_WINNER OF THE NATIONAL BOOK AWARD FOR NON-FICTION_
'A Great American Novel in the guise of a Great Nonfiction Epic, The Unwinding asks...do we truly like the world we have made for ourselves?' The Times
America is in crisis.
In the space of a generation the country has become divided between winners and losers, with its political system on the verge of breakdown and its people adrift amongst failing institutions.
In The Unwinding, George Packer tells the human story of America's vertiginous collapse. Dean Price is a sustainability evangelist in the rural South; Tammy Thomas, a factory worker trying to survive the collapse of the Rust Belt; Jeff Connaughton, a political careerist in Washington, and Peter Thiel, a controversial Silicon Valley billionaire. Journeying across three decades, Packer weaves the stories of these four Americans together to paint a rich, complex and compelling portrait of contemporary America as it stands at this, its mostpivotal moment.
'Hums - with sorrow, with outrage and with compassion... Close to a non-fiction masterpiece' The New York Times
'A Great American Novel in the guise of a Great Nonfiction Epic, The Unwinding asks...do we truly like the world we have made for ourselves?' The Times
America is in crisis.
In the space of a generation the country has become divided between winners and losers, with its political system on the verge of breakdown and its people adrift amongst failing institutions.
In The Unwinding, George Packer tells the human story of America's vertiginous collapse. Dean Price is a sustainability evangelist in the rural South; Tammy Thomas, a factory worker trying to survive the collapse of the Rust Belt; Jeff Connaughton, a political careerist in Washington, and Peter Thiel, a controversial Silicon Valley billionaire. Journeying across three decades, Packer weaves the stories of these four Americans together to paint a rich, complex and compelling portrait of contemporary America as it stands at this, its mostpivotal moment.
'Hums - with sorrow, with outrage and with compassion... Close to a non-fiction masterpiece' The New York Times
Packer's is an American voice of exceptional clarity and humanity in a tradition of reportage that renders the quotidian extraordinary. When our descendants survey the ruins of this modern imperium and sift its cultural detritus, American voices like this will be the tiny treasures that endure. David Goldbatt Independent
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2014Unter Geiern
Die USA sind in schlechtem Zustand, institutionell und im Alltagsleben: George Packer schildert, was aus einem Land wird,
dessen Politiker ihre Meinungen danach ausrichten, welche Lobby ihren nächsten Wahlkampf finanziert
VO N BERND GREINER
Was zum Teufel ist nur mit diesem Land los? „See America, The Land of Decay & Dysfunction“ ist das neue Heft von Foreign Affairs betitelt – die politische Bibel der Ostküstenelite attestiert der eigenen Gesellschaft Verfall und chronische Funktionsstörungen, die Tagespresse bestätigt den Befund in schier endloser Variation: „Mittleres Haushaltseinkommen von Steuerzahlern unter 65 Jahren seit 2000 um 11,2 Prozent gefallen“; „Armutsrate höher als in den 1970er-Jahren“; „Zwölf Prozent der Soldaten im aktiven Dienst krankhaft übergewichtig“; „Pentagon überlässt Polizei seit Mitte der 1990er-Jahre Kriegsgerät im Wert von mehr als fünf Milliarden Dollar“ ( New York Times und Washington Post , 16./17. September 2014). Und in den U-Bahnhöfen der Hauptstadt vergehen keine fünf Minuten ohne Warnungen vor allen möglichen Bedrohungen beim Benutzen von Aufzügen und Rolltreppen oder beim bloßen Warten auf den nächsten Zug. Der Gruß „Have a nice day!“ – war gestern. Heute heißt es stattdessen: „Have a safe day!“
Aus den ungezählten Publikationen über amerikanische Zustände unserer Tage sticht eine Neuerscheinung heraus: Die Collage des Starreporters des New Yorker und Pulitzerpreisträgers George Packer. Vorgestellt werden zwei Städte (Tampa, Florida und Youngstown, Ohio) und 13 Individuen aus allen Schichten, Altersgruppen und Landesteilen, darunter auch Prominente wie Colin Powell und Oprah Winfrey.
Die Lebenswege der Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Für die einen ist ihr amerikanischer Traum wahrgeworden, andere hecheln ihm umso verbissener hinterher, je mehr ihnen danebengeht. Und dann gibt es noch die Ausgeschlossenen, deren Hoffnung auf das unwahrscheinliche Gelingen am Ende nur noch Selbstbetrug am Rande der Würdelosigkeit ist. Das Mosaik dieser biografischen Fragmente ist weit mehr als die Summe seiner Teile. Es spiegelt tatsächlich, wie es im Untertitel heißt, die innere Geschichte des heutigen Amerika.
