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Ein lebendiges Porträt des glanzvollen Politikers und geistreichen Schriftstellers Theodor Gottlieb von Hippel.Theodor Gottlieb von Hippel d.Ä., naher Freund Kants und prominenter Gast in dessen Tafelrunde, ist heute fast vergessen. Dabei war er nicht nur ein glänzender Jurist und fähiger Bürgermeister der wirtschaftlich und kulturell blühenden Stadt Königsberg, sondern auch ein geistreicher und begabter Schriftsteller. Sein humoristischer Roman »Lebensläufe nach aufsteigender Linie« und das launige Traktat Über die Ehe waren seinerzeit »Bestseller«; die bahnbrechende Schrift zur Emanzipation…mehr

Produktbeschreibung
Ein lebendiges Porträt des glanzvollen Politikers und geistreichen Schriftstellers Theodor Gottlieb von Hippel.Theodor Gottlieb von Hippel d.Ä., naher Freund Kants und prominenter Gast in dessen Tafelrunde, ist heute fast vergessen. Dabei war er nicht nur ein glänzender Jurist und fähiger Bürgermeister der wirtschaftlich und kulturell blühenden Stadt Königsberg, sondern auch ein geistreicher und begabter Schriftsteller. Sein humoristischer Roman »Lebensläufe nach aufsteigender Linie« und das launige Traktat Über die Ehe waren seinerzeit »Bestseller«; die bahnbrechende Schrift zur Emanzipation der Frau Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber wirkt bis heute.Hippel zeigt sich in Urte von Bergs Porträt als eine Persönlichkeit voller Widersprüche. Dem loyalen preußischen Beamten mit dem scharfen Verstand steht der empfindsame Schriftsteller entgegen, der in anonymen Schriften seiner pietistisch geprägten Herzensfrömmigkeit bis hin zur Schwärmerei freien Lauf läßt. Hippel nimmt die Ideale der französischen Revolution beim Wort, indem er die Menschenrechte für die Frau einfordert. Wie andere herausragende Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs gegen Ende des 18. Jahrhunderts ist Hippel in seinem offiziellen Verhalten noch dem aufgeklärten Absolutismus verpflichtet, während sein geistiger Horizont längst offen ist für den irrationalen Individualismus des Sturm und Drang und die Ideen der französischen Revolution.Zur Reihe:Mit den »Kleinen Schriften zur Aufklärung« legt die Lessing-Akademie im Sinne ihrer Aufgabenstellung einzelne zeitgenössische Texte und kleinere Abhandlungen zur Erforschung von Leben, Werk und Zeit Gotthold Ephraim Lessings und der Aufklärung in allen ihren Erscheinungsformen, ihrer Wirkung und Bedeutung bis in die Gegenwart vor. Die Schriften wenden sich nicht allein an wissenschaftliche Interessenten, sondern auch an einen breiteren Leserkreis und sollen dazu beitragen, die geschichtliche Entwicklung und den normativen Gehalt der Aufklärung als intellektuelle, politisch-moralische, prinzipiell auch soziale Reformbewegung besser zu verstehen und zutreffend zu würdigen. Das erscheint um so notwendiger, als die Aufklärung, die am Anfang der »modernen Welt« steht, bis heute kritisch auf ihre Legitimität und ihre Auswirkungen befragt wird.Die Reihe steht für unterschiedliche Themen und Weisen der Darbietung offen und wird in lockerer Folge fortgesetzt.
Autorenporträt
Urte von Berg, geb. 1935 in Ostpreußen, studierte Wissenschaftliche Politik, Germanistik und Anglistik in Hamburg, Oxford und Freiburg i. Br. Zehn Jahre arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für »Radio Bremen« und »Die Zeit«. Später baute sie als Studienrätin an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel das pädagogische Programm »Wolfenbütteler Schülerseminare« auf.Letzte Veröffentlichung: Die Redens in Buchwald im Hirschberger Tal (2018).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2004

Königsberger Klopse
Aufklärungskost: Urte von Berg über Theodor Gottlieb von Hippel

"Das Leben eines Ehemannes ist, bis auf den Punkt zu sterben, zu Ende. Man sollte sich ein Ehebette und ein Erbbegräbniß an Einem Tage bestellen." So steht es in dem Buch "Über die Ehe" von Theodor Gottlieb von Hippel, das erstmals 1774 erschienen ist und es seinerzeit auf vier Auflagen gebracht hat. Wer aus dem Zitat auf einen misogynen Autor rückschließt, liegt allerdings fehl, denn Hippel gehört im Gegenteil zu den Pionieren fortschrittlich-emanzipatorischer Ideen in Deutschland.

