Auf den ersten Seiten verliebte ich mich schon Hals über Kopf in Stella, die so herrlich normal und kein Stück perfekt zu sein schien, und dabei so rundum liebenswert, dass ich sie einfach ins Herz schließen musste. Mehr als einmal ertappte ich mich bei einem breiten Grinsen oder sogar einem Lachen,
und ich fand mich wieder in Stellas halbherzigen (und vergeblichen) Versuchen, mehr Sport zu…mehrAuf den ersten Seiten verliebte ich mich schon Hals über Kopf in Stella, die so herrlich normal und kein Stück perfekt zu sein schien, und dabei so rundum liebenswert, dass ich sie einfach ins Herz schließen musste. Mehr als einmal ertappte ich mich bei einem breiten Grinsen oder sogar einem Lachen, und ich fand mich wieder in Stellas halbherzigen (und vergeblichen) Versuchen, mehr Sport zu treiben, weniger Süßes zu essen und fleißig am Computer zu arbeiten, ohne dabei stundenlang auf Twitter oder Facebook zu versumpfen. Mal ehrlich - wer kennt ihn nicht, den Kampf gegen den inneren Schweinehund, in seinen vielfältigen Formen? Marian Keyes beschreibt diesen Kampf hier mit viel humorvollem Augenzwinkern, und ich fand das herrlich.
Auch Spannung baute sich für mich schnell auf, denn die Erzählung springt munter hin und her zwischen Stellas Gegenwart als ratloser Autorin von Selbsthilferatgebern, der unglaublichen Geschichte, wie es überhaupt dazu kam, und verschiedenen (oft haarsträubenden) Episoden aus der Zeit ihres größten Erfolges. Als Leserin bekommt man hier ein Häppchen serviert, da wird ein Puzzleteilchen enthüllt, und man muss sich selber zusammenreimen, was Stella in den letzten Jahren so alles erlebt hat, wobei sie von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt alle Emotionen durchlief. Und das ist alles andere als durchschnittlich oder langweilig: Krankheit, Liebe, Freundschaft, Verrat...
Ich fand die Geschichte erfrischend originell und konnte das Buch in der ersten Hälfte kaum weglegen, weil ich einfach sofort und direkt wissen wollte, wie es weitergeht mit Stella und den Menschen um sie herum.
Diese werden alle sehr bunt und lebendig von Marian Keyes geschildert, und anfangs hat mich das sehr begeistert. Doch so nach und nach wich diese Begeisterung immer häufiger Ernüchterung. Manchmal war die Autorin vielleicht einfach zu erfolgreich in ihrer Schilderung eines weniger sympathischen Charakters, denn ich fand manche schlicht unerträglich.
Mannix, in gewissem Sinne der karmische Auslöser aller Ereignisse, ist dagegen in meinen Augen ein sehr angenehmer Protagonist, denn er wirkt zwar auf den ersten Blick nicht so, als wäre er ein netter Kerl, aber dahinter verbirgt sich ein sehr sensibler Mensch mit vielen guten Eigenschaften. Auch seinen Bruder Roland fand ich einen richtigen Lichtblick im Dschungel der eher schwierigen Charaktere.
Letztendlich war Stella für mich eine große Enttäuschung. Am Anfang setzte ich große Hoffnungen in ihre persönliche Entwicklung. Durch ihre schwere Krankheit schien sie zu einer Art abgeklärten Weisheit zu finden, zu einem ganz neuen Verständnis für ihre Möglichkeiten und ihre Stärken... Wie eine in tausend Farben schillernde Silvesterrakete zischte diese Entwicklung einem Himmel mit tausend Möglichkeiten entgegen - um dann kläglich abzustürzen.
Oft benahm sich Stella wie ein Bettvorleger und ließ wirklich jeden nach Belieben auf ihr herumtrampeln. Nicht mal, wenn es um ihre große Liebe ging - um den Mann, der wirklich als einziger Mensch in ihrem Leben vor allem an sie dachte! -, brachte sie die Willenskraft auf, sich zu wehren, und das war es, was mir das Buch im Endeffekt verleidete und auch der eigentlich schönen Liebesgeschichte schnell einen bitteren Beigeschmack verlieh.
Am Schluss des Buches kam mir Stellas Reise zu sich selbst dann doch nur wie eine Reise ins Nirgendwo vor.
Fazit:
Das Buch hat eigentlich unglaublich viel zu bieten: einen tollen Humor, eine originelle Geschichte und eine gute Prise Romantik jenseits kitschiger Klischées. Meine anfängliche Begeisterung wich aber leider immer mehr der Enttäuschung darüber, dass Stella sich benimmt wie ein rückgratloser Bettvorleger mit Märtyrerkomplex. Viel von ihrem Potential verpufft ungenutzt, und das Ende hinterließ einen eher schalen Geschmack in meinem Mund.