Unvergesslich das Porträt von Tammy Thomas, die eine einigermaßen glückliche Kindheit in Youngstown, Ohio verbrachte und seit den späten 1970ern die galoppierende Verwüstung der dortigen Stahlindustrie erlebte. Fotoalben nimmt sie gar nicht mehr in die Hand. „Von den Gesichtern auf den alten Klassenfotos waren mehr als die Hälfte im Gefängnis oder auf Drogen oder tot.“ Wie Packer den Überlebenskampf in Sozialruinen schildert, etwa Tammys willkürliche Kündigung einen Tag vor der Bezugsberechtigung ihrer betrieblichen Krankenversicherung, setzt ein Ausrufezeichen hinter einen verallgemeinerbaren Befund: Keine hochentwickelte Industrienation ist derart unfähig, um nicht zu sagen unwillig, mit den Schockwellen von Industrie- und Finanzkrisen umzugehen.
Allmählich dämmert es Beobachtern aus Presse und Politik, welchen Preis man für die faktische Abschaffung der Gewerkschaftsbewegung zahlt. Sage und schreibe sechs Prozent der Beschäftigten im nichtstaatlichen Sektor können noch mit dem Schutz einer kollektiven Interessenvertretung rechnen, Tendenz fallend. Nicht zuletzt deshalb führen Mittelklassefamilien Tag für Tag einen aufreibenden Kampf um den Erhalt ihres Status quo. Und für die im unteren Drittel kann schon ein platter Reifen den sozialen Ruin besiegeln.
Wie soll man es nennen, wenn eine Familie (die Gründer von „Walmart“) so viel Geld besitzt wie die unteren 30 Prozent der Amerikaner? Wenn die Schere zwischen privatem Reichtum und öffentlicher Armut sich ständig weiter öffnet? Auch dem sprachgewandten George Packer gehen die Synonyme für „empörend“ oder „obszön“ aus. „Unter Geiern“ wäre auch ein angemessener Titel für sein Buch. – Warum laufen alle Versuche, diesen Problemen politisch beizukommen, seit gut drei Jahrzehnten ins Leere? Ob es um Schulen, Straßen oder Armutsbekämpfung geht, Programme zur Förderung des Gemeinwohls werden vom Kongress zuverlässig bis zur Unkenntlichkeit kleingehäckselt, selbst Obamas Gesundheitsreform droht in der nächsten Legislaturperiode dieses Schicksal. An landläufigen Erklärungen mangelt es nicht: Druck der Globalisierung von außen; institutionelle Bewegungsarmut im Inneren; Gier in Zeiten billigen Geldes. George Packer sieht darin in erster Linie Illustrationen intellektueller Faulheit, bequeme Fluchten in eine vernebelte Welt, in der Politik keine Adresse mehr hat und Akteure namenlos bleiben.
Dem Geschwurbel setzt er eine griffige These entgegen. Die Institutionen, Gesetze und Normen, die zwischen den Dreißiger- und Achtzigerjahren Amerikas Kapitalismus halbwegs sozialverträglich gemacht hatten, gingen nicht an Altersschwäche zugrunde oder weil sie mit neuartigen Problemen überfordert gewesen wären. Sie scheitern auch nicht mangels Ideen für eine zeitgemäße Renovierung. Vielmehr wurden sie vorsätzlich kaputt gemacht, weil eine neoliberale Elite aus Wirtschafts- und Finanzmagnaten nebst gleichgesinnten Politikern – andernorts würde man von Oligarchen reden – es so wollte. Und weil sie es in Ermangelung starker Gegner auch konnte.
Sorgsam austarierte soziale Sicherungssysteme blieben ebenso auf der Strecke wie Gesetze zur Sicherung privater Spareinlagen. Was als Brandrodung regulierter Marktwirtschaft begonnen wurde, hinterließ eine Landschaft ohne Schutzwälle, die Politik der Privaten steht in keinem Verhältnis mehr zum öffentlichen Interesse.
Damit ist George Packer beim archimedischen Punkt angelangt, beim Triumph der Lobby-Industrie. 175 registrierte Lobby-Firmen gab es im Jahr 1971, heute sind es knapp 14 000. „Sie führen Interessenvertreter und Politiker zusammen und verbinden sie mit dem Klebstoff der Parteienspende.“ Wohl wahr. Mittlerweile fließen mehr als vier Milliarden Dollar jährlich. Selbst handzahme Journalisten beschreiben den Alltag von Kongressabgeordneten als zweigeteilt: Die eine Hälfte vergeht mit dem Auftreiben von Geld für den nächsten Wahlkampf, die andere mit Kopfzerbrechen darüber, was die Spender wohl vom Abstimmungsverhalten der Empfänger im Parlament halten.
