Henry Cage seemed to have it all. A successful business career, considerable wealth, and a reputation for being a just and principled man. But public virtues can conceal private failings, and as Henry faces retirement, his well-ordered life begins to unravel. On the eve of the new millennium he is the victim of a random act of violence which soon escalates into a prolonged persecution, with tragic consequences. Family secrets are revealed, and when his ex-wife Nessa summons Henry to Palm Beach, he realises that there is little time to redress the mistakes of the past. "The Upright Piano Player" explores with a tender, yet unflinching eye the small but devastating flaws in human nature that can shape our destinies.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.02.2012Unruhiger Ruhestand
David Abbotts Debüt "Die späte Ernte des Henry Cage"
In Frankreich ist einst Frédéric Beigbeder aus der Werbung ausgestiegen, um Romane zu schreiben. In England ist David Abbott aus der Werbung ausgestiegen, um ebenfalls als Romancier zu debütieren. Während der ungleich jüngere Beigbeder vor allem mit seinem skandalträchtigen Roman "39,90,-" die literarische Welt Frankreichs aufwiegelte und sich selbst als Bestsellerautor zu etablieren begann, tritt der Brite David Abbott erst jetzt und mit 71 Jahren als gediegener Erzähler ins Rampenlicht, lange nach seinem Ausstieg aus dem ordentlichen Berufsleben. Anstößiges aus der Werbeagenturszene darf man in seinem ersten Roman "Die späte Ernte des Henry Cage" allerdings nicht erwarten.
Zwar steigt auch Abbotts Hauptfigur Henry Cage vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Aber nicht freiwillig, denn die von ihm gegründete Unternehmensberatung "Henry Cage & Partners" schickt ihn unverhohlen in den Vorruhestand, nicht ohne eine prächtige Abfindung zu zahlen. Der Berater Henry ist bibliophil und hätte somit alle Zeit der Welt für die Pflege seiner Leidenschaft, doch findet er die Ruhe dafür nicht. Er ist einsam. Seine Frau Nessa lebt getrennt von ihm in Florida, auch zu seinem Sohn Tom und dessen Frau Jane - beide sind ebenfalls bibliophil und betreiben eine Buchhandlung - hat er schon seit Jahren keinen Kontakt mehr. Dann rammt in einer Silvesternacht der betrunkene Gerüstbauer Colin Bateman seinen Kopf in Henrys Gesicht. Nachdem sich die beiden wenig später in einem Restaurant wiedererkannt haben, macht Colin das Leben Henrys zu einem einzigen Spießrutenlauf. Er beobachtet ihn in seinem Haus, gießt Farbe über sein Auto, schmeißt einen Ziegelstein durchs Küchenfenster und pornographische Fotografien in den Briefkasten.
In Florida ist Nessa derweil schwer an Krebs erkrankt. Henry fliegt nach Amerika und trifft dort nach Jahren seinen Sohn wieder und erfährt, dass er einen Enkel hat. Henrys Frau stirbt in seiner Abwesenheit. Zurück in London, entdeckt er nächtens, wie Colin den Rosenstock vor seinem Haus zerschneidet. Cage fühlt sich von der Heckenschere bedroht und wehrt sich mit einem Baseballschläger, dessen Schlag nur Colins Schulter galt, dann aber doch den Kopf trifft. Colin erliegt seinen Verletzungen. Henry wird verhaftet, vom Vorwurf des Mordes wird zugunsten versuchten Totschlags abgesehen. Cage kann im Verhör seine Handlung aus Notwehr überzeugend darlegen und wird freigesprochen. Henry verlässt die Stadt, um sich in Norfolk bei der Familie seines Sohnes niederzulassen.
Den unruhigen Ruhestand von Henry Cage erzählt David Abbott in einer unaufgeregten, trockenen Sprache. In kurzen Rückblenden werden Szenen aus dem Leben des Henry Cage vor Augen geführt, ohne dass man der Figur und ihrem Innenleben näherkommen könnte. Die Psychologie bleibt einfach, der Handlungsverlauf und die schmucklose Erzählweise können keinen starken Sog entwickeln. Nur durch den doppelten Erzählfokus, der mit fortschreitender Handlung in immer kürzer werdenden Abständen zwischen dem nahenden Tod Nessas in Florida und Henrys Leben in London wechselt, wird der Leser gebannt.
Dass der Roman mit der Beerdigung von Henry Cages tödlich verunglücktem Enkel Hal eröffnet, nimmt leider von Anbeginn an jede Chance, Dramatik oder Intensität entstehen zu lassen.
