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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2014

Krakeel unter Olympiern und Titanen

Raoul Schrotts Übersetzung der "Theogonie" des Hesiod liest sich frei und flüssig. Aber er hat auch eine starke These: Die Musen und Hekate stammten aus dem Nahen Osten.

Von Lorenz Jäger

Was wir über die Geschichte der griechischen Götterwelt wissen, stammt, soweit es in sich zusammenhängt, zu großen Teilen aus der "Theogonie" des Hesiod. Geboren wurde der Dichter wohl vor dem Jahr 700 vor Christus. Hesiod erzählt nicht wie Homer vom Trojanischen Krieg oder von märchenhaften Odysseus-Abenteuern, sondern davon, wie alles anfing: "Zuallererst war da nur Chaos der aufklaffende abgrund: / aus ihm erwuchs Gaia die breitbrüstige Erde als ewig fester grund", wie es in der Übersetzung von Raoul Schrott heißt. Auch den Tartaros unter der Erde gibt es nun - und, als eine der frühesten personifizierten Gestalten: Eros. Sonst würde es ja mit dem Kosmos nicht weitergehen. Göttern wie Menschen nimmt Eros "die hellsicht des verstandes".

Die Welt beginnt also mit einer Orgasmus-Theorie; Hesiod ist, wenn wir Schrotts Übersetzung folgen, der Erste, der den Höhepunkt als "kleinen Tod" bezeichnet. Aber gleich muss man ein wenig Wasser in diesen genialisch-sprachschöpferischen Wein gießen. Hesiod redet nämlich keineswegs schon in der französischen Metapher des "petit mort", sondern davon, dass Eros die Glieder löse oder erschlaffen mache (lysimelaes). Man ist also gewarnt: diese Übersetzung ist in hohem Maße frei, einem gelockerten Gegenwartsdeutsch angenähert, was an sich kein Schade ist. Nur wird man nicht jedem von Schrotts Übersetzungsvorschlägen, die immer auch interpretierende Thesen sind, unbesehen folgen können.

Aber nun kommt jedenfalls alles in Gang. Uranos (der Himmel) zeugt mit Gaia, der Erde (seiner eigenen Mutter), Kinder. Titanen und Kyklopen werden geboren, zudem schreckenerregende hundertarmige, fünfzigköpfige Riesen. Und man hört, wie dann Kronos, einer der Uranos-Söhne, den Vater entmannt. Daneben bilden sich Naturmächte, Winde, Meer, Nymphen. Zeus, der Kronos-Sohn, entledigt sich mit geschickter Diplomatie und Bündnispolitik des Vaters und entmannt ihn seinerseits. Er befriedet und verrechtlicht den Weltzustand, er herrscht nun auf dem Olymp. Künftig werden keine Kinder mehr gefressen wie unter der alten Kronos-Herrschaft; Eide - "beim Styx!" - werden auch unter Göttern heilig. Und diese haben es künftig nicht mehr nur mit sich selbst zu tun, sondern mit den Menschen, deren Angelegenheiten sie im Krieg (mit Ares) und in der Liebe (mit Aphrodite) zu ihren eigenen machen.

Genealogie ist der Super-Mythos der alten Welt. Man möchte wissen, wo jemand herkommt, nicht nur in Griechenland, nicht nur bei den Göttern. Gute Genealogie ist die erste Form von politischer Legitimität. Deshalb gibt es von Hesiod auch den "Katalog der Frauen", in dem den Hellenen der sagenhafte Urvater Hellen angedichtet wird, der seinerseits der Enkel des Prometheus war. Prometheus brachte nicht nur den Menschen das Feuer, er war auch an dem Kunstgriff beteiligt, vertraglich zwischen Göttern und Menschen die Verteilung des Opferfleisches zu regeln. Bei dem feierlichen Abkommen wurde geschummelt, weil die guten Stücke mit schlechten bedeckt wurden, der Knochenhaufen dagegen mit gutem Fett - und Zeus, obwohl er durchschaut, was man da vorhat, den Knochenhaufen für die Götter reklamiert, wissend, "dass die erdmenschen von nun an den unsterblichen / weiße knochen auf duftumwölkten rauchaltären verbrennen würden".