Der Kongress und viele bundesstaatliche Parlamente sind zur Beute von Lobbyisten geworden. Gesetze werden wie hinderliches Beiwerk behandelt, bei Bedarf auch als fortschrittsfeindlicher Ballast öffentlich geschmäht. Wie jüngst die Abwicklung der Banken- und Immobilienkrise gezeigt hat, ist es den Lobby-Verbänden jedweder Couleur im Grunde egal, wer unter ihnen die parlamentarische Mehrheit stellt. Sie kennen – in Anlehnung an den bekannten Spruch von Margaret Thatcher – keine Gesellschaft, nur auftraggebende Individuen. Allein die diesbezüglichen Passagen, gestützt auf Erfahrungen eines langjährigen Mitarbeiters im Stab von Vizepräsident Joe Biden, geben dem Buch mehr Gewicht als vielen politikwissenschaftlichen Analysen.
Aufgewachsen im Geist des amerikanischen Optimismus und im Glauben an die Kraft zur Umkehr, klopft Packer jede seiner Geschichten auf Indikatoren zur Besserung ab. Mehr als vage Hoffnungen findet er zum eigenen Verdruss nicht.
Es mag ja sein, wie viele behaupten, dass fünfzig Jahre gezähmter Kapitalismus die Ausnahme waren und die USA jetzt wieder zu ihrer Normalität zurückfinden. Doch können, wie Packer zeigt, selbst historisch zutreffende Beobachtungen politisch in die Irre führen: Eine Großmacht, die ihren Kompass für eine Politik sozialer Gerechtigkeit über Bord wirft, nimmt auch den Rest der Welt für die Kosten dieser Fahrlässigkeit in Haftung.
George Packer: Die Abwicklung. Eine innere Geschichte des neuen Amerika. Aus dem Amerikanischen von Gregor Hens. S. Fischer, Frankfurt a.M. 2014. 510 S., 24,99 Euro.
Gewerkschaften haben in den
USA so gut wie keinen Einfluss.
Das schadet dem Land
1971 gab es 175 registrierte
Lobbyfirmen. Heute sind es
knapp 14 000
Zelte für Obdachlose: besser als nichts. Das Vermögen der Gründer des US-Unternehmens Walmart ist so groß wie das „Vermögen“ der ärmsten 30 Prozent der US-Bürger.
Foto: Justin Sullivan /AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die USA sind in schlechtem Zustand, institutionell und im Alltagsleben: George Packer schildert, was aus einem Land wird,
dessen Politiker ihre Meinungen danach ausrichten, welche Lobby ihren nächsten Wahlkampf finanziert
VO N BERND GREINER
Was zum Teufel ist nur mit diesem Land los? „See America, The Land of Decay & Dysfunction“ ist das neue Heft von Foreign Affairs betitelt – die politische Bibel der Ostküstenelite attestiert der eigenen Gesellschaft Verfall und chronische Funktionsstörungen, die Tagespresse bestätigt den Befund in schier endloser Variation: „Mittleres Haushaltseinkommen von Steuerzahlern unter 65 Jahren seit 2000 um 11,2 Prozent gefallen“; „Armutsrate höher als in den 1970er-Jahren“; „Zwölf Prozent der Soldaten im aktiven Dienst krankhaft übergewichtig“; „Pentagon überlässt Polizei seit Mitte der 1990er-Jahre Kriegsgerät im Wert von mehr als fünf Milliarden Dollar“ ( New York Times und Washington Post , 16./17. September 2014). Und in den U-Bahnhöfen der Hauptstadt vergehen keine fünf Minuten ohne Warnungen vor allen möglichen Bedrohungen beim Benutzen von Aufzügen und Rolltreppen oder beim bloßen Warten auf den nächsten Zug. Der Gruß „Have a nice day!“ – war gestern. Heute heißt es stattdessen: „Have a safe day!“
Aus den ungezählten Publikationen über amerikanische Zustände unserer Tage sticht eine Neuerscheinung heraus: Die Collage des Starreporters des New Yorker und Pulitzerpreisträgers George Packer. Vorgestellt werden zwei Städte (Tampa, Florida und Youngstown, Ohio) und 13 Individuen aus allen Schichten, Altersgruppen und Landesteilen, darunter auch Prominente wie Colin Powell und Oprah Winfrey.
Die Lebenswege der Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Für die einen ist ihr amerikanischer Traum wahrgeworden, andere hecheln ihm umso verbissener hinterher, je mehr ihnen danebengeht. Und dann gibt es noch die Ausgeschlossenen, deren Hoffnung auf das unwahrscheinliche Gelingen am Ende nur noch Selbstbetrug am Rande der Würdelosigkeit ist. Das Mosaik dieser biografischen Fragmente ist weit mehr als die Summe seiner Teile. Es spiegelt tatsächlich, wie es im Untertitel heißt, die innere Geschichte des heutigen Amerika.
