Die Naturwissenschaft teilt sich in Lehre und Forschung. Die Lehre besteht aus Lehrsätzen, die eine eindeutige Aussage über die Natur enthalten. Die Form dieser Lehrsätze erweckt oft den Anschein, als stützten sie sich auf die Autorität der Natur selbst. Dies ist ein Irrtum, denn die Natur erteilt keine Lehren, sondern weist nur Veränderungen in ihren Erscheinungen auf. Diese Veränderungen können wir dazu benutzen, um sie als Antworten auf unsere Fragen zu deuten. Um das richtige Verständnis für die Stellung der Wissenschaft zur Natur zu gewinnen, müssen wir einen jeden Lehrsatz in eine Frage verwandeln und uns über die Veränderungen der Naturerscheinungen Rechenschaft geben, die die Forscher als Beweismaterial für ihre Antwort benutzt haben. Die Forschung kann gar nicht anders vorgehen, als daß sie in ihrer Frage eine Voraussetzung (Hypothese) macht, in der die Antwort (These) bereits enthalten ist. Die endgültige Arterkennung der Antwort und die Aufstellung eines Lehrsatzes erfolgt, sobald der Forscher eine ihm genügend dünkende Zahl von Erscheinungen in der Natur aufgefunden hat, die er im Sinne seiner Hypothese positiv oder negativ deuten kann. [Auszug aus dem Vorwort] - Reproduktion auf Grundlage der zweiten Auflage, Berlin Heidelberg 1928.