Wie erscheint Prometheus in Schrotts Übersetzung, wenn er Zeus gegenübersteht? "Und der bauernschlaue Prometheus erwiderte ihm / innerlich grinsend und abgebrüht vor lauter schliche (. . .)". "Bauernschlau" mag angehen, wenn auch "verschlagen" sich für "ankylometes" angeboten hätte, aber dann wäre Schrott eine gewisse aktualisierende Drastik entgangen, auf die er viel Wert legt. Auch "Grinsen" für höhnisches Lächeln ("epimeidesas") lässt man sich gefallen - aber von "innerlich" findet sich bei Hesiod kein Wort, es wäre auch eine ganz unantike Vorstellung. Die Griechen waren nun mal Leute, die Plastik, Gestalten und Gestaltung liebten, mit einem "innerlichen" Grinsen hätten sie nicht viel anzufangen gewusst.

Gehen wir zur berühmten Titanomachie, dem Kampf, den Zeus gegen die Kronos-Partei führt: "Und die schlacht- und die schmerzensrufe / überlagerten sich in der mitte der zwei fronten zu einem krakeelen" . Krakeelen ist aber die lautliche Äußerung eines Streits mit durchaus abschätzigem Beiklang, etwa wie "Keifen", das Wort schickt sich für Raufereien von Kindern und Studenten, aber nicht für Götter und Titanen. Bei Hesiod: Kriegsgeschrei und Getöse - nichts von Krakeel. Auch bei der Wendung "Aphrodite mit den gebogenen Wimpern" stutzt man: "helikoblepharon" gibt das Gemoll-Wörterbuch als "leicht bewegliche Augenlider" wieder. Die Ausgabe der Loeb Classical Library, die inzwischen auch ihre hundert Jahre auf dem Buckel hat, vermutet an dieser Stelle nicht einen verstetigten physiognomischen Zug, sondern eine Art Augenspiel, ein "Äugeln", eine Koketterie, wie sie Aphrodite, der Liebesgöttin, gut ansteht. Dies war auch Goethes Ansicht: "Spät kam Aphrodite herbei, die äugelnde Göttin".

Schrotts Kommentar leistet Erstaunliches. Die Titanomachie entpuppt sich als Etymologie, indem, so Schrott, "attasse (,Erbteil'), adatar (,Essen') und atessa (,Beil') auf das Grundwort atta (,Vater') bezogen werden". Man kennt ähnliche wortgeborene Logiken aus dem Alten Testament. Aus Sapphos Hymne an Aphrodite zitiert Schrott den Beginn: "POikiloTHrON" und das Ende: "POtnia THymON" und schließt: "Herausgearbeitet wird damit das tertium comparationis ,POTHON', ,Verlangen', als bestimmende Eigenschaft der Göttin." Schon für Homer hatte Schrott assyrische Vorbilder namhaft machen wollen. Folgt man ihm in seinen kühnen Ableitungen zu den ugaritischen (syrischen) Quellen Hesiods, dann ist die "Theogonie" so etwas wie ein griechisch-nahöstliches "Finnegans Wake", ein Buch, das Sprachen und Kulte übereinanderschreibt. Eine ungemein faszinierende Perspektive, die im Einzelnen von Althistorikern und Philologen zu prüfen sein wird.

Hesiod: "Theogonie". Übersetzt und erläutert von Raoul Schrott.