Unvergesslich das Porträt von Tammy Thomas, die eine einigermaßen glückliche Kindheit in Youngstown, Ohio verbrachte und seit den späten 1970ern die galoppierende Verwüstung der dortigen Stahlindustrie erlebte. Fotoalben nimmt sie gar nicht mehr in die Hand. „Von den Gesichtern auf den alten Klassenfotos waren mehr als die Hälfte im Gefängnis oder auf Drogen oder tot.“ Wie Packer den Überlebenskampf in Sozialruinen schildert, etwa Tammys willkürliche Kündigung einen Tag vor der Bezugsberechtigung ihrer betrieblichen Krankenversicherung, setzt ein Ausrufezeichen hinter einen verallgemeinerbaren Befund: Keine hochentwickelte Industrienation ist derart unfähig, um nicht zu sagen unwillig, mit den Schockwellen von Industrie- und Finanzkrisen umzugehen.
Allmählich dämmert es Beobachtern aus Presse und Politik, welchen Preis man für die faktische Abschaffung der Gewerkschaftsbewegung zahlt. Sage und schreibe sechs Prozent der Beschäftigten im nichtstaatlichen Sektor können noch mit dem Schutz einer kollektiven Interessenvertretung rechnen, Tendenz fallend. Nicht zuletzt deshalb führen Mittelklassefamilien Tag für Tag einen aufreibenden Kampf um den Erhalt ihres Status quo. Und für die im unteren Drittel kann schon ein platter Reifen den sozialen Ruin besiegeln.
Wie soll man es nennen, wenn eine Familie (die Gründer von „Walmart“) so viel Geld besitzt wie die unteren 30 Prozent der Amerikaner? Wenn die Schere zwischen privatem Reichtum und öffentlicher Armut sich ständig weiter öffnet? Auch dem sprachgewandten George Packer gehen die Synonyme für „empörend“ oder „obszön“ aus. „Unter Geiern“ wäre auch ein angemessener Titel für sein Buch. – Warum laufen alle Versuche, diesen Problemen politisch beizukommen, seit gut drei Jahrzehnten ins Leere? Ob es um Schulen, Straßen oder Armutsbekämpfung geht, Programme zur Förderung des Gemeinwohls werden vom Kongress zuverlässig bis zur Unkenntlichkeit kleingehäckselt, selbst Obamas Gesundheitsreform droht in der nächsten Legislaturperiode dieses Schicksal. An landläufigen Erklärungen mangelt es nicht: Druck der Globalisierung von außen; institutionelle Bewegungsarmut im Inneren; Gier in Zeiten billigen Geldes. George Packer sieht darin in erster Linie Illustrationen intellektueller Faulheit, bequeme Fluchten in eine vernebelte Welt, in der Politik keine Adresse mehr hat und Akteure namenlos bleiben.
Dem Geschwurbel setzt er eine griffige These entgegen. Die Institutionen, Gesetze und Normen, die zwischen den Dreißiger- und Achtzigerjahren Amerikas Kapitalismus halbwegs sozialverträglich gemacht hatten, gingen nicht an Altersschwäche zugrunde oder weil sie mit neuartigen Problemen überfordert gewesen wären. Sie scheitern auch nicht mangels Ideen für eine zeitgemäße Renovierung. Vielmehr wurden sie vorsätzlich kaputt gemacht, weil eine neoliberale Elite aus Wirtschafts- und Finanzmagnaten nebst gleichgesinnten Politikern – andernorts würde man von Oligarchen reden – es so wollte. Und weil sie es in Ermangelung starker Gegner auch konnte.
Sorgsam austarierte soziale Sicherungssysteme blieben ebenso auf der Strecke wie Gesetze zur Sicherung privater Spareinlagen. Was als Brandrodung regulierter Marktwirtschaft begonnen wurde, hinterließ eine Landschaft ohne Schutzwälle, die Politik der Privaten steht in keinem Verhältnis mehr zum öffentlichen Interesse.
Damit ist George Packer beim archimedischen Punkt angelangt, beim Triumph der Lobby-Industrie. 175 registrierte Lobby-Firmen gab es im Jahr 1971, heute sind es knapp 14 000. „Sie führen Interessenvertreter und Politiker zusammen und verbinden sie mit dem Klebstoff der Parteienspende.“ Wohl wahr. Mittlerweile fließen mehr als vier Milliarden Dollar jährlich. Selbst handzahme Journalisten beschreiben den Alltag von Kongressabgeordneten als zweigeteilt: Die eine Hälfte vergeht mit dem Auftreiben von Geld für den nächsten Wahlkampf, die andere mit Kopfzerbrechen darüber, was die Spender wohl vom Abstimmungsverhalten der Empfänger im Parlament halten.
