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High Quality Content by WIKIPEDIA articles! The Turner Diaries is a novel written in 1978 by William Luther Pierce (former leader of the white Nationalist organization National Alliance) under the pseudonym "Andrew Macdonald". The Turner Diaries depicts a violent revolution in the United States which leads to the overthrow of the United States federal government, nuclear war, and, ultimately, to the extermination of all Jews and non-whites. The book was called "explicitly racist and anti-Semitic" by the New York Times and has been labeled the "bible of the racist right" by the Federal Bureau of Investigation.…mehr

Produktbeschreibung
High Quality Content by WIKIPEDIA articles! The Turner Diaries is a novel written in 1978 by William Luther Pierce (former leader of the white Nationalist organization National Alliance) under the pseudonym "Andrew Macdonald". The Turner Diaries depicts a violent revolution in the United States which leads to the overthrow of the United States federal government, nuclear war, and, ultimately, to the extermination of all Jews and non-whites. The book was called "explicitly racist and anti-Semitic" by the New York Times and has been labeled the "bible of the racist right" by the Federal Bureau of Investigation.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.2021

Das Spektakel all der Truppen und Waffen
Ein rechtsradikales Romanmachwerk war die literarische Blaupause für den Sturm aufs Kapitol: "The Turner Diaries" / Von Ilija Trojanow

Als ich vor Jahr und Tag für meinen Roman "Doppelte Spur" die Genesis der Digitalkabale QAnon recherchierte, stolperte ich in den Eingeweiden des Darknets auf ein oft erwähntes Buch mit dem unscheinbaren Titel "The Turner Diaries", seit Jahrzehnten ein amerikanischer Bestseller außerhalb des regulären Buchhandels - von den vielen Nachdrucken sind inzwischen mehr als eine halbe Million Exemplare verkauft worden. Dieser Roman ist die perverse Phantasmagorie von der Machtübernahme der weißen Rasse samt gelungener ethnischer Säuberung aller anderen (an erster Stelle Juden). Selbst beim Durchblättern wird einem schnell übel.

Ein dieser Tage weitverbreitetes Foto erinnerte mich sofort an dieses Machwerk und seinen erstaunlichen Einfluss. Unbekannte hatten am Tag des Sturms auf das Kapitol einen Galgen in dessen Nähe errichtet. Das Bild des baumelnden Stricks beschwört "The Day of the Rope" herauf, eine Schlüsselszene des Romans: "Heute war der Tag des Stricks, ein grimmiger und blutiger Tag, aber ein unvermeidlicher." Der Tag, an dem die heldenhaften Nazis in Kalifornien endgültig "Frieden schaffen", nach ausdauernden Protesten ihrer Gegner. "Sie skandierten ,Rassismus muss verschwinden' und ,Gleichheit für alle' sowie andere Slogans, die ihnen die Juden eingetrichtert haben." Das hat - zumindest in Greater Los Angeles - nun ein Ende. "An Zehntausenden von Laternenpfählen, Strommasten und Bäumen in diesem riesigen Ballungsgebiet baumeln grausige Gestalten." Unzählige Leichen, an denen zwei Schilder hängen - entweder "Ich habe meine Rasse verraten" oder "Ich habe meine Rasse geschändet".

Wie wir inzwischen wissen, planten mehrere der Eindringlinge, Vize-Präsident Mike Pence an einem Baum vor dem Kapitol aufzuknüpfen. Videoaufnahmen zeigen zudem, dass mehrere der paramilitärisch gekleideten Männer reichlich Kabelbinder bereithielten, um all die "Verräter" zunächst zu fesseln. Nur die anklagenden Schilder fehlten. Jene rechtsextremen User, die in den Tagen vor dem 6. Januar auf verschiedenen Plattformen dazu aufforderten, "einen Strick mitzubringen", bezogen sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf "The Day of the Rope", ein in solchen Kreisen weithin bekannter "Ehrentag", auch wenn bislang nur in der Phantasie vorweggenommen. "The Turner Diaries" sind vom FBI als "Bibel der rassistischen Rechten" eingestuft worden, was deren Autor so sehr schmeichelte, dass er diese Verurteilung gleich als Werbespruch auf dem Umschlag des nächsten Nachdrucks verwendete.

