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Die Zeiten sind vorbei, in der die Gesellschaften Lateinamerikas sich im Spiegel der europäischen Kunst betrachteten und diese als gültige Interpretation der eigenen Realität anerkannten. Die Anthologie chilenischer Theaterstücke versammelt Stücke aus den Jahren 1968-1999. Gemeinsam ist ihnen ein tragischer Ton, der von der Vergeblichkeit spricht, nach vollkommener Menschlichkeit zu streben, nach Harmonie mit sich selbst und mit der Welt. Ein Klima von Gewalt, von Unterdrückung, von physischer, materieller und psychischer Unzulänglichkeit hält die Figuren gefangen. Komplizierte Formen der…mehr

Produktbeschreibung
Die Zeiten sind vorbei, in der die Gesellschaften Lateinamerikas sich im Spiegel der europäischen Kunst betrachteten und diese als gültige Interpretation der eigenen Realität anerkannten. Die Anthologie chilenischer Theaterstücke versammelt Stücke aus den Jahren 1968-1999. Gemeinsam ist ihnen ein tragischer Ton, der von der Vergeblichkeit spricht, nach vollkommener Menschlichkeit zu streben, nach Harmonie mit sich selbst und mit der Welt. Ein Klima von Gewalt, von Unterdrückung, von physischer, materieller und psychischer Unzulänglichkeit hält die Figuren gefangen. Komplizierte Formen der Macht quälen Leib und Seele, während der Mensch um einen Augenblick der Erfüllung oder des Friedens kämpft. Da ist die Welt der Armen, der Besitzlosen, die Welt der von einem aggressiven Kapitalismus an den Rand der Gesellschaft Gedrängten; ferner gibt es die Welt der Opfer des politischen Systems, der Diktatur, der Herrschaft des institutionalisierten Mordens, der Folter, der Überwachung, der Ausweisung ins Exil. Ein Kontext, der als Ausgangspunkt zur Erforschung der komplexen, paradoxen und unerwarteten Reaktionen dient, die der Mensch in Grenzsituationen an sich selbst entdeckt, und die jene Möglichkeiten streifen - die niedrigsten und die edelsten -, die versteckt in der Kultur und vielleicht in unserer Natur schlummern, bereit aufzubrechen, wenn es die Umstände erlauben.

Charakteristisch für diese Dramatik ist die offene Form, die den Leser/Zuschauer stimuliert, seine eigene Fabel zu vervollständigen oder aufzubauen. Die hier versammelten Autoren haben jeweils eine kraftvolle szenische Sprache gefunden, die sich nicht in herrschende Tendenzen einreiht, sondern mutig einen eigenen Weg sucht. Wir finden einen entmythifizierenden nahezu perversen und in seiner Unverfrorenheit obszönen Spieltrieb bei de la Parra, eine poetische Sprache, die aus der Erfahrung äußerster Marginalisierung entsteht, voller grausamem, niemals wehleidigen Humor bei Radrigan, zynische Satire mit einem Schuß schutzloser Zärtlichkeit bei Galemiri; superrealistischen Expressionismus, der sich rasant in Unordnung und Selbstzufriedenheit entfesselt bei Wolff, oder tief im geheimnisvollen Dunkel des Mythos und Archetypos versunkenen essentiellen Schmerz bei Castro und Stranger.

Diese Stücke werden sich nicht nur am europäischen Theater messen lassen müssen, sie werden auch mit den Vorstellungen konfrontiert, die ein europäisches Publikum von Chile und chilenischem Theater hat. Wir sind davon überzeugt, daß sie stark genug sind, sich zu behaupten.

Zielgruppen: Romanisten, Literaturwissenschaften, Theaterwissenschaftler

Schlagwörter/Keywords: Literaturwissenschaften, Theater