Der Kongress und viele bundesstaatliche Parlamente sind zur Beute von Lobbyisten geworden. Gesetze werden wie hinderliches Beiwerk behandelt, bei Bedarf auch als fortschrittsfeindlicher Ballast öffentlich geschmäht. Wie jüngst die Abwicklung der Banken- und Immobilienkrise gezeigt hat, ist es den Lobby-Verbänden jedweder Couleur im Grunde egal, wer unter ihnen die parlamentarische Mehrheit stellt. Sie kennen – in Anlehnung an den bekannten Spruch von Margaret Thatcher – keine Gesellschaft, nur auftraggebende Individuen. Allein die diesbezüglichen Passagen, gestützt auf Erfahrungen eines langjährigen Mitarbeiters im Stab von Vizepräsident Joe Biden, geben dem Buch mehr Gewicht als vielen politikwissenschaftlichen Analysen.
Aufgewachsen im Geist des amerikanischen Optimismus und im Glauben an die Kraft zur Umkehr, klopft Packer jede seiner Geschichten auf Indikatoren zur Besserung ab. Mehr als vage Hoffnungen findet er zum eigenen Verdruss nicht.
Es mag ja sein, wie viele behaupten, dass fünfzig Jahre gezähmter Kapitalismus die Ausnahme waren und die USA jetzt wieder zu ihrer Normalität zurückfinden. Doch können, wie Packer zeigt, selbst historisch zutreffende Beobachtungen politisch in die Irre führen: Eine Großmacht, die ihren Kompass für eine Politik sozialer Gerechtigkeit über Bord wirft, nimmt auch den Rest der Welt für die Kosten dieser Fahrlässigkeit in Haftung.
George Packer: Die Abwicklung. Eine innere Geschichte des neuen Amerika. Aus dem Amerikanischen von Gregor Hens. S. Fischer, Frankfurt a.M. 2014. 510 S., 24,99 Euro.
Gewerkschaften haben in den
USA so gut wie keinen Einfluss.
Das schadet dem Land
1971 gab es 175 registrierte
Lobbyfirmen. Heute sind es
knapp 14 000
Zelte für Obdachlose: besser als nichts. Das Vermögen der Gründer des US-Unternehmens Walmart ist so groß wie das „Vermögen“ der ärmsten 30 Prozent der US-Bürger.
Foto: Justin Sullivan /AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2014Der amerikanische Traum ist ausgeträumt
Ohne moralischen Kompass: George Packer hat persönliche Schicksale bekannter und unbekannter Amerikaner seit den siebziger Jahren begleitet. Sein Buch "Die Abwicklung" zeichnet ein trübes Bild eines Landes, dessen Zukunft auch uns angeht.
Der liberale, mehrfach preisgekrönte amerikanische Journalist George Packer hat ein grandioses Buch vorgelegt, eine Sammlung sehr persönlich gehaltener, aber nur ganz selten sentimentaler Reportagen über das Leben bekannter und nicht ganz so bekannter Amerikaner und ihr Leben zwischen dem Ende der siebziger Jahre und der Gegenwart.
Im Mittelpunkt stehen der evangelikale, südstaatliche Kleinunternehmer Dean Price, ein ökonomisches Stehaufmännchen, das immer neue Anläufe nimmt, um sich im bergigen Hinterland des oberen Südens seinen ganz persönlichen amerikanischen Traum zu erfüllen; der zwischen Idealismus und Karrieredenken schwankende Politikberater Jeff Connaughton, ebenfalls aus dem Süden der Vereinigten Staaten; die schwarze Sozialarbeiterin Tammy Thomas aus Youngstown, Ohio, das einst ein Song Bruce Springsteens zu einer Ikone des rust belt, der ehemaligen industriellen Hochburgen im produktiven Schwerindustriegürtel der Vereinigten Staaten machte, sowie Peter Thiel, einer der modernen Zauberer von Oz, die von Silikon Valley aus einst die Kommunikationsrevolution des einundzwanzigsten Jahrhunderts, die schöne neue Welt des Internet vorbereiteten.
Hinzu treten Langzeitreportagen über Mittelklassefamilien in Tampa, Florida und Einzelstücke unter anderem über die Talk-Show-Queen Oprah Winfrey, die jeder nur Oprah nennt und deren Wirtschaftsimperium den Haushalt manchen afrikanischen Staats zwergenhaft erscheinen lässt, Newt Gingrich, einen der Vordenker der neuen Republikanischen Partei nach Reagan, den libertären, streitbaren Internetjournalisten Andrew Breitbart oder den Rapper Jay-Z.
Diese verstreuten Einzeldarstellungen sind allesamt solide gemacht und bieten oft interessante Informationen, dennoch wirken sie mitunter bemüht und inkonsequent. Den eigentlichen Höhepunkt des Buches machen die vier fast schon epischen Darstellungen aus. In ihnen gelingt es Packer, mit Hilfe weniger, aber präziser Pinselstriche ein kaleidoskopartiges Bild der Entwicklung seit den siebziger Jahren zu zeichnen. Das nämlich macht die eigenartige Größe dieses Werkes aus: die Fähigkeit eine Entwicklung darzustellen und nicht einfach statisch einen Zustand zu zeichnen.
