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Im Jahr 1866 zog der Dichter Theodor Storm mit seiner zweiten Frau Dorothea in das Haus in der Wasserreihe 31 in Husum. Dort wirkte er als Amtsrichter und Landvogt und widmete sich intensiv seinem literarischen Schaffen. Hier entstanden unter anderem seine berühmten Novellen "Viola tricolor", "Pole Poppenspäler", "Draußen im Heidedorf", "Carsten Curator" und vieles mehr, sowie zahlreiche Gedichte.Erst 1885, nach seinem Umzug nach Hademarschen, entstand seine wohl berühmteste Novelle "Der Schimmelreiter". Das Haus in Husum ist noch heute vollständig erhalten und zeigt in großer Authentizität…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 1866 zog der Dichter Theodor Storm mit seiner zweiten Frau Dorothea in das Haus in der Wasserreihe 31 in Husum. Dort wirkte er als Amtsrichter und Landvogt und widmete sich intensiv seinem literarischen Schaffen. Hier entstanden unter anderem seine berühmten Novellen "Viola tricolor", "Pole Poppenspäler", "Draußen im Heidedorf", "Carsten Curator" und vieles mehr, sowie zahlreiche Gedichte.Erst 1885, nach seinem Umzug nach Hademarschen, entstand seine wohl berühmteste Novelle "Der Schimmelreiter". Das Haus in Husum ist noch heute vollständig erhalten und zeigt in großer Authentizität die Atmosphäre in einem Dichterhaus des 19. Jahrhunderts.Das 33. Heft in der beliebten Reihe "Menschen und Orte" trägt wieder einen Umschlag aus farbigem Edelkarton mit einem umgeklebten TIteletikett und wird in einer schützenden Cellophanhülle ausgeliefert.
Autorenporträt
Jochen Missfeldt, geboren 1941 in Satrup/Schleswig hat seine Heimat zwei Jahrzehnte lang auch als Pilot von Aufklärungsflugzeugen betrachtet, bevor er in Kiel Musikwissenschaften, Philosophie und Volkskunde studierte. Er veröffentlichte Gedichte und Erzählungen, Essays und Romane. 2013 erschien seine große Storm-Biographie. 2002 wurde er mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet, 2006 mit dem Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein, 2010 erhielt er für die im Entstehen begriffene Storm-Biographie den Theodor-Storm-Preis der Stadt Husum. Zuletzt wurde ihm 2014 der Italo-Svevo-Preis verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2016

NEUES REISEBUCH

Für die Tasche Natürlich gibt es auch Literaturmuseen, die eher eine Idee ausstellen als handfeste Reliquien. So kommt etwa das Nibelungenmuseum in Worms ohne ein einziges echtes Objekt aus - woher sollte das auch stammen, solange das Rheingold nicht gefunden wird? Stattdessen läuft man über einen Teil der Stadtmauer, erstens weil die nun einmal aus dem hohen Mittelalter herrührt, dem wir auch das Epos verdanken, und zweitens weil das "Nibelungenlied" zu einem erheblichen Teil eben in Worms spielt. Das Museum selbst ist dann röhrenförmig in die Mauer hineingebaut, und weil es sich ebenso klug wie sinnlich der Rezeption des Epos widmet, wird man es trotz allem mit Vergnügen besuchen.

Das gilt auch für das Stormhaus in Husum, obwohl die Vorzeichen sonst komplett umgekehrt sind: In jenem Haus in Hafennähe hat Theodor Storm tatsächlich gewohnt, die allermeisten Möbel, die Bilder an der Wand und das Geschirr in den Schränken hat der "Schimmelreiter"-Dichter wirklich besessen, Storm hat hier gearbeitet, seine Kinder aufgezogen, den Garten bestellt und seine Besucher empfangen.

