Hans Blumenbergs Buch Schiffbruch mit Zuschauer endet mit einem Text, der den etwas enigmatischen Titel »Ausblick auf eine Theorie der Unbegrifflichkeit« trägt. Zu Lebzeiten blieb es bei diesem Ausblick auf eine Theorie, die den Grundbedingungen der Theorie - nämlich begrifflich verfaßt zu sein - zu widersprechen schien und somit vielerlei Rätsel aufgab. Zu den wunderbaren Entdeckungen, die im Nachlaß Hans Blumenbergs zu machen sind, gehört nicht nur eine Mappe mit kleinen Entwürfen, sondern auch ein längeres Manuskript, das den »Ausblick« bis zu einer ausgewachsenen »Theorie der Unbegrifflichkeit« führt, die zudem ein Text von programmatischem Charakter für Blumenbergs philosophisches Projekt insgesamt ist: eine philosophische Programmschrift. Die Theorie der Unbegrifflichkeit kann als Pendant, als Weiterentwicklung und als Gegenentwurf der berühmten Paradigmen zu einer Metaphorologie von 1960 gelten. Mit ihr ist die Kontinuität des metaphorologischen Projekts im Werk Blumenbergs in wünschbarer Klarheit nachzuvollziehen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.09.2007Da lacht die Wiese
Schriften aus dem Nachlass Hans Blumenbergs
Dieses Bändchen enthält einige Varianten bereits publizierter Texte Hans Blumenbergs zu einer Theorie der Unbegrifflichkeit und der darunter fallenden Metaphorologie. Es sind „Bruchstücke”, wie es heißt. Sie lassen sich nur schwer zu einem überschaubaren Ganzen zusammenfügen. Eine mögliche Theorie des Unbegrifflichen beginnt mit einer Genealogie des Begriffs. Blumenberg bestimmt dessen Herkunft anthropologisch-genetisch mit dem aufrechten Gang, der den Blick auf weite Horizonte freigab. Jäger und Nomaden wurden dadurch der Vorwegnahme und Erwartung des noch nicht Anwesenden, der Prävention fähig. Die Falle, die am vorweggenommenen Bild des Beutetiers entworfen wird, heißt es metaphorisch bei Blumenberg, ist „der erste Triumph des Begriffs”.
Die Metapher als ästhetische Figuration muss immer wieder für die Unzulänglichkeiten des Begrifflichen einstehen (bei Platon auch der Mythos), sie taucht dabei als Störung wie als Überraschung in einer normalsprachlichen Rede auf. In ihrer „absoluten” Form zeigt sie sich gegenüber jeder Paraphrasierung resistent. Blumenberg zieht dazu mehrfach das bekannte Beispiel Quintilians heran, „die Wiese lacht”. Die lachende Wiese steht für das Erlebnis einer Welt im Ganzen, einer Totalität, die, wie das Metaphorische von Welt selbst, anders, begrifflich, nicht sagbar sei.
Wunderbar anders
Was die Metapher ausdrückt, so Blumenberg, sei nicht erst poetische Erfindung, es hätten früh schon „alle gesehen, ohne es sagen zu können”. Im Blick auf die lebensweltliche Erfahrung sei demnach die rhetorisch prägnante, pointierte Metapher „etwas Spätes und Abgeleitetes”. Hinsichtlich der Evolution des Begrifflichen erscheint sie als das Frühe, als „die Quelle, aus der auch die Leistung des Begriffs hervorgeht” – eine freilich nicht sehr überraschende Feststellung.
Blumenberg selbst hat seine vielfach in unterbelichtete Nischen von Philosophie, Rhetorik und Anthropologie hineinleuchtenden, stets feinsinnigen und sprachlich exquisiten Anstrengungen des Begriffs mit einem technischen Terminus – „metaphorisch” – als „Halbzeug” qualifiziert. Offen bleibt dementsprechend die Kernfrage – wie übrigens in der gesamten wildwuchernden Literatur zu dieser Thematik – , ob der kognitive Gehalt der Metapher über das Begriffliche hinausgeht. Sie sagt, so scheint es, nichts anderes, als was wir schon kennen – aber sie sagt es wunderbar anders.
Dieses Material aus dem Nachlass gehört eigentlich in eine künftige kritische Gesamtausgabe der Werke Blumenbergs. Als separate Publikation ist das Bändchen eher überflüssig. WILLY HOCHKEPPEL
HANS BLUMENBERG: Theorie der Unbegrifflichkeit. Aus dem Nachlass herausgegeben von Anselm Haverkamp. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 121 Seiten, 14,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Schriften aus dem Nachlass Hans Blumenbergs
Dieses Bändchen enthält einige Varianten bereits publizierter Texte Hans Blumenbergs zu einer Theorie der Unbegrifflichkeit und der darunter fallenden Metaphorologie. Es sind „Bruchstücke”, wie es heißt. Sie lassen sich nur schwer zu einem überschaubaren Ganzen zusammenfügen. Eine mögliche Theorie des Unbegrifflichen beginnt mit einer Genealogie des Begriffs. Blumenberg bestimmt dessen Herkunft anthropologisch-genetisch mit dem aufrechten Gang, der den Blick auf weite Horizonte freigab. Jäger und Nomaden wurden dadurch der Vorwegnahme und Erwartung des noch nicht Anwesenden, der Prävention fähig. Die Falle, die am vorweggenommenen Bild des Beutetiers entworfen wird, heißt es metaphorisch bei Blumenberg, ist „der erste Triumph des Begriffs”.
