarzafrikanischer Schriftsteller den Literaturnobelpreis erhielt, war Chimamanda Ngozi Adichie neun Jahre alt. Ihr Großvater, den sie nie kennengelernt hat, weil er im Biafra-Krieg getötet wurde, hätte eine Figur aus einem der Romane Soyinkas sein können, denn wie Akinyode Soditan, der Dorfschullehrer aus Soyinkas "Ìsara", gehörte er zu jener Generation von Nigerianern, für die Amerika der Name einer im wahrsten Sinne des Wortes unvorstellbaren Märchenwelt war. Für Akinyode bedeutet die spärliche Post, die er von einem amerikanischen Brieffreund erhält, den er nie zu Gesicht bekommen wird, unendlich viel: eine fremde Welt voller Verheißungen. Heute schicken die Enkelkinder der Generation von Akinyode selbst Briefe aus Amerika in die Heimat. Chimamanda Ngozi Adichie, geboren 1977 in Nkussa, ist eines dieser Enkelkinder.

Aber ihre Briefe aus der Neuen Welt, als die man einige der zwölf Erzählungen des Bandes bezeichnen könnte, enthalten wenig Verheißungsvolles. Adichies Figuren schlagen sich als Kindermädchen durch, sie müssen aus Geldnot das Studium aufgeben und jobben in Bars und Restaurants. Amerika ist gekennzeichnet von einer "Fülle übertriebener Hoffnungen". Es ist das "Land des Gebens und Nehmens". In der Regel heißt das: Man muss eine Menge aufgeben, wenn man dort etwas bekommen will.

Nkem hat eine Menge bekommen: ein großes Haus, ein eigenes Auto, eine Hausangestellte und regelmäßige Pilates-Kurse. Aber sie ist nicht mehr, wer sie war. Sie war ein Mädchen aus dem Busch, das unvermutet in die Oberschicht der Hauptstadt eingeheiratet hatte und nach Amerika verpflanzt wurde. Jetzt ist ihr Leben die perfekte Imitation der Durchschnittsexistenz der amerikanischen Ehefrau aus dem gehobenen Mittelstandsmilieu: bar aller materiellen Sorgen, aber nicht mehr ganz faltenfrei und deshalb permanent in Alarmbereitschaft. Und tatsächlich hat ihr Mann, der das Jahr über weiterhin seinen einträglichen Geschäften in Nigeria nachgeht, seine Geliebte in Lagos zu sich ins Haus genommen.

Bevor ihr Mann für den Sommer nach Amerika kommt, schneidet sich Nkem die nach amerikanischem Vorbild sorgfältig entkrausten Haare kurz, um es mit den Kräusellöckchen ihrer jungen Konkurrentin aufnehmen zu können. Nach den ersten Tagen mit einem Mann, der ihr fremd geworden ist, beschließt sie die Rückkehr nach Lagos. Ob die "Imitation" eines fremden Lebensstils, auf den der Titel der Erzählung anspielt, damit beendet ist, muss allerdings offenbleiben. Wenn man so lange in Amerika gewesen ist, hatte ihr zuvor eine Freundin gesagt, könne man nicht mehr zurück, man sei nicht mehr dieselbe: "Man ist nicht wie die Menschen dort."

Chimamanda Ngozi Adichie lebt in den Vereinigten Staaten und in Nigeria. Sie gehört zu jener Generation junger afrikanischer Autoren, die an amerikanischen Universitäten studiert haben und im Stil dortiger Creative-Writing-Kurse für ein Publikum schreiben, das überwiegend in Amerika und Europa zu Hause ist und Afrika meist nur vom Hörensagen kennt. Obwohl in den achtziger Jahren in einer kleinen Universitätsstadt aufgewachsen, machte sie erst spät die Erfahrung, dass es Bücher gibt, die nicht in England oder Amerika spielen, in denen die Figuren nicht ausschließlich weiß sind, die davon berichten, dass Nigeria auch eine vorkoloniale Geschichte besitzt und die Erinnerungen des Landes weiter zurückreichen als bis zum Biafra-Krieg. So wurde Chinuah Achebes Epos "Alles zerfällt", einer der Urtexte der modernen Literatur Afrikas, für sie zu einer auf "großartige Weise schockierenden Entdeckung".

Ihr Debütroman "Blauer Hibiskus", auf Deutsch im Jahr 2005 erschienen, behandelt den Konflikt der Kulturen am Beispiel eines Familientyranns, der sich aus ärmsten Verhältnissen hochgearbeitet hat und als fanatischer Christ die alten Naturreligionen in der Familie nicht duldet. "Die Hälfte der Sonne" erzählt 2007 vom Ende der Kolonialzeit Nigerias und dem schrecklichen Bürgerkrieg, der ausbrach, nachdem sich Biafra 1967 vom Zentralstaat losgesagt hatte.

Das Elend des Krieges mit seinen Flüchtlingen und Hungertoten, das vor vierzig Jahren die westliche Welt schockierte, kehrt als Echo auch in den neuen Erzählband zurück. "Geister", eine der stärksten der zwölf Erzählungen, die Reinhild Böhnke routiniert ins Deutsche übertragen hat, handelt von einem alten Universitätsprofessor, der seit Jahren auf die Auszahlung seiner Pension wartet und vom Ersparten lebt. Seine Frau, die sterben musste, weil die Medikamente aus dem Westen, die man ihr gab, alt und verdorben waren, kehrt regelmäßig aus dem Reich der Toten zu ihm zurück, und nun steht auch noch ein totgeglaubter Weggefährte aus der Vergangenheit vor ihm. Ikenna war damals ein unbeugsamer Vorkämpfer der Unabhängigkeitsbewegung Biafras. Als er verschwand, hielten ihn alle für tot. Aber der aufrechte Ikenna hatte sich rechtzeitig vom Roten Kreuz nach Schweden ausfliegen lassen. Nun ist er noch einmal nach Nigeria zurückgekehrt, ein alter Mann, der "die Last dessen, was hätte sein können, mit sich herumschleppt".

Es sind oft plötzliche, unerwartete Ereignisse, die im Zentrum der Erzählungen stehen. Gewaltausbrüche auf den Straßen, schwerste Übergriffe von Polizeikräften und Geheimdiensten bis hin zum Mord: Die Frau eines Journalisten, der wegen seiner regierungskritischen Artikel gesucht wird, muss mitansehen, wie ihr vierjähriges Kind erschossen wird. Ein verwöhnter Mittelstandsbengel, der aus Langeweile klaut und sich mit üblen College-Gangs einlässt, landet im Gefängnis, wo sein Leben keinen Pfifferling mehr wert ist. Hier lernt er die Hierarchie unter den Gefangenen schätzen und die Willkür der Wärter hassen. Adichie sucht stets die Momente, in denen Gegensätze aufeinanderprallen, soziale, kulturelle, ethnische. Sie spielt Konstellationen und Konflikte durch, mit Geschick und jener Neigung zu vorhersehbaren Mustern und bewährten erzählerischen Mitteln, die Schreibschulen offenbar mit sich bringen. Vorerst dürfte ihr internationaler Erfolg aber vor allem darauf beruhen, dass hier eine Schriftstellerin ihren Lesern eine fremde Welt näherzubringen versteht, die ihr selbst immer fremder zu werden beginnt.

HUBERT SPIEGEL.

Chimamanda Ngozi Adichie: "Heimsuchungen". Zwölf Erzählungen.

Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012. 304 S., geb., 19,99 [Euro].

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