Eine kleine Monographie von Urte von Berg lädt nun ein, sich mit diesem Autor vertraut zu machen. "Autor" ist eine fast schon unzulässige Eingrenzung, denn Hippel war nur in seinen Nebenstunden ein geistreich-vielseitiger Schriftsteller, in der Hauptsache aber ein erfolgreicher Politiker und Jurist und als solcher von 1780 bis 1796 Bürgermeister von Königsberg. Für seine Zeitgenossen war er dies sogar ausschließlich, da alle seine Werke anonym erschienen - wegen manch unkonventioneller, geradezu revolutionärer Ansichten und aus Rücksicht auf seine berufliche Tätigkeit und Karriere. Wie sehr sich seine Freunde und Bekannten durch die (unfreiwillige) Enthüllung seiner streng gehüteten Autorschaft kurz vor seinem Tod vor den Kopf gestoßen fühlten, stellt Urte von Berg am Ende ihres Buches dar.

Ausführlich widmet sie sich zuvor seinem literarischen Hauptwerk, dem 1778 bis 1781 erschienenen Roman "Lebensläufe nach aufsteigender Linie", der als "humoristischer", das heißt sich durch räsonierende Abschweifungen auszeichnender, Roman in der Tradition Laurence Sternes steht und auf Jean Paul vorausweist. Weitere Kapitel gelten der komplexen Persönlichkeit Hippels, die gleichermaßen durch Tatkraft und Hypochondrie, Aufgeklärtheit und Schwärmerei bestimmt wird, seinem Umfeld in Königsberg und seinem politischen Wirken. So entsteht auch ein kulturgeschichtliches Porträt Königsbergs, dessen geistigen Größen wie Kant oder Hamann Hippel eng verbunden war.

Am bekanntesten sind aber Hippels Äußerungen zur Ehe und zur Stellung der Frau in der Gesellschaft geblieben. Zeichnet sich schon in den verschiedenen Auflagen des Bestsellers "Über die Ehe" eine zunehmend frauenfreundliche Haltung ab, so ist Hippels Schrift "Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber" von 1792 geradezu revolutionär zu nennen. Er schlägt darin vor, den Frauen die vollen bürgerlichen Rechte zuzuerkennen und ihnen selbst den Staatsdienst nicht vorzuenthalten: "Man hat in unserer Zeit so sehr die bürgerliche Verbesserung der Juden empfohlen; sollte ein wirkliches Volk Gottes (das andere Geschlecht) weniger diese Sorgfalt verdienen als das so genannte?" Wie unerhört dies war, läßt sich allein daran erkennen, daß einige zeitgenössische Rezensenten eine ironisch-satirische Absicht vermuteten.

In seiner eigenen Lebenspraxis indes blieb der Eheratgeber ein eiserner Hagestolz, wenngleich wohl nicht ganz freiwillig. Scheiterte eine Verbindung mit seiner Jugendliebe an seiner einfachen Herkunft, so scheint er später nie mehr die passende Frau gefunden zu haben. Bleibt zu hoffen, daß die böswilligen Gerüchte, er sei ein Wollüstling, gegenstandslos waren, denn zumindest mit verheirateten Frauen hätte er sich seiner Direktive nach - und hier sind dann auch die Grenzen seiner Fortschrittlichkeit erreicht - nicht einlassen dürfen: "Wenn ein Mann ungetreu ist, so ist es unrecht, wenn es aber eine Frau thut, so ist es unnatürlich und gottlos."

Vielleicht hätte man dem Buch gewünscht, an manchen Stellen forciertere Urteile und Wertungen vorzubringen, denn stets im Ton wohlinformierter, resümierender Betrachtung zu verbleiben. Eine gelungene, zudem schön illustrierte Erinnerung an einen zuwenig bekannten Autor ist es aber allemal.

THOMAS MEISSNER

Urte von Berg: "Theodor Gottlieb von Hippel". Stadtpräsident und Schriftsteller in Königsberg 1741-1796. Wallstein Verlag, Göttingen 2004. 140 S., br., 24,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Theodor Gottlieb von Hippel war Politiker, Jurist, von 1778-1781 Bürgermeister von Königsberg und - in seiner Freizeit - ein "geistreich-vielseitiger" Schriftsteller, der es jedoch vorzog, seine Werke anonym zu veröffentlichen, erzählt uns Rezensent Thomas Meissner. Hippel gehörte zu den "Pionieren fortschrittlich-emanzipatorischer Ideen in Deutschland", hat er aus der Monografie Urte von Bergs erfahren. In seiner Schrift "Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber" von 1792 empfahl Hippel - damals absolut revolutionär - den Frauen die vollen bürgerlichen Rechte zuzuerkennen und sie auch im Staatsdienst zu beschäftigen. Im wirklichen Leben blieb er allerdings ein "eiserner Hagestolz", der sich nie heiraten ließ. Auch wenn Meissner sich manchmal etwas "forcierte Urteile und Wertungen" der Autorin gewünscht hätte, meint er am Ende: "Eine gelungene, zudem schön illustrierte Erinnerung an einen zuwenig bekannten Autor" sei das Buch aber allemal.

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