Die Metapher als ästhetische Figuration muss immer wieder für die Unzulänglichkeiten des Begrifflichen einstehen (bei Platon auch der Mythos), sie taucht dabei als Störung wie als Überraschung in einer normalsprachlichen Rede auf. In ihrer „absoluten” Form zeigt sie sich gegenüber jeder Paraphrasierung resistent. Blumenberg zieht dazu mehrfach das bekannte Beispiel Quintilians heran, „die Wiese lacht”. Die lachende Wiese steht für das Erlebnis einer Welt im Ganzen, einer Totalität, die, wie das Metaphorische von Welt selbst, anders, begrifflich, nicht sagbar sei.
Wunderbar anders
Was die Metapher ausdrückt, so Blumenberg, sei nicht erst poetische Erfindung, es hätten früh schon „alle gesehen, ohne es sagen zu können”. Im Blick auf die lebensweltliche Erfahrung sei demnach die rhetorisch prägnante, pointierte Metapher „etwas Spätes und Abgeleitetes”. Hinsichtlich der Evolution des Begrifflichen erscheint sie als das Frühe, als „die Quelle, aus der auch die Leistung des Begriffs hervorgeht” – eine freilich nicht sehr überraschende Feststellung.
Blumenberg selbst hat seine vielfach in unterbelichtete Nischen von Philosophie, Rhetorik und Anthropologie hineinleuchtenden, stets feinsinnigen und sprachlich exquisiten Anstrengungen des Begriffs mit einem technischen Terminus – „metaphorisch” – als „Halbzeug” qualifiziert. Offen bleibt dementsprechend die Kernfrage – wie übrigens in der gesamten wildwuchernden Literatur zu dieser Thematik – , ob der kognitive Gehalt der Metapher über das Begriffliche hinausgeht. Sie sagt, so scheint es, nichts anderes, als was wir schon kennen – aber sie sagt es wunderbar anders.
Dieses Material aus dem Nachlass gehört eigentlich in eine künftige kritische Gesamtausgabe der Werke Blumenbergs. Als separate Publikation ist das Bändchen eher überflüssig. WILLY HOCHKEPPEL
HANS BLUMENBERG: Theorie der Unbegrifflichkeit. Aus dem Nachlass herausgegeben von Anselm Haverkamp. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 121 Seiten, 14,80 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2007Theorie der Unbegrifflichkeit
Nach einem Vortrag, so erzählte Hans Blumenberg in einer Vorlesung, sei er einmal gefragt worden, mit welchem Recht und nach welchen Einführungsregeln er sich denn des Ausdrucks "Welt" bedient hätte. Der so zur Rede Gestellte entschied sich kurzerhand für die parodistische Formel: "Die Welt ist der geometrische Ort aller Punkte." Die makellos wirkende Definition führte das Unangemessene der geforderten Begriffsbestimmung unmittelbar vor Augen. Was die Welt ist oder sein soll, das ist nun einmal nicht auf den Begriff zu bringen.
Doch das ändert nichts daran, dass der Vorgriff auf "die" Welt unumgänglich ist. In der bündigen Formulierung von Blumenbergs "Paradigmen zu einer Metaphorologie" aus dem Jahr 1960: "Was die Welt eigentlich sei - diese am wenigsten entscheidbare Frage ist doch zugleich die nie unentscheidbare und daher immer entschiedene Frage." Und auf solche zu groß geratenen und doch unvermeidbaren Fragen antworten für Blumenberg die "absoluten Metaphern". Es sind Metaphern, die sich auch mit größter Anstrengung nicht in einer klar konturierten, terminologisch fixierten Begrifflichkeit auflösen lassen, von der Philosophen so oft träumten. Deshalb fügen sie sich auch nicht in das geläufige Schema des Wegs vom Mythos zum Logos, von der erzählerisch anschaulichen Sinnstiftung zu Begriff und Theorie. Sie entspringen der nicht abzustellenden theoretischen Verlegenheit, auf "eigentliche" Weise zu sagen, worauf es ankommt.
In dieser Verlegenheit liegt aber, was Blumenberg als Erkenntnischancen einer Metaphorologie wahrnahm: Gerade in den Metaphern lassen sich epistemisch relevante Grundentscheidungen vor Augen führen, die tiefer liegen als die explizit verhandelten theoretischen Einsätze. Sichtbar werden so die Konturen epistemischer Räume, deren Geschichte sich wiederum an der Entwicklung der Metaphorik ablesen lasse. Denn das wollten Blumenbergs metaphorologische Studien vor allem demonstrieren: Auch absolute Metaphern haben Geschichte und sogar "in einem radikaleren Sinn als