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Theodosius der Große wurde lange als ein Herrscher betrachtet, der mit klaren politischen Vorstellungen eine katholische Staatskirche etablierte. Dieses Bild hat jedoch in jüngster Zeit Risse bekommen: Die Widersprüche seiner Politik, die Grenzen seiner Wirkungsmöglichkeiten und seine integrativen Absichten treten stärker in den Vordergrund. Auf der Basis jüngster theologischer und historischer Erkenntnisse zeigt Hartmut Leppin in seiner wissenschaftlich fundierten Biographie Theodosius als einen Kaiser, dessen Politik in einem hohen Maße von Sachzwängen bestimmt war.

Produktbeschreibung
Theodosius der Große wurde lange als ein Herrscher betrachtet, der mit klaren politischen Vorstellungen eine katholische Staatskirche etablierte. Dieses Bild hat jedoch in jüngster Zeit Risse bekommen: Die Widersprüche seiner Politik, die Grenzen seiner Wirkungsmöglichkeiten und seine integrativen Absichten treten stärker in den Vordergrund.
Auf der Basis jüngster theologischer und historischer Erkenntnisse zeigt Hartmut Leppin in seiner wissenschaftlich fundierten Biographie Theodosius als einen Kaiser, dessen Politik in einem hohen Maße von Sachzwängen bestimmt war.
Autorenporträt
Hartmut Leppin, geb. 1963, studierte Geschichte, Latein, Griechisch und Erziehungswissenschaften. Heute lehrt er als Professor für Alte Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a. Main.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2003

Feldzug der Wunder
Hartmut Leppin hat sich an Theodosius den Großen gewagt
Eine moderne Theodosius-Biographie steht vor außerordentlichen Schwierigkeiten. Sie setzt beim Verfasser nicht nur Kenntnisse der spätantiken Gesellschaft und Geschichte, sondern insbesondere auch solche des frühen Christentums voraus sowie ein Organ für dessen theologische Kontroversen: Qualifikationen, die selten zusammentreffen. Es kommt hinzu, dass Theodosius, soweit seine Persönlichkeit überhaupt zu erfassen ist, alles andere als eine faszinierende Gestalt war. Das erklärt, warum ein solches Unternehmen nur selten gewagt wurde.
Der Frankfurter Althistoriker Hartmut Leppin war für die Meisterung der Probleme in ungewöhnlicher Weise disponiert. Durch zahlreiche Arbeiten zur Geistes- und Religionsgeschichte der Epoche ausgewiesen, hat er nun eine Darstellung jenes Herrschers vorgelegt, die sich durch ihre kritischen Wertungen ebenso auszeichnet wie durch ihre Übersetzungen grundlegender Texte und die Interpretation repräsentativer Kunstwerke und Bauten.
Nach einer kurzen Einführung in das spätantike römische „Reich der Vielfalt” werden in sicherer Periodisierung die einzelnen Phasen von Theodosius’ Leben und Regierung beschrieben: die militärisch geprägte Jugend im Bann seines Vaters, des 376 nach Christus hingerichteten Heermeisters Theodosius des Älteren, die überraschende Erhebung zum Feldherrn und Mitkaiser durch Gratian im Schatten der Katastrophe von Adrianopel, die Lösung der Gotenfrage und die Durchsetzung des Imperiums im Osten .
In umfassender Weise schildert der Autor sodann die inneren und äußeren Probleme dieser Herrschaft, die Eingriffe in theologische Fragen, die Ausdehnung der Regierung auch über den Westen des Reiches. Höhepunkte bilden dabei die Schilderung von Theodosius’ Beziehungen zu Ambrosius, der Ausbau Konstantinopels und schließlich der „Feldzug der Wunder” gegen die Usurpatoren Arbogast und Eugenius, der 394 nach Christus in der siegreichen Schlacht am Frigidus endete.
Im Schlussabschnitt „Theodosius der Große” gibt Leppin zunächst einen sehr gerafften Überblick über das Theodosiusbild der antiken Quellen. (Hier hätte man sich eine einlässlichere Berücksichtigung der Gregoriana-Dissertation von Jörg Ernesti gewünscht.) Auch die wenigen Sätze zu den modernen Beurteilungen von O. Seeck bis zu A. Lippold und N. King können nicht befriedigen.
Gelungen ist dagegen die Zusammenfassung von Leppins eigener Position. Noch einmal wird die Politik der „Integration” unterstrichen, darauf hingewiesen, dass Theodosius’ Verhalten und Entscheidungen nicht nur aus seinem nizänischen Glauben und dessen Förderung, sondern ebenso durch die Aufgabe der „Machtsicherung” bestimmt wurden.
Die Berücksichtigung taktischer Notwendigkeiten wie jene der „Fortüne”, die „Spannung zwischen Deklaration und Handlung”, die Nutzung des Christentums als Mittel der Machtbehauptung stellen weitere charakteristische Akzente der Wertungen dar. Auch die nüchterne Einschätzung des Bußaktes von Mailand, eine „Inszenierung als milder Kaiser”, gilt als Beleg solcher Sicht.
Am Ende steht so ein nicht unkritisches Gesamtbild: Einerseits zeichnen den Kaiser „Sensibilität für politische und religiöse Entwicklungen und der klare Blick für deren Nutzbarkeit” aus; andererseits wird betont: „Er war kein Gestalter der Geschichte, kein Beweger, nichts Brillantes haftet ihm an.” Gleichwohl unterstreicht der Verfasser die historische Bedeutung dieses Herrschers der „Demut und Milde” und schließt: „Insofern hat die Kirche recht daran getan, Theodosius denTitel eines Großen zu verleihen, und die Geschichtsschreibung darf ihr im Bewusstsein dieser Tradition folgen.”
KARL CHRIST
HARTMUT LEPPIN: Theodosius der Große. Primus-Verlag, Darmstadt 2003. 280 Seiten, 29,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit dem Frankfurter Althistoriker Hartmut Leppin hat der "milde Kaiser" Theodosius der Große den idealen Biografen gefunden, schreibt Karl Christ in seiner lobenden Besprechung. Der Autor ist für die "Meisterung" der sich stellenden Schwierigkeiten, mit denen sich der moderne Theodosius-Biograf konfrontiert sehe, in "ungewöhnlicher Weise disponiert", versichert uns der Rezensent, habe sich Leppin doch bereits durch zahlreiche Arbeiten zur Geistes- und Religionsgeschichte der Spätantike ausgewiesen. Seine neue Arbeit zeichne sich durch ihre "kritischen Wertungen" ebenso wie durch die "Übersetzungen grundlegender Texte und die Interpretation repräsentativer Kunstwerke" aus. Gefallen hat Karl Christ, wie der Verfasser es verstanden hat, Theodosius' Leben und Regieren in seinen einzelnen Phasen zu beschreiben, ohne darüber zu vergessen, dem Ganzen eine grundlegende Einführung in das "spätantike römische 'Reich der Vielfalt'" vorauszuschicken. Auch die Quellen sieht er ausreichend berücksichtigt; allein die ein oder andere moderne Beurteilung der Kollegen sei etwas zu kurz gekommen.

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