Theo, der Protagonist des Kinderbuchs, wohnt in der Villa Stuck in München. Sie war einst Wohnhaus und Atelier des großen Künstlerfürsten Franz von Stuck und ist heute ein bekanntes Museum. Doch was passiert hinter diesen Mauern, wenn die Museumsbesucher nach Hause gegangen sind? Theo backt für all die skurrilen Tiere, mit denen er gemeinsam die Villa bewohnt, seine leckeren Torten und erlebt lustige Abenteuer mit dem Hauskrokodil Alfred. Als Theo eines Abends am Firmament einen blinkenden Stern mit dem Fernrohr
ausmacht, begibt er sich auf eine aufregende Reise zu diesem fremden Planeten. Es ist eine kleine, charmante Geschichte über die märchenhaften Details in der Villa Stuck, über Wortspiele und Redewendungen, über die Liebe, die manchmal durch den Magen geht, und über Freundschaft.
ausmacht, begibt er sich auf eine aufregende Reise zu diesem fremden Planeten. Es ist eine kleine, charmante Geschichte über die märchenhaften Details in der Villa Stuck, über Wortspiele und Redewendungen, über die Liebe, die manchmal durch den Magen geht, und über Freundschaft.
Das Museum Villa Stuck gibt erstmals ein Kinderbuch heraus
München – Wer die ersten Seiten von „Theo und das Tortenglück“ aufblättert, der hat das Gefühl, dass das Buch atmet. Platz ist da, viel Raum für den Text, für die Figuren und Collagen. Buchstaben dürfen unterschiedlich groß sein und über die weißen Blätter tanzen, ein Ballon explodiert in farbigen Fetzen über zwei Seiten, Schuhe ragen vom oberen Rand in die Seite hinein, das Firmament zeigt sich in wenigen, ornamentierten Punkten. „Theo und das Tortenglück“ ist das erste Kinderbuch, welches das Museum Villa Stuck herausgegeben hat. Es ist soeben im Deutschen Kunstverlag erschienen. Gemeinsam haben die Illustratorin Johanna Berüter und die Autorin Isabelle Auerbach ein Märchen geschaffen, das eng mit der Villa Stuck verquickt ist und doch eigenständig funktioniert.
Die offensichtlichste und engste Verbindung des Buches zum Museum besteht in den wunderbaren Collagen. Johanna Berüter hat sich vom künstlerischen Reichtum der Villa Stuck inspirieren lassen. Jeder einzelne Raum hat ein überbordendes Angebot an Mustern, Ornamenten, Bildern. Berüter hat aus diesem Angebot geschöpft, ohne jedoch die Überfülle zu kopieren. Vielmehr hat sie Details ausgewählt, mit denen sie die Geschichte und die Figuren ausgestattet hat. Das Parkettbodenmuster im Empfangssalon ist so ein Detail, aber auch das Deckengemälde im Musiksalon. Aus anderen Bildern verwendet sie manchmal einzelne Elemente.
Das Parkettmuster hat die Illustratorin zum Stoffdesign von Theos Hose weiterentwickelt, der Stoff seines Hemds und Pullunders sind anderen Räumen entnommen. Theos Nachthimmel kennt der Besucher der Villa Stuck aus dem Musiksalon. Auch die Tiere, die den Protagonisten begleiten, stammen aus der Bilderwelt des Museums: Theos Krokodil hat Stuck zweimal gemalt. Berüter hat dieses Tier für das Buch animiert – auf althergebrachte Weise analog, indem sie Kopien des Krokodils auseinandergeschnitten und zu einer neuen Körperhaltung zusammengefügt hat.
Neben der visuellen Verbindung zum Haus ist auch die Märchenfigur Theo mit der Villa Stuck verknüpft. Theo wohnt im Museum. Tagsüber verstecken sich der passionierte Tortenbäcker und sein gefräßiges Hauskrokodil Alfred in einer kleinen Nische im ersten Stock. Nachts kommen sie hervor. Eines Tages entdeckt Theo einen blinkenden Stern und beschließt, dorthin zu reisen. Er baut eine Flugmaschine und erreicht mit ihr eine neue Welt, in der er Stellabella kennenlernt, deren Herz er mit seiner Tortenbäckerkunst gewinnt.
Torten-Theo ist ein praktisch und künstlerisch veranlagter Charakter und ähnelt darin dem Müllersohn Franz von Stuck. Die Autorin und die Illustratorin haben diese leise Anspielung eingebaut, die aber für das Verständnis des Buches nicht relevant ist. Ebenso verhält es sich mit den kleinen Parallelen zwischen Stellabella und Stucks amerikanischer Frau Mary. Beide sind passionierte Sängerinnen mit fremdländischer Herkunft.
Etwa ein Jahr lang haben Berüter und Auerbach an der Auftragsarbeit für die Villa Stuck gearbeitet, zuletzt hat der Grafiker Thomas Gilke das Buch in seine luftige Form gebracht. Zum fünfjährigen Bestehen des Kinder- und Jugendprogramms „Fränzchen“ erscheint die Publikation – als eine Arbeit, die erkennbar mit der Villa Stuck zusammenhängt. Dafür waren die beiden Macherinnen prädestiniert: Die Illustratorin ist selbst in die museumspädagogische Arbeit einbezogen und mit der Villa Stuck vertraut. Gleiches gilt für Auerbach: Die Journalistin hat den Kinder-Audioguide mitgestaltet.
Die Museumskenntnisse der beiden sind im Kinderbuch spürbar. Sie pflegen einen offenen, ungezwungenen Umgang mit dem großen Reichtum der Villa Stuck und seines Schöpfers und lassen den Kindern entsprechend viel Raum für ihre eigene Phantasie, wecken aber zugleich ihre Entdeckerlust mit den schönen Details, die es im Buch und im Museum zu finden gibt. „Theo und das Tortenglück“ eröffnet Kindern auf diese Weise einen beherzten Zugang zur Kunst. Im Museum sind, ganz nüchtern betrachtet, Säulen vielleicht nur Säulen. Aber mit genügend Phantasie können sie sich eben auch zum Gestell einer Flugmaschine entwickeln. Winzige Ornamente verwandeln sich zu riesigen Rädern und die Fensterfront mutiert zum Raketenmotor.
YVONNE POPPEK
Isabelle Auerbach, Johanna Berüter: Theo und das Tortenglück, Deutscher Kunstverlag, 40 Seiten, 12,90 Euro
Stellabella, das Hauskrokodil Alfred und Theo (von links) sind die Protagonisten in dem Kinderbuch, das Isabelle Auerbach und Johanna Berüter im Auftrag der Villa Stuck geschrieben und illustriert haben.
FOTO: DEUTSCHER KUNSTVERLAG
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