Tiffany blickt auf eine fast 200-jährige Geschichte zurück und das Firmenarchiv, das spätestens seit dem Bürgerkrieg lückenlos geführt wird, beherbergt eine Unmenge an interessanten Dokumenten und Objekten. Es ist ein Buch der Geschichten für denjenigen, der sie zu lesen weiß.
Charles Lewis
Tiffany und sein Sohn Louis Comfort Tiffany setzten in Bezug auf Qualität und Marketing Maßstäbe, die…mehrTiffany blickt auf eine fast 200-jährige Geschichte zurück und das Firmenarchiv, das spätestens seit dem Bürgerkrieg lückenlos geführt wird, beherbergt eine Unmenge an interessanten Dokumenten und Objekten. Es ist ein Buch der Geschichten für denjenigen, der sie zu lesen weiß.
Charles Lewis Tiffany und sein Sohn Louis Comfort Tiffany setzten in Bezug auf Qualität und Marketing Maßstäbe, die zum Teil bis heute gelten. Ihre Methoden waren innovativ, ihre Designer wegweisend, Materialien und Verarbeitung von höchster Qualität. Gleichzeitig hat Tiffany immer schon verschiedene Marktsegmente abgedeckt, vom Luxusschmuck für die Happy Few bis zur originellen Serienproduktion für die breitere Masse.
„The Tiffany Archives“ zeigt, wie und womit die Firma ihren Erfolg begründet hat. Darunter ist frühes Werbematerial, Geschäftsbücher, Entwurfszeichnungen und zahlreiche Belegstücke, die entweder nie in den Verkauf gingen (wie der berühmte gelbe Tiffany Diamant) oder später auf Auktionen zurückgekauft wurden. Dieses Archiv ist wie ein lebendiger Organismus, mit eigenem Gedächtnis, der sich ständig verändert. Gleichzeitig ist das Archiv auch Speicher von Weltgeschichte, in dem sich zum Beispiel Eintrittskarten für die Einweihung der Brooklyn Bridge oder der Freiheitsstatue finden. Vor allem aber lassen sich hier alle Stilentwicklungen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nachvollziehen, wobei Tiffany nicht selten als Vorreiter fungierte. Seine Designs laufen den weltweiten Moden oft fünf bis zehn Jahre voraus, bevor sie zum Mainstream wurden.
Die abgebildeten Dokumente, erlesenen Schmuckstücke und hochwertigen Gebrauchsgegenstände aus Edelmetall haben mehrere Schwerpunkte: Am Ende des 19. Jahrhunderts, als Tiffany mit dem Girlandenstil den Schmucktrend des Golden Age begründete, im Art Déco, mit seinem typischen geometrischen Brillant/Platin-Schmuck und in den Sechzigern, als Audrey Hepburn Tiffany (und sich selbst) zur Stilikone machte. Hepburns Typoskript von „Frühstück bei Tiffanys“ befindet sich übrigens heute auch im Firmenarchiv und als Abbildung im Buch. So sind nicht wenige Exponate auf den ersten Blick unscheinbare, etwas vergilbte und manchmal sogar zerfledderte Seiten, wer aber die Beschreibungen liest, bekommt zwangsläufig große Augen. Die Geschichten und Namen hinter den Dingen machen den Unterschied. Sie erschaffen und erhalten die Aura dieser wahrscheinlich berühmtesten Goldschmiede der Welt, die nun seit fast 200 Jahren den Weg im Schmuckdesign maßgeblich mitbestimmt. Da wird auch 3D-Druck und KI-Design nichts dran ändern, denn Tiffany kann etwas, was auch die beste KI nicht vermag: Tiffany erfindet sich ständig neu.
Das Layout des sorgfältig produzierten Buchs, mit Farbschnitt und Lesebändchen, wirkt wie ein Understatement angesichts des prächtigen Juwelenschmucks auf jeder zweiten Seite, aber durch seine dezente Zurückhaltung kommen die gezeigten Dinge noch besser zur Wirkung. Besonders die handwerkliche Qualität und erlesenen Farbsteine lassen das Herz höherschlagen, selbst wenn das Portemonnaie nein sagt.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)