When Lockhart Flawse is catapulted out of his upper-class and rapunzel-esque life with the curmudgeonly Flawse Senior, he must enter the world of suburbia, and marriage. Rendered an absolute twit in modern society by his medieval upbringing, Lockhart must resort to drastic tactics in his attempt to return to Flawse House.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2012Süddeutsche Zeitung Bibliothek
Bibliothek des Humors 16
Jäger der
Verdammten
Tom Sharpe:
„Familienbande“
Es scheint gleich zu Beginn des Romans eine, sagen wir, Win-Win-Situation erster Güte zu sein, die sich auf dem Kreuzfahrtschiff ergibt: Nur zu gern erteilt der 90-jährige Mr. Flawse der Hochzeit seines Enkelsohnes Lockhart mit der schönen Jessica Sandicott seinen Segen, wird er auf diese Weise doch den ungeliebten Bastard los, an dessen Zeugung, so sein quälender Verdacht, er möglicherweise nicht ganz unbeteiligt war. Im Gegenzug, das ist die Bedingung, ehelicht der Großvater ohne größere Bedenken Jessicas heiratswütige Mutter, und selbst die unerwartet ausgeprägten Triebe des alten Flawse können Mrs. Sandicotts Vorfreude auf eine vermeintlich baldige Erbschaft nicht trüben. Lockhart und Jessica jedoch sind unsterblich verliebt – und grenzenlos naiv. Besonders den tugendhaften Lockhart trifft das neue Leben in einem Londoner Vorort unvorbereitet. Zwar hat er sich auf dem abgelegenen Anwesen Flawse Hall zu einem exzellenten Jäger entwickelt und sich beachtliche Mathematikkenntnisse angeeignet, doch die Regeln der lasterhaften englischen Gesellschaft sind ihm fremd.
Was die Satire darf? Alles. Tom (Thomas Ridley) Sharpe, geboren 1928, verkörpert diese Haltung seit mehr als 40 Jahren. Mit seinen schonungslosen Gesellschaftsporträts zählt er zu den erfolgreichsten zeitgenössischen Autoren Englands. Im deutschen Sprachraum ist er spätestens seit „Puppenmord“ (1976) bekannt. Der Roman wurde 1989 verfilmt.
Wie der desillusionierte Jäger Lockhart schließlich gegen die Gesellschaft in den Krieg zieht, wie er die sexuellen Perversionen, die heuchlerische Prüderie und Betrügereien seines maroden Umfelds minutiös für einen Schlachtplan nutzt, spottet der Beschreibung. Jedenfalls bringt er mit wenig zimperlichen Mitteln Chaos über das beschauliche East Pursley. So ahnungslos und rein der junge Lockhart diese neue Welt zunächst betritt, so konsequent lernt er es, die Eitelkeiten und Schwächen seiner Mitmenschen gegen sie zu verwenden. Ob Steuerhinterziehung, Ehebruch oder Inzest, Tom Sharpe lässt in „Familienbande“, erschienen 1978, keinen menschlichen Makel aus. Bei dieser Groteske bleibt kein Auge trocken, das ist zwar nicht subtil, dafür aber gnadenlos. Ebenso wie die Jagd selbst.
FELIX SCHEUERECKER
Tom Sharpe. Foto: Corbis
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Bibliothek des Humors 16
Jäger der
Verdammten
Tom Sharpe:
„Familienbande“
Es scheint gleich zu Beginn des Romans eine, sagen wir, Win-Win-Situation erster Güte zu sein, die sich auf dem Kreuzfahrtschiff ergibt: Nur zu gern erteilt der 90-jährige Mr. Flawse der Hochzeit seines Enkelsohnes Lockhart mit der schönen Jessica Sandicott seinen Segen, wird er auf diese Weise doch den ungeliebten Bastard los, an dessen Zeugung, so sein quälender Verdacht, er möglicherweise nicht ganz unbeteiligt war. Im Gegenzug, das ist die Bedingung, ehelicht der Großvater ohne größere Bedenken Jessicas heiratswütige Mutter, und selbst die unerwartet ausgeprägten Triebe des alten Flawse können Mrs. Sandicotts Vorfreude auf eine vermeintlich baldige Erbschaft nicht trüben. Lockhart und Jessica jedoch sind unsterblich verliebt – und grenzenlos naiv. Besonders den tugendhaften Lockhart trifft das neue Leben in einem Londoner Vorort unvorbereitet. Zwar hat er sich auf dem abgelegenen Anwesen Flawse Hall zu einem exzellenten Jäger entwickelt und sich beachtliche Mathematikkenntnisse angeeignet, doch die Regeln der lasterhaften englischen Gesellschaft sind ihm fremd.
Was die Satire darf? Alles. Tom (Thomas Ridley) Sharpe, geboren 1928, verkörpert diese Haltung seit mehr als 40 Jahren. Mit seinen schonungslosen Gesellschaftsporträts zählt er zu den erfolgreichsten zeitgenössischen Autoren Englands. Im deutschen Sprachraum ist er spätestens seit „Puppenmord“ (1976) bekannt. Der Roman wurde 1989 verfilmt.
Wie der desillusionierte Jäger Lockhart schließlich gegen die Gesellschaft in den Krieg zieht, wie er die sexuellen Perversionen, die heuchlerische Prüderie und Betrügereien seines maroden Umfelds minutiös für einen Schlachtplan nutzt, spottet der Beschreibung. Jedenfalls bringt er mit wenig zimperlichen Mitteln Chaos über das beschauliche East Pursley. So ahnungslos und rein der junge Lockhart diese neue Welt zunächst betritt, so konsequent lernt er es, die Eitelkeiten und Schwächen seiner Mitmenschen gegen sie zu verwenden. Ob Steuerhinterziehung, Ehebruch oder Inzest, Tom Sharpe lässt in „Familienbande“, erschienen 1978, keinen menschlichen Makel aus. Bei dieser Groteske bleibt kein Auge trocken, das ist zwar nicht subtil, dafür aber gnadenlos. Ebenso wie die Jagd selbst.
FELIX SCHEUERECKER
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[A] romp about one of nature's gentlemen making his innocent and ruthless way through the jungle of contemporary sex, VAT, law and order, etc. - savage, knock-about farce Observer