Carl Hanser Verlag, München 2014. 224 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2015

Nenne sie nicht, die hundertarmigen Riesen
Raoul Schrott wagt sich an eine Neuübersetzung von Hesiods „Theogonie“ – aber so anregend er über den orientalischen
Ursprung der griechischen Mythologie schreibt, so fragwürdig bleibt seine Aktualisierung der Sprache des antiken Dichters
VON BURKHARD MÜLLER
Sie sind der Inbegriff der Anmut überhaupt: die Musen. Im mittelgriechischen Böotien wohnen sie, wo sie „mit zarten Füßen um die veilchendunkle Quelle und den Altar des gewaltigen Kroniossohns tanzen. Oft auch badeten sie ihre zarte Haut im Bach Permessos oder im Pferdequell oder im heiligen Olmeios und führten dann am Gipfel des Helikon ihre Reigen auf, schöne, anmutige, und tanzten mit kräftigen Füßen.“ Zart also sind ihre Füße, aber kräftig doch auch, das ist wichtig. „Diese nun lehrten einst Hesiodos schönen Gesang, als er Schafe am Fuß des heiligen Helikon weidete.“
  So unscheinbar präsentiert sich die Nennung des ersten Europäers, von dem wir erfahren, wie er heißt. Denn vor ihm gab es in unserem Erdteil niemand, der uns einen Namen überliefert hätte. Hesiod, der ungefähr von 740 bis 670 v. Chr. gelebt hat, ist der Autor der „Theogonie“, eines langen Gedichts in Hexametern, in dem er die Entstehung der Welt, die Herkunft der Götter und ihre Kämpfe erzählt.
  Niemand (auch nicht Homer, der in Kleinasien daheim ist und damit nicht zu den Europäern zählt) hat unser Bild vom griechischen Mythos so geprägt wie er. Was wohl schon vor ihm in Einzel-Erzählungen umlief, hat er in einen Zusammenhang gebracht, der die Welt als Ganzes umfasst; vom uranfänglichen Chaos schreitet sie durch mehrere Generationen von Göttern allmählich voran zu einem Zustand der Ordnung und des Rechts, für das dem Dichter der Himmelsgott Zeus einsteht.
  Viele Ehen schließt dieser oberste Gott und zeugt unzählige Kinder; in dieser Fruchtbarkeit beglaubigt sich seine universale Geltung. Hesiod teilt es mit ganz ohne jene Frivolität der späteren Überlieferung, die den Himmelsvater als Schürzenjäger lächerlich macht. Denn in diesem Buch erlebt der Leser das mythische Denken, das alle Verhältnisse der Welt ins Figürliche und Familiäre, in Verwandtschaft und Abstammung übersetzt, auf seinem frommen und ernsten Gipfelpunkt, ehe seine Stoffe zum menschlich-allzumenschlichen Klatsch herabsanken. Uranos und Gaia bedeuten nicht nur, sie s i n d Himmel und Erde, und in der Nacht wohnt der Himmel der Erde bei.
  Dass der Schlaf und der Tod Brüder seien, meint Hesiod nicht metaphorisch, sondern buchstäblich, sind sie doch beide Söhne der Nyx, der Göttin der Nacht. „Der eine von ihnen durchstreift, friedlich und freundlich zu Menschen, die Erde und den breiten Meeresrücken; der andere aber hat ein eisernes Herz und ehernen, erbarmungslosen Sinn in der Brust. Wen von den Menschen er einmal gefasst hat, den hält er fest, und feind ist er selbst unsterblichen Göttern.“ Der Leser wird gepackt von der Kraft dieser Dichtung, die es das erste Mal unternimmt, ein komplettes Weltbild zu gestalten. So denken wir heute nicht mehr; aber dieses Denken schafft die Voraussetzungen für alles, was später kam. So früh ist das und so alt, doch seine Frische hat es bewahrt bis heute.
  Das ist allerdings nicht der Aspekt an Hesiods Werk, der Raoul Schrott interessiert. Er liest die Theogonie vielmehr als „Palimpsest“, die Überschreibung eines verborgenen Texts. Zu Recht beharrt er darauf, dass ein derart komplexes Ganzes nicht aus dem Nichts hervorspringen kann. Wenn der Nachweis von Quellen auch fehlt: gegeben haben muss es sie. Schon bei der Ilias hat Schrott im Detail zu beweisen versucht, dass das Epos sich dem Kontakt der Griechen mit asiatischer Kultur, mit den Literaturen der Babylonier, Assyrer und Hethiter verdankt, und ein Troja postuliert, das nicht im Nordwesten, sondern im Süden der Türkei liegt, in Kilikien. Das hat damals zu erbittertem Streit geführt.
