Der Künstler Stan Back ist vor drei Jahren in Costa Rica verschwunden. Auf seinem Laptop fand die amerikanische Kulturwissenschaftlerin Jules Beauregard die hier veröffentlichten Dokumente – Texte, Fotografien, Zeichnungen, Musikaufnahmen und Videos. Offensichtlich war das von ihm mit editorischen Hinweisen versehene Material für eine Publikation vorgesehen. Jean-François Lyotard schreibt 1985: „Der Medienmarkt schafft eine Tyrannei von Meinungen, und das Kriterium des ‚Erfolgs’ lässt jegliche Achtung schwinden: die Achtung vor dem Leben, dem Tod und der Natur, den Gefühlen und dem Wissen – die Achtung vor dem Menschen.“ Und Hakim Bey folgert 1994: „Das Zucken des simulierten Staates wird ‚spektakulär’ sein, aber in den meisten Fällen wird die beste und radikalste Taktik sein, sich spektakulärer Gewalt zu verweigern, sich aus dem Feld der Simulation zurückzuziehen, zu verschwinden.“ Das existenzielle Verwobensein des Künstlersubjekts in ein von Marktlogik, Image- und Labelpolitik beherrschtes Effektivitätsdenken bestimmt gegenwärtig global die Arbeit im Feld der Kunst. Gehetzt opfern Künstler_innen ihr Wissen einem Karrierekalkül. Vermutlich kann die Konsequenz dieser nervösen Politik nur noch das Verschwinden sein. Stan Backs umtriebiges Leben repräsentiert einen gesellschaftskritischen Ansatz, der die starke Kommerzialisierung der Kunst und Kultur der 2000er Jahre als eine Abschaffung künstlerischer Freiheit verstand. Dabei fühlte er ein krasses Unbehagen aufgrund seiner eigenen Unzeitgemäßheit. Neoliberale Selbstgefälligkeit hat Stan Back ins post-hysterische Herz der Finsternis getrieben. Format 165 x 240 mm 80 Seiten, teilweise farbig & crossmediale QR-Codes Hg. Stefan Römer, Renate Wiehager Vorwort/ Introduction Jules Beauregard alle Texte, Musik und Zeichnungen von Stan Back Graphic Design fernkopie, Berlin Schrift/ font Fakt © Stefan Römer, Berlin 2013 Textem Verlag, Hamburg a-musik, Köln
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Wer mit Stefan Römer vertraut ist, wird sofort bemerken, dass es der umtriebige Künstler, Professor und Autor selbst ist, der auf dem Cover von "The ups and downs of Stan Back" zu sehen ist, meint Elisabeth Wagner. Dass Römer Hinweise wie diesen einstreut, beweist für die Rezensentin, dass er das Vexierspiel um den fiktiven tschechischen Künstler und leidenschaftlichen Surfer Stan Back, der angeblich vor drei Jahren in Costa Rica verschollen ist, nicht konsequent aufrechtzuerhalten versucht. Als "eine Art Werther der neuen Medien", der "den höhnischen Anpassungsstrategien des Erfolgs gegenüber fremd" blieb, nutzt der Autor die fremde Perspektive vielmehr für luzide ästhetische und kunstbetriebliche Reflexionen, meint Wagner.
© Perlentaucher Medien GmbH
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