Das Haus in der Wasserreihe bewohnte Storm von 1866 bis 1880, es ist seine letzte Adresse in Husum, wo er 1817 geboren worden war. Seine Kindheit verlebte er im prächtigen Elternhaus in der Hohlen Gasse, die in Nord-Süd-Richtung direkt zum Hafen führt, und besonders den weitläufigen Garten im Hof muss er sehr geliebt haben. Nach dem Studium bezog er 1843 als junger Anwalt eine Wohnung in Husums Großstraße, die sich ein Stückchen weiter verbreitert und zum Marktplatz wird, und als Storm kurz darauf mit seiner Cousine Constanze eine Familie gründete, zog er in ein Haus in der Neustadt, das sein Vater für das junge Paar gekauft hatte.

Die meisten dieser Häuser stehen noch heute, und dass sie sich erhalten haben, ist ein Glück und zugleich Husums Kapital, wenn es um Tourismus geht. Denn es ist sehr leicht, sich von der Atmosphäre dieser kleinen norddeutschen Stadt bestricken zu lassen, und die Geschichten, die Storm hier angesiedelt hat, sind vom heutigen Husum kaum noch zu trennen: Vom Rathaus bis zum Schloss, vom Hafen bis zu den niedrigen Giebeln der Seitenstraßen meint man, sich noch immer in Storms Welt zu bewegen.

Wer es genauer wissen will, findet eine ganze Reihe von lokalhistorischen Darstellungen, die zumeist aus dem Umfeld der Theodor-Storm-Gesellschaft stammen. Für das neueste Doppelporträt von Stadt und Dichter zeichnen denn auch Christian Demandt, der Sekretär der Gesellschaft, gemeinsam mit dem Schriftsteller und Storm-Biographen Jochen Missfeldt verantwortlich. Erschienen ist es in der Reihe "Menschen und Orte" der Berliner "Edition A B Fischer", die bereits zahlreiche ähnliche Bände publiziert hat, etwa zu Bert Brecht in Buckow, Hans Fallada in Carwitz, Peter Rühmkorf in Altona oder demnächst E. T. A. Hoffmann in Bamberg. Was sie aus der Masse ähnlicher Publikationen heraushebt, sind nicht zuletzt die Fotos, die Angelika Fischer mit ihrer Hasselblad aufgenommen hat und die ihre leuchtende Tiefenschärfe auch im Druck bewahren.

Das gilt für die Außenaufnahmen, die eine fraglos moderne Stadt zeigen, aber wie eingefroren und mit Menschen, die vor dem Hintergrund der Gebäude vollends wie flüchtige Erscheinungen wirken. Besonders schön ist die Aufnahme des wuchtigen Elternhauses mit der Treppe zum Hochparterre und den breiten Fenstern gelungen, dem mitten im Sonnenschein etwas Unheimliches anhaftet - Storms Novellen spielen oft damit, sie gehen von Gebäuden aus und entwerfen eine Geschichte, die danach fragt, wie sich ein Haus in seine Umgebung fügt oder mit ihr in Kontrast steht. Und was es mit den Bewohnern auf sich hat, den gegenwärtigen wie den früheren.

Am beeindruckendsten aber sind die Bilder aus dem Inneren des Storm-Museums in der Wasserreihe. Da ist etwa die Landvogtei, ein Raum, der mit dem Stehpult und einem - allerdings fast leeren - Aktenschrank daran erinnert, dass Storm sein Leben lang als Jurist und Verwaltungsbeamter gearbeitet hat, oder als Kontrast zur Nüchternheit dieses Zimmers das in einigen Detailaufnahmen festgehaltene Treppenhaus mit dem verspielten Geländer, die gemütlichen Möbel im Obergeschoss oder das "Viola Tricolor"-Zimmer, benannt nach einer Novelle Storms, die just dort spielt.

All dies besitzt auf den Fotos eine ganz eigene Würde, die das Authentische dieses allmählich und mühsam zusammengetragenen Dichternachlasses unterstreicht. Und so erzählt dieser Band nebenbei auch noch eine Erfolgsgeschichte des Bewahrens und des Akkumulierens von materiellen Erinnerungen.

spre

"Theodor Storm in Husum". Jochen Missfeldt, Christian Demandt (Text), Angelika Fischer (Photographien). Edition A B Fischer, Berlin 2016, 32 Seiten, broschiert, 8,80 Euro

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