Packer denkt und argumentiert als journalistischer Historiker, der zuerst einmal sein Handwerk versteht. Seine Sprache ist unprätentiös, klar und - vor allem im englischen Original, an das die deutsche Übersetzung notwendig nicht durchweg heranreicht - äußerst eingängig. Insbesondere vermeidet er, bei aller Emotionalität, effekthascherische Sentimentalitäten. Packer gibt sich weder als allwissender Autor mit göttlichem Blick, noch verfolgt er mit missionarischer Besessenheit eine allzu offenkundige politische Tagesordnung. Er zeichnet aus der Fülle seiner Interviews mit der notwendigen Distanz souverän Charaktere, die einem bald lebendig vor Augen stehen, ohne dabei ständig mit dem Holzhammer Partei zu ergreifen.
Auf diese Art von engagiertem Journalismus verstehen sich heute leider nicht mehr viele seiner Kollegen. Nur gelegentlich schimmern Spurenelemente von Nostalgie durch, wenn er etwa schildert, wie in der guten alten Zeit, die ganz so gut dann doch offenbar nicht war, pikanterweise der Mob, also die italienische, irische, polnische und jüdische Mafia, und nicht die stets korrupte und unfähige lokale Polizei auf den Straßen Youngstowns für Ruhe und Ordnung sorgte und wie dieses prekäre Gleichgewicht inzwischen durch die schwarzen Drogenhändlergangs der Hoods und Cripps zerstört wurde.
Ansonsten liefert Packer dichte Beschreibungen des Wandels von Alltag zwischen der allmählich untergehenden gesellschaftlichen Ordnung der industriellen Hochmoderne und der postindustriellen Gesellschaft. Denn tatsächlich, und da kommt der Historiker in ihm zum Zuge, liegt all den scheinbar zusammenhanglos nebeneinanderstehenden Geschichten und Geschichtchen aus dem ganz banalen Leben normaler Amerikaner dann doch eine einheitliche These zugrunde. Für Packer haben die Vereinigten Staaten seit der Präsidentschaft Jimmy Carters ihren inneren Zusammenhalt und ihren moralischen Kompass verloren, weniger in der Außenpolitik, als im Alltag, im Beruf, in der Wirtschaft.
Einst, so Packer, wurden die Vereinigten Staaten in erster Linie durch einen gemeinsamen Traum zusammengehalten, die Hoffnung auf Chancengerechtigkeit und sozialen Aufstieg auf der Grundlage eigener Anstrengungen, wenn nötig mit etwas staatlicher Unterstützung. Dies war bereits in der jungen Republik des neunzehnten Jahrhunderts so gewesen, um dann durch den New Deal Franklin D. Roosevelts und die Great Society Lyndon B. Johnsons zwischen 1933 und 1965 vollendet zu werden. Dann aber kam der große Bruch, den bereits Daniel T. Rogers in "The Age of Fracture", Robert Putnam in "Bowling Alone" oder John D. Hunter in "Culture Wars" als Historiker oder Soziologen beschrieben haben.
Packer liefert dazu die eindringlichen, lebendigen und charakteristischen Bilder aus dem Alltagsleben von Durchschnittsamerikanern. Mit dem Niedergang der alten industriellen Ordnung zerbröselten nicht allein die Sozialsysteme, sondern vorrangig der innere Zusammenhalt. Zugespitzt formuliert: Der Neoliberalismus und der Raubtierkapitalismus der neunziger und nuller Jahre zerstörten all das, was Liberalismus und Kapitalismus zu schützen vorgaben, vor allem die Aussicht auf beruflichen Erfolg aus eigenem Antrieb und eigener Kraft.
Packer ist beileibe kein Apologet des sozialdemokratischen oder christdemokratischen Wohlfahrtsstaates, sondern jemand, der an die Fähigkeit von Individuen glaubt, sich letztendlich selbst helfen zu können. Genau diese Fähigkeit aber ist in den vergangenen Jahrzehnten systematisch ausgehöhlt worden - und zwar nicht von den Individuen selbst, sondern strukturell von Banken und Großkonzernen.
Besonders gut zeigt sich dies in der Geschichte von Dean Price. Neben zahllosen eigenen Fehlern, die ihn beständig aufs Neue in den Ruin trieben, scheiterte er im Endeffekt an der mehr und mehr marktbeherrschenden Stellung global agierender Ketten, die auf lokaler Ebene Menschen nur noch zu Billiglöhnen einstellen und alle Profite an die Börsen New Yorks, Londons und Frankfurts tragen. Für ländliche Regionen wie den südstaatlichen Piedmont ist das auf Dauer ein Todesurteil, keines das rasch vollstreckt wird, sondern sich in schier endlose Agonie verwandelt. Selbst das Internet ist, wie ein frustrierter Peter Thiel am Ende einräumt, kein Instrument, die Krise zu bewältigen, sondern eher ein weiteres Symptom.
"Die Abwicklung" endet, jenseits der leeren Stereotype vom immer optimistischen Amerikaner, in tiefem Pessimismus. Lösungen hat nämlich auch George Packer nicht zu bieten. Seine verhaltene Analyse aber reißt mit, gerade weil sie so erfrischend frei von hohlem Pathos ist. In Amerika wurde das im vergangenen Jahr unter dem Titel "The Unwinding" publizierte Buch mit dem National Book Award ausgezeichnet. Dass das Thema auch deutsche Leser interessiert, zeigt Packers Einstand auf der "Spiegel"-Bestsellerliste. Dort kam sein Buch in seiner ersten Verkaufswoche soeben aus dem Stand auf den neunten Platz.
MICHAEL HOCHGESCHWENDER
George Packer: "Die Abwicklung". Eine innere Geschichte des neuen Amerika. Aus dem Amerikanischen von Gregor Hens. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014. 512 S., geb., 24,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ohne moralischen Kompass: George Packer hat persönliche Schicksale bekannter und unbekannter Amerikaner seit den siebziger Jahren begleitet. Sein Buch "Die Abwicklung" zeichnet ein trübes Bild eines Landes, dessen Zukunft auch uns angeht.
Der liberale, mehrfach preisgekrönte amerikanische Journalist George Packer hat ein grandioses Buch vorgelegt, eine Sammlung sehr persönlich gehaltener, aber nur ganz selten sentimentaler Reportagen über das Leben bekannter und nicht ganz so bekannter Amerikaner und ihr Leben zwischen dem Ende der siebziger Jahre und der Gegenwart.
Im Mittelpunkt stehen der evangelikale, südstaatliche Kleinunternehmer Dean Price, ein ökonomisches Stehaufmännchen, das immer neue Anläufe nimmt, um sich im bergigen Hinterland des oberen Südens seinen ganz persönlichen amerikanischen Traum zu erfüllen; der zwischen Idealismus und Karrieredenken schwankende Politikberater Jeff Connaughton, ebenfalls aus dem Süden der Vereinigten Staaten; die schwarze Sozialarbeiterin Tammy Thomas aus Youngstown, Ohio, das einst ein Song Bruce Springsteens zu einer Ikone des rust belt, der ehemaligen industriellen Hochburgen im produktiven Schwerindustriegürtel der Vereinigten Staaten machte, sowie Peter Thiel, einer der modernen Zauberer von Oz, die von Silikon Valley aus einst die Kommunikationsrevolution des einundzwanzigsten Jahrhunderts, die schöne neue Welt des Internet vorbereiteten.
Hinzu treten Langzeitreportagen über Mittelklassefamilien in Tampa, Florida und Einzelstücke unter anderem über die Talk-Show-Queen Oprah Winfrey, die jeder nur Oprah nennt und deren Wirtschaftsimperium den Haushalt manchen afrikanischen Staats zwergenhaft erscheinen lässt, Newt Gingrich, einen der Vordenker der neuen Republikanischen Partei nach Reagan, den libertären, streitbaren Internetjournalisten Andrew Breitbart oder den Rapper Jay-Z.
Diese verstreuten Einzeldarstellungen sind allesamt solide gemacht und bieten oft interessante Informationen, dennoch wirken sie mitunter bemüht und inkonsequent. Den eigentlichen Höhepunkt des Buches machen die vier fast schon epischen Darstellungen aus. In ihnen gelingt es Packer, mit Hilfe weniger, aber präziser Pinselstriche ein kaleidoskopartiges Bild der Entwicklung seit den siebziger Jahren zu zeichnen. Das nämlich macht die eigenartige Größe dieses Werkes aus: die Fähigkeit eine Entwicklung darzustellen und nicht einfach statisch einen Zustand zu zeichnen.
Packer denkt und argumentiert als journalistischer Historiker, der zuerst einmal sein Handwerk versteht. Seine Sprache ist unprätentiös, klar und - vor allem im englischen Original, an das die deutsche Übersetzung notwendig nicht durchweg heranreicht - äußerst eingängig. Insbesondere vermeidet er, bei aller Emotionalität, effekthascherische Sentimentalitäten. Packer gibt sich weder als allwissender Autor mit göttlichem Blick, noch verfolgt er mit missionarischer Besessenheit eine allzu offenkundige politische Tagesordnung. Er zeichnet aus der Fülle seiner Interviews mit der notwendigen Distanz souverän Charaktere, die einem bald lebendig vor Augen stehen, ohne dabei ständig mit dem Holzhammer Partei zu ergreifen.
