Kurzweilige Beobachtungen über Land und Leute aus der nördlichsten Region Deutschlands, immer gesehen durch die Brille Theodor Storms bzw. angeregt durch seine Texte. Gerd Eversberg erzählt von den unterschiedlichsten Ereignissen in Husum und Nordfriesland, wobei er das gesammelte historische Material mit eigenen Gedanken verbindet. So erhält der Leser einen höchst interessanten Einblick in die Mentalität vergangener und heutiger Menschen Nordfrieslands.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2009Gruß von Storm
Wer die Gedichte und Novellen Theodor Storms mag, sich von umfangreichen Abhandlungen aber eingeschüchtert fühlt, findet hier die ideale Lektüre: In dreiundzwanzig kleinen Spaziergängen durch Orte und Landschaften führt Gerd Eversberg, Literaturwissenschaftler und langjähriger Leiter des Husumer Storm-Museums, kenntnisreich und unterhaltsam in weitläufige literarische Zusammenhänge ein. Ohne Fußnoten und Exkurse, in einem angenehm plaudernden Erzählton macht er zeitgeschichtliche und biographische Zusammenhänge sichtbar und skizziert Quellen und Wandlungen der Stormschen Erzählkunst. Er berichtet, wie der Schüler Storm seine erste Reportage schreibt, wie der junge Schriftsteller Sagen wie die vom versunkenen Rungholt sammelt und neu erzählt und wie der alte Dichter eine Geschichte von der Weichsel so glaubwürdig an die Nordseeküste versetzt, dass selbst Alteingesessene sie heute für eine friesische Volksüberlieferung halten. Und zugleich belegt er, wie noch diese Geschichte vom Schimmelreiter von einem Gespensterglauben lebt, der den Schriftsteller bis ins hohe Alter nicht verlassen hat. Manchmal kommt er erst dank präziser Ortskenntnis dem Dichter auf die Schliche - so wenn Storm, indem er das eigene Wohnhaus zum Schauplatz einer Ehe-Novelle macht, unmerklich die Himmelsrichtungen vertauscht und seine Leser also nicht etwa in das wirkliche Haus eintreten lässt, sondern nur in dessen fiktionales Spiegelbild. So gibt Eversberg eine Einführung in Zeit und Werk, die mit ihren Einblicken in jüngste Forschungen auch Storm-Aficionados überraschen kann. (Gerd Eversberg: "Theodor Storm lässt grüßen". Beobachtungen aus dem Land des Schimmelreiters. Boyens Verlag, Heide 2009. 192 S., geb., 14,90 [Euro].) det
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer die Gedichte und Novellen Theodor Storms mag, sich von umfangreichen Abhandlungen aber eingeschüchtert fühlt, findet hier die ideale Lektüre: In dreiundzwanzig kleinen Spaziergängen durch Orte und Landschaften führt Gerd Eversberg, Literaturwissenschaftler und langjähriger Leiter des Husumer Storm-Museums, kenntnisreich und unterhaltsam in weitläufige literarische Zusammenhänge ein. Ohne Fußnoten und Exkurse, in einem angenehm plaudernden Erzählton macht er zeitgeschichtliche und biographische Zusammenhänge sichtbar und skizziert Quellen und Wandlungen der Stormschen Erzählkunst. Er berichtet, wie der Schüler Storm seine erste Reportage schreibt, wie der junge Schriftsteller Sagen wie die vom versunkenen Rungholt sammelt und neu erzählt und wie der alte Dichter eine Geschichte von der Weichsel so glaubwürdig an die Nordseeküste versetzt, dass selbst Alteingesessene sie heute für eine friesische Volksüberlieferung halten. Und zugleich belegt er, wie noch diese Geschichte vom Schimmelreiter von einem Gespensterglauben lebt, der den Schriftsteller bis ins hohe Alter nicht verlassen hat. Manchmal kommt er erst dank präziser Ortskenntnis dem Dichter auf die Schliche - so wenn Storm, indem er das eigene Wohnhaus zum Schauplatz einer Ehe-Novelle macht, unmerklich die Himmelsrichtungen vertauscht und seine Leser also nicht etwa in das wirkliche Haus eintreten lässt, sondern nur in dessen fiktionales Spiegelbild. So gibt Eversberg eine Einführung in Zeit und Werk, die mit ihren Einblicken in jüngste Forschungen auch Storm-Aficionados überraschen kann. (Gerd Eversberg: "Theodor Storm lässt grüßen". Beobachtungen aus dem Land des Schimmelreiters. Boyens Verlag, Heide 2009. 192 S., geb., 14,90 [Euro].) det
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