Der Antrieb aller Religionen lautet: Erlösung vom Übel. 'Erlösung' ist aber keine statische Idee. Sie entwickelt sich vom Mythos zur aufgeklärten Religiosität. Diese strebt nach einer 'Geborgenheit im Schlechten', einem Welteinverständnis trotz aller Weltübel: 'Es ist, wie es ist, und es ist gut.' Das religiöse Welteinverständnis stützt sich auf metaphysische Überschüsse in unserer Erfahrung: Erstens die Existenz objektiver Werte, welche die Grenzbegriffe des guten Lebens und der Erlösung miteinander verschränken. Zweitens die Existenz des Schönen, nicht nur als Artefakt, sondern auch als Naturgegebenheit. Drittens das 'Wunder' der Existenz, insofern nichts, was faktisch ist, aus sich selbst heraus bestehen kann. Obwohl die Existenz der Übel jedes Bild eines persönlichen Gottes zerstört, sind in der Welt Spuren eines 'Initialereignisses' enthalten, dessen Vollkommenheit keine Einschränkung duldet. Was 'vollkommen' bedeutet, unterliegt einer Blockade, die freilich das religiöse Fragen nicht sinnlos macht, es vielmehr anstachelt.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Alexander Kissler findet Peter Strassers "Einführung in die Religionsphilosophie" berückend überzeugend und dazu noch sehr "originell". Der Autor will in seinem Buch keine fertigen Antworten geben, sondern fragt zur Freude des Rezensenten nach den Möglichkeiten einer zeitgemäßen religiösen Haltung. Sowohl mit der modernen Theologie, die die biblischen Erzählungen nurmehr metaphorisch deutet, als auch mit den Naturwissenschaften und ihren jedwede Transzendenz leugnenden Theorien geht der Autor scharf ins Gericht und argumentiert für eine Welt mit "intrinsischem Wert", informiert Kissler, der Strassers Buch als gelungenen Beitrag zur Bewältigung der religiösen Problematik der Gegenwart würdigt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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