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A revisionist account of the role of America and Britain in Europe from 1919 1932.

Produktbeschreibung
A revisionist account of the role of America and Britain in Europe from 1919 1932.
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Autorenporträt
Patrick O. Cohrs is Associate Professor of History and International Relations at Yale University. Professor Cohrs received his doctorate from the University of Oxford in 2002. He has held fellowships at the Center for European Studies and the Kennedy School's Belfer Center for Science and International Affairs at Harvard University. Before moving to Yale, he was the Alistair Horne Fellow at St Antony's College, Oxford, and taught at Humboldt University Berlin. Professor Cohrs is currently working on a history of the Pax Americana which reappraises American aspirations for a 'new world order' from their origins to the Cold War and explores how far they contributed to the creation of a more legitimate international system. He teaches courses in modern international history, particularly on the United States and the world, the history of global, transatlantic and European international politics, and classic and new approaches to international history. He is one of the co-founders of the Yale International History programme.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2008

Fronten auflockern
London, Washington und die Stabilisierung Europas

Im Oktober 1925, also knapp sieben Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, sprach die Frankfurter Zeitung von einem Paradigmenwechsel in der internationalen Politik. Anlass war der Abschluss der Konferenz von Locarno, wo Deutschland seine im Versailler Vertrag festgelegte Westgrenze sowie die dauerhafte Entmilitarisierung des Rheinlands anerkannte. Für die Ostgrenze sollte gelten, dass sie nur mit friedlichen Mitteln verändert werden durfte. Es schien gelungen zu sein, das Prinzip des Gewaltverzichts vertraglich zu verankern. Der "wahre Sinn der Konferenz" bestehe in der Verpflichtung, "alle Streitigkeiten auf friedlichem Weg zu regeln". Die "Theorie des bewaffneten Friedens", deren Anhänger an Sicherheit durch Rüstung und Abschreckung glaubten, gehöre der Vergangenheit an. "Nach dem Weltkrieg hat niemand mehr das Recht, den Weg zum Frieden über den Krieg zu suchen. In diesem Sinn krönt das Werk von Locarno die innere Entwicklung der Völker."

Was war geschehen? Deutschland war unter der außenpolitischen Führung von Gustav Stresemann in den Kreis der europäischen Großmächte zurückgekehrt. Auf französischer Seite erklärte Außenminister Aristide Briand den Verzicht auf die von 1919 bis 1923 praktizierte Sanktionspolitik, mit der Frankreich die Erfüllung der aus dem Versailler Vertrag resultierenden militärischen Beschränkungen und vor allem der Deutschland auferlegten Reparationsleistungen erzwungen hatte. Die Kriegsgegner und "Erbfeinde" waren aufeinander zugegangen, auf den Diktatfrieden von Versailles war der Verhandlungsfrieden von Locarno gefolgt - Grund genug, um den Leitartikler der Frankfurter Zeitung optimistisch in die Zukunft blicken zu lassen. Auch international fehlte es nicht an Anerkennung: Gemeinsam erhielten Briand und Stresemann 1926 den Friedensnobelpreis.

Schon die Zeitgenossen - und unter ihnen nicht zuletzt Stresemann - wussten, dass der Wechsel von Ultimaten zu Verhandlungen, von militärisch erzwungener Status-quo-Sicherung zu friedlichem Wandel, von konfrontativen Allianzen zu multilateraler Kooperation nicht nur eine Frage des politischen Willens und Umdenkens, sondern auch materieller Anreize und Interessen war. Auch die Historiker haben sich schon früh mit der Rolle von Bankiers- und Wirtschaftsdiplomatie befasst, um den Sinneswandel zwischen Versailles und Locarno plausibel machen zu können. In dieser Weise hat Werner Link 1970 die amerikanische Stabilisierungspolitik im Deutschland der zwanziger Jahre gründlich analysiert. Nun hat Patrick O. Cohrs das Wechselspiel zwischen internationaler wirtschaftlicher Verflechtung und politischer Deeskalation erneut durchleuchtet. Er beschreibt das Interesse des anglo-amerikanischen Tandems an einem Wirtschaftsfrieden in Europa, der als Initialzündung für politische Entspannung dienen sollte und tatsächlich auch diente.

Nachdem die Vereinigten Staaten sich zunächst dem Versailler System verweigert hatten, kehrten sie 1923/24 in enger Abstimmung mit Großbritannien nach Europa zurück, auch wenn die Politik im Hintergrund blieb und Washington den Banken das Feld überließ. Das Dawes-Abkommen von 1924, mit dem die Reparationsfrage entschärft wurde, trug den Namen eines amerikanischen Bankiers. Es machte den Weg frei für amerikanische Investitionen und Kredite, auf die sowohl das ausgezehrte Deutschland als auch das an die Grenze seiner finanziellen Leistungsfähigkeit gelangte Frankreich angewiesen waren. Hinzu kam die britische Diplomatie zunächst von Ramsay MacDonald, der 1924 die erste Labour-Regierung Großbritanniens bildete, und dann des konservativen Außenministers Austen Chamberlain. Beide halfen auf der politischen Ebene, die Fronten zwischen Frankreich und Deutschland aufzulockern. Die Vereinigten Staaten und Großbritannien setzten sich für eine Befriedung Europas ein, um ihre globalen Interessen - die einen als stärkste Finanz- und Wirtschaftsmacht, die anderen als Weltmacht im Niedergang - verfolgen zu können. In Übereinstimmung mit der 2005 erschienenen großen Studie von Zara Steiner zur internationalen Geschichte der zwanziger Jahre erblickt Cohrs in der Ordnung von Locarno die Umrisse einer transatlantischen Friedensordnung, von der er den Bogen zu derjenigen schlägt, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist.

Mit dem Vertragswerk von Locarno und der 1926 erfolgten Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund entstand eine westlich orientierte Friedenszone, deren baldige Auflösung keineswegs vorgegeben war. Cohrs macht aber schon mit dem Titel seines Buches deutlich, dass es sich um einen Friedensprozess handelte, der erst eingeleitet und noch keineswegs verfestigt war. Für eine Konsolidierung habe bis zum säkularen Einbruch durch die Weltwirtschaftskrise nicht genügend Zeit zur Verfügung gestanden. Darüber hinaus arbeitet der Autor klar heraus, dass die Zeit auch nicht ausreichend genutzt wurde. Die Suche nach "gleichlaufenden Interessen" (Stresemann) stieß sowohl in Deutschland als auch in Frankreich je länger, desto mehr auf erhebliche Vorbehalte. Den deutschen Kritikern der Entspannungspolitik war das Tempo der Revision des Versailler Vertrags zu langsam. Aus französischer Sicht war Stresemanns Politik eine Fortsetzung alter deutscher Hegemonialambitionen im neuen Gewand der ökonomischen Variante deutscher Machtpolitik. Angesichts solcher retardierender Momente hätten die anglo-amerikanischen Protagonisten eines Wirtschaftsfriedens zu sehr auf dessen Eigendynamik gesetzt und sicherheitspolitisch zu wenig getan, um ihn wetterfest zu machen. Ein Befund, der offensichtlich über den hier untersuchten Einzelfall hinausweist.

GOTTFRIED NIEDHART

Patrick O. Cohrs: The Unfinished Peace after World War I. America, Britain and the Stabilisation of Europe, 1919-1932. Paperback. Cambridge University Press, Cambridge 2007. 693 S., 18,99 Pfund.

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