  Nun unternimmt Raoul Schrott Ähnliches für Hesiod. Er macht wahrscheinlich, dass die Insel Euböa, Hesiods Heimat Böotien vorgelagert, in intensivem Austausch mit einer Küstenregion gestanden hat, die heute zur Türkei, historisch aber zu Syrien gehört – gleich östlich von Kilikien also. Und auch jetzt bietet er wieder viel Scharfsinn und philologische Energie auf, um darzutun, dass ein großer Teil von Hesiods göttlichem Personal in Wahrheit orientalischen Ursprungs sei. Für den Nichtfachmann lässt sich schwer entscheiden, welches argumentative Gewicht diese Namensähnlichkeiten tatsächlich besitzen. Unverkennbar aber legt er den Finger auf die zwei dunkelsten Punkte bei Hesiod: Wer eigentlich waren diese Musen, die ihm das Singen beigebracht haben und von da an aus dem westlichen Bildungskanon nicht mehr wegzudenken waren, Patroninnen der Musik und der Museen? Und wer war Hekate, für die Hesiod einen begeisterten Hymnus dichtet, die aber sonst in der Frühzeit so gut wie nicht auftaucht? Schrott setzt beide in Beziehung zu einer asiatischen Mutter- und Ordnungsgottheit, die bei ihm Hepat-Musuni heißt, ein Name, der von Ort zu Ort variiert.
  Der Rezensent gesteht, dass er Schrotts Überlegungen, sosehr sie zuweilen zum Spitzfindigen tendieren, doch insgesamt überzeugend findet – nicht zuletzt deshalb, weil die Substanz von Schrotts Behauptungen hier weniger kontrovers und überraschend erscheint als im Fall Homers. Dass das Licht aus dem Osten kommt, ex oriente lux, dass also die Griechen das Material, welches sie dann so originell weiterbilden, ursprünglich aus Asien übernommen haben, war schon in der Antike allgemein anerkannt. Durchaus neu an Schrotts Thesen ist jedoch die Präzision, mit der er den Ausgangspunkt dieses kulturellen Transfers fixiert: auf die heute so gut wie vergessene Siedlung al Mina an der Mündung des Flusses Orontes. Auch wer Schrotts Lösungsvorschläge nicht akzeptieren mag, wird doch um die von ihm aufgeworfenen Probleme nicht mehr herumkommen.
  Zwei Dinge allerdings gibt es, die einem die Lektüre von Schrotts Buch trotzdem verleiden können. Zum einen ist es ziemlich offensichtlich, dass er den Dichter wie den Menschen Hesiod nicht mag. Er wirft ihm einen „moralinsauren Tonfall“ vor; er rückt ihn in die Nähe eines „Schreibstubengelehrten“, was bei diesem ältesten Schriftsteller Europas, seiner Selbstauskunft nach ein Bauer, einfach unsinnig und unfair ist; er verdächtigt ihn, der bei einem Dichterwettstreit einen ehernen Dreifuß gewann, der „Jury- und Herrscherschmeichelei“; kurzum, er sei wohl ein „nicht immer angenehmer Zeitgenosse“ gewesen. Für seine literarische Eigenart hingegen, wie sie sich jenseits aller mutmaßlichen Einflüsse darbietet, ist Schrott bemerkenswert taub.
  Solche Taubheit führt zu Ärgernis Nummer zwei: Schrotts Neuübersetzung des Texts. Zwar biedert er sich diesmal nicht so plump der eigenen Gegenwart an, wie er es bei seiner Version der Ilias tat, wo er eine Art schriftliches Gegenstück zur Verfilmung mit Brad Pitt geliefert hatte. Der Stoff eignet sich nicht dafür. Aber es kommt schlimm genug. Der Eros ist für Hesiod der „gliederlösende“, „lysimelés“ – bei Schrott wird daraus „der den kleinen tod der liebe bringt“, in Kleinschrift mit dem Anspruch der eigenen lyrischen Leistung, tatsächlich aber ein neuzeitliches Bonmot von fremder Hand. Die hundertarmigen Riesen soll man, sagt Hesiod, nicht nennen: Hier äußerst sich uraltes Tabudenken, dem das Schreckliche nennen so viel wie es herbeirufen heißt. Schrott, der davon nichts ahnt, schreibt stattdessen: „man malt sie sich lieber nicht aus“.
  Und die Szene, wo Uranos gegen die eigenen Kinder wütet, klingt bei ihm so: „Alle die Gaia und Uranos entsprangen waren bereits als kinder zum fürchten – ihr vater hasste sie alle von anfang an. Jedesmal wenn eins von ihnen auf die welt kam steckte er sie wieder in die leibeshöhle der Erde dass sie das licht nicht erblickten – und er freute sich noch darüber der Uranos.“ So einer ist der also, der Uranos! Steckt sie einfach wieder in die Leibeshöhle. Hier sollte wirklich mal jemand das Jugendamt anrufen.
  Mit einem Wort, es fehlt Schrott entschieden der Sinn dafür, welch ein gewaltiger Abstand in Zeit, Denkungsart und auch dichterischem Vermögen ihn von Hesiod trennt, jenem fernsten Gestirn am Nachthimmel unserer Tradition, das wir noch mit bloßem Auge erblicken können. Das Glück, dass er immer noch da ist für uns, fühlt man nur zusammen mit dem Staunen, wie weit der Weg dieses Lichts war.
Uranos und Gaia bedeuten
hier nicht nur Himmel und Erde,
sie sind es vielmehr
Leider ist es offensichtlich, dass
Raoul Schrott weder den Dichter
noch den Menschen Hesiod mag
Die Blitzschleuder in der rechten, das Zepter in der linken Hand, inmitten von Wolken, die ein Regenbogen durchstößt: Zeus auf einem Wandbild aus Herculaneum.
Eros, der dem Göttervater über die Schulter blickt, zeigt hinunter auf die Welt der Sterblichen. Und wo Zeus ist, ist ein Adler nicht fern.
Foto: www.bridgemanimages.com
      