Geschrieben wurde die neonazistische Kolportage von einem gewissen William Luther Pierce, geboren 1933 in Atlanta, Georgia, einem promovierten Physiker, der seine Karriere an den Nagel hängte, um "sich gänzlich dem Dienst an meinem Volk zu widmen", und zwar als führendes Mitglied der National Alliance (später National Vanguard). Den größten Erfolg hatte er mit der Publikation seines ersten Romans, der 1976 unter dem Pseudonym Andrew MacDonald erschien.

Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass "The Turner Diaries" als Blaupause für ein Gewaltverbrechen gedient hätten. Timothy McVeigh, der 1995 in Oklahoma City ein Verwaltungsgebäude in die Luft sprengte und 168 Menschen tötete, war besessen von diesem Buch, das er jahrelang auf Waffenmessen zum halben Preis verscherbelte. In seinem Wagen wurden nach seiner Verhaftung ein Gewehr, ein Messer und einige Seiten aus "The Turner Diaries" gefunden. Im Prozess berichtete McVeighs Schwester von seiner Obsession. Er habe sie gezwungen, das Buch zu lesen. Kurz vor dem Anschlag habe er sieben ausgewählte Seiten daraus an sie geschickt.

Vielleicht befand sich darunter auch jene Szene, in der die Hauptfigur Earl Turner die Zentrale des FBI an der Pennsylvania Avenue mit Ammoniumnitrat und Dynamit (genau dem Sprengstoff von McVeigh) in die Luft jagt und Hunderte von Menschen umbringt. Leichte Gewissensbisse stellen sich im Buch ein, werden jedoch schnell beiseitegeschoben: "Es gibt keine Möglichkeit, das System zu zerstören, ohne Tausende unschuldiger Menschen zu opfern. ... wenn wir dieses Krebsgeschwür nicht aus unserem lebenden Fleisch herausschneiden, wird unsere ganze Rasse sterben".

Die Aufzeichnungen enden mit einem Selbstmordanschlag von Turner, der mit einem Kleinflugzeug samt "60-Kilotonnen-Sprengkopf" das Pentagon auslöscht. Nicht ganz unwesentlich ist der Kalendertag, an dem dieser Anschlag ausgeführt wird: der 9. November, "unser traditioneller Märtyrertag". Wer die Sprengkraft der jüngsten Ereignisse in den Vereinigten Staaten unterschätzt, wird durch dieses Datum auf historischem Umweg vielleicht zum Überdenken angeregt. Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler unter Duldung und zum Teil tätiger Mithilfe der bayerischen Regierung sowie Verwaltung, die Macht mittels eines Putsches zu übernehmen, zuerst in München und danach dem Plan zufolge im ganzen Deutschen Reich. Der Putsch misslang bekanntlich, die Machtübernahme wurde verschoben, um keine zehn Jahre.

Der 9. November erweist sich in "The Turner Diaries" als enorm symbolträchtiger Tag. Am 9. November 1989 wird Turner wegen unerlaubten Waffenbesitzes verhaftet; am 9. November 1991 gibt es eine Sondersitzung des Kongresses, um Gesetze im Kampf gegen Rassismus und Terrorismus einzuführen. "Das Kapitol war von etwa 3000 bis 5000 Geheimpolizisten und schwerbewaffneten Soldaten umstellt. Jeeps mit montierten Maschinengewehren waren überall . . . Keine Bande von Guerrilleros, die auf Sabotage oder Attentate aus war, hätte es bis auf zwei Häuserblocks heran geschafft ... Offensichtlich hat die Regierung die Sicherheitsvorkehrungen übertrieben, um das Gefühl der Dringlichkeit des Anlasses zu verstärken. Das Spektakel all der Truppen und Waffen rund um das Kapitol ließ in den Köpfen der Fernsehzuschauer keinen Zweifel aufkommen, dass im Lande eine Notsituation herrscht, die von der Regierung die schärfsten Maßnahmen verlangt." Ein gewisses prophetisches Talent ist Herrn Pierce nicht abzusprechen. Und am 9. November 1993 läutet das Martyrium von Earl Turner das Ende des verhassten Systems ein. Schon sechs Jahre später ist der Endsieg vollbracht, "nur 110 Jahre nach der Geburt des Großen Auserwählten ist der Traum von einer Weißen Welt endlich wahr geworden".

Ilija Trojanow ist Schriftsteller. Zuletzt erschien sein Roman "Doppelte Spur" (S. Fischer).

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