Im 19. Jahrhundert emanzipierten sich die Naturwissenschaften vonder Philosophie und entwickelten ihre eigene Rationalität, wobei diePhilosophie seit der Revolution von 1848 endgültig ins Hintertreffengeriet und die Naturwissenschaften einen Führungsanspruch geltendmachten. Die kritische Haltung gegenüber der Philosophie fand letztlichihren Abschluss im Logischen Empirismus. Es ging darum, einreligiöses oder metaphysisches Weltbild zu überwinden. Einen besonderenAngriffspunkt stellte die überkommene Annahme eines metaphysischenSubjektes dar, die in dieser Untersuchung im Mittelpunktstehen soll. Sie wird sich auf die österreichische Donaumonarchiekonzentrieren. Wien war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundertseine der wichtigsten Metropolen des Positivismus, aber aufgrund der'Zweiten Wiener Medizinischen Schule' auch ein Zentrum der damaligenantivitalistisch und antiessentialistisch ausgerichteten Medizin.Diese Untersuchung versucht, den Einfluss der 'Wiener Medizin' aufdie Entstehung des für die Donaumonarchie typischen empirisch-positivistischenDenkens, wie es seinen Abschluss im Wiener Kreis gefundenhat, insbesondere anhand des Hirnforschers Theodor Meynert(1833-1892) nachzuzeichnen.