  
  
          
Hesiod: Theogonie. Aus dem Griechischen übersetzt und erläutert von Raoul Schrott. Carl Hanser Verlag, München 2014. 224 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Burkhard Müller entdeckt zwei Ärgernisse in Raoul Schrotts Hesiod-Interpretation: Der Autor mag seinen antiken Kollegen nicht und verkennt dessen literarische Eigenart. Und seine Neuübertragung missachtet den Abstand in Zeit, Denken und Dichtung zwischen Jetzt und Hesiods Zeit, wenn er sich der eigenen Gegenwart anbiedert, meint Müller. Das mythische Denken auf seinem Höhepunkt, laut Müller in Hesiods Hexametern in all seiner Frische zu entdecken - bei Schrott gerät es zur Nebensache. Schrotts stattdessen im Vordergrund stehender Versuch, den orientalischen Ursprung von Hesiods göttlichem Personal nachzuweisen, scheint dem Rezensenten allerdings recht scharfsinnig, präzis und insgesamt überzeugend.

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"Raoul Schrotts Übersetzung liest sich frei und flüssig. Aber er hat auch eine starke These: Die Musen stammten aus dem Nahen Osten." Lorenz Jäger, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.14

"Der Rezensent gesteht, dass er Schrotts Überlegungen, sosehr sie zuweilen zum Spitzfindigen tendieren, doch insgesamt überzeugend findet." Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung, 05.01.15