Auf diese Art von engagiertem Journalismus verstehen sich heute leider nicht mehr viele seiner Kollegen. Nur gelegentlich schimmern Spurenelemente von Nostalgie durch, wenn er etwa schildert, wie in der guten alten Zeit, die ganz so gut dann doch offenbar nicht war, pikanterweise der Mob, also die italienische, irische, polnische und jüdische Mafia, und nicht die stets korrupte und unfähige lokale Polizei auf den Straßen Youngstowns für Ruhe und Ordnung sorgte und wie dieses prekäre Gleichgewicht inzwischen durch die schwarzen Drogenhändlergangs der Hoods und Cripps zerstört wurde.
Ansonsten liefert Packer dichte Beschreibungen des Wandels von Alltag zwischen der allmählich untergehenden gesellschaftlichen Ordnung der industriellen Hochmoderne und der postindustriellen Gesellschaft. Denn tatsächlich, und da kommt der Historiker in ihm zum Zuge, liegt all den scheinbar zusammenhanglos nebeneinanderstehenden Geschichten und Geschichtchen aus dem ganz banalen Leben normaler Amerikaner dann doch eine einheitliche These zugrunde. Für Packer haben die Vereinigten Staaten seit der Präsidentschaft Jimmy Carters ihren inneren Zusammenhalt und ihren moralischen Kompass verloren, weniger in der Außenpolitik, als im Alltag, im Beruf, in der Wirtschaft.
Einst, so Packer, wurden die Vereinigten Staaten in erster Linie durch einen gemeinsamen Traum zusammengehalten, die Hoffnung auf Chancengerechtigkeit und sozialen Aufstieg auf der Grundlage eigener Anstrengungen, wenn nötig mit etwas staatlicher Unterstützung. Dies war bereits in der jungen Republik des neunzehnten Jahrhunderts so gewesen, um dann durch den New Deal Franklin D. Roosevelts und die Great Society Lyndon B. Johnsons zwischen 1933 und 1965 vollendet zu werden. Dann aber kam der große Bruch, den bereits Daniel T. Rogers in "The Age of Fracture", Robert Putnam in "Bowling Alone" oder John D. Hunter in "Culture Wars" als Historiker oder Soziologen beschrieben haben.
Packer liefert dazu die eindringlichen, lebendigen und charakteristischen Bilder aus dem Alltagsleben von Durchschnittsamerikanern. Mit dem Niedergang der alten industriellen Ordnung zerbröselten nicht allein die Sozialsysteme, sondern vorrangig der innere Zusammenhalt. Zugespitzt formuliert: Der Neoliberalismus und der Raubtierkapitalismus der neunziger und nuller Jahre zerstörten all das, was Liberalismus und Kapitalismus zu schützen vorgaben, vor allem die Aussicht auf beruflichen Erfolg aus eigenem Antrieb und eigener Kraft.
Packer ist beileibe kein Apologet des sozialdemokratischen oder christdemokratischen Wohlfahrtsstaates, sondern jemand, der an die Fähigkeit von Individuen glaubt, sich letztendlich selbst helfen zu können. Genau diese Fähigkeit aber ist in den vergangenen Jahrzehnten systematisch ausgehöhlt worden - und zwar nicht von den Individuen selbst, sondern strukturell von Banken und Großkonzernen.
Besonders gut zeigt sich dies in der Geschichte von Dean Price. Neben zahllosen eigenen Fehlern, die ihn beständig aufs Neue in den Ruin trieben, scheiterte er im Endeffekt an der mehr und mehr marktbeherrschenden Stellung global agierender Ketten, die auf lokaler Ebene Menschen nur noch zu Billiglöhnen einstellen und alle Profite an die Börsen New Yorks, Londons und Frankfurts tragen. Für ländliche Regionen wie den südstaatlichen Piedmont ist das auf Dauer ein Todesurteil, keines das rasch vollstreckt wird, sondern sich in schier endlose Agonie verwandelt. Selbst das Internet ist, wie ein frustrierter Peter Thiel am Ende einräumt, kein Instrument, die Krise zu bewältigen, sondern eher ein weiteres Symptom.
"Die Abwicklung" endet, jenseits der leeren Stereotype vom immer optimistischen Amerikaner, in tiefem Pessimismus. Lösungen hat nämlich auch George Packer nicht zu bieten. Seine verhaltene Analyse aber reißt mit, gerade weil sie so erfrischend frei von hohlem Pathos ist. In Amerika wurde das im vergangenen Jahr unter dem Titel "The Unwinding" publizierte Buch mit dem National Book Award ausgezeichnet. Dass das Thema auch deutsche Leser interessiert, zeigt Packers Einstand auf der "Spiegel"-Bestsellerliste. Dort kam sein Buch in seiner ersten Verkaufswoche soeben aus dem Stand auf den neunten Platz.
MICHAEL HOCHGESCHWENDER
George Packer: "Die Abwicklung". Eine innere Geschichte des neuen Amerika. Aus dem Amerikanischen von Gregor Hens. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014. 512 S., geb., 24,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main