XAVER OEHMEN
David Abbott, "Die späte Ernte des Henry Cage".
Aus dem Englischen von Peter Torberg. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011. 360 S., br., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
David Abbotts Debüt "Die späte Ernte des Henry Cage"
In Frankreich ist einst Frédéric Beigbeder aus der Werbung ausgestiegen, um Romane zu schreiben. In England ist David Abbott aus der Werbung ausgestiegen, um ebenfalls als Romancier zu debütieren. Während der ungleich jüngere Beigbeder vor allem mit seinem skandalträchtigen Roman "39,90,-" die literarische Welt Frankreichs aufwiegelte und sich selbst als Bestsellerautor zu etablieren begann, tritt der Brite David Abbott erst jetzt und mit 71 Jahren als gediegener Erzähler ins Rampenlicht, lange nach seinem Ausstieg aus dem ordentlichen Berufsleben. Anstößiges aus der Werbeagenturszene darf man in seinem ersten Roman "Die späte Ernte des Henry Cage" allerdings nicht erwarten.
Zwar steigt auch Abbotts Hauptfigur Henry Cage vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Aber nicht freiwillig, denn die von ihm gegründete Unternehmensberatung "Henry Cage & Partners" schickt ihn unverhohlen in den Vorruhestand, nicht ohne eine prächtige Abfindung zu zahlen. Der Berater Henry ist bibliophil und hätte somit alle Zeit der Welt für die Pflege seiner Leidenschaft, doch findet er die Ruhe dafür nicht. Er ist einsam. Seine Frau Nessa lebt getrennt von ihm in Florida, auch zu seinem Sohn Tom und dessen Frau Jane - beide sind ebenfalls bibliophil und betreiben eine Buchhandlung - hat er schon seit Jahren keinen Kontakt mehr. Dann rammt in einer Silvesternacht der betrunkene Gerüstbauer Colin Bateman seinen Kopf in Henrys Gesicht. Nachdem sich die beiden wenig später in einem Restaurant wiedererkannt haben, macht Colin das Leben Henrys zu einem einzigen Spießrutenlauf. Er beobachtet ihn in seinem Haus, gießt Farbe über sein Auto, schmeißt einen Ziegelstein durchs Küchenfenster und pornographische Fotografien in den Briefkasten.
In Florida ist Nessa derweil schwer an Krebs erkrankt. Henry fliegt nach Amerika und trifft dort nach Jahren seinen Sohn wieder und erfährt, dass er einen Enkel hat. Henrys Frau stirbt in seiner Abwesenheit. Zurück in London, entdeckt er nächtens, wie Colin den Rosenstock vor seinem Haus zerschneidet. Cage fühlt sich von der Heckenschere bedroht und wehrt sich mit einem Baseballschläger, dessen Schlag nur Colins Schulter galt, dann aber doch den Kopf trifft. Colin erliegt seinen Verletzungen. Henry wird verhaftet, vom Vorwurf des Mordes wird zugunsten versuchten Totschlags abgesehen. Cage kann im Verhör seine Handlung aus Notwehr überzeugend darlegen und wird freigesprochen. Henry verlässt die Stadt, um sich in Norfolk bei der Familie seines Sohnes niederzulassen.
Den unruhigen Ruhestand von Henry Cage erzählt David Abbott in einer unaufgeregten, trockenen Sprache. In kurzen Rückblenden werden Szenen aus dem Leben des Henry Cage vor Augen geführt, ohne dass man der Figur und ihrem Innenleben näherkommen könnte. Die Psychologie bleibt einfach, der Handlungsverlauf und die schmucklose Erzählweise können keinen starken Sog entwickeln. Nur durch den doppelten Erzählfokus, der mit fortschreitender Handlung in immer kürzer werdenden Abständen zwischen dem nahenden Tod Nessas in Florida und Henrys Leben in London wechselt, wird der Leser gebannt.
Dass der Roman mit der Beerdigung von Henry Cages tödlich verunglücktem Enkel Hal eröffnet, nimmt leider von Anbeginn an jede Chance, Dramatik oder Intensität entstehen zu lassen.
XAVER OEHMEN
David Abbott, "Die späte Ernte des Henry Cage".
Aus dem Englischen von Peter Torberg. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011. 360 S., br., 14,90 [Euro].
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'Elegant, rich and gratifying' Claire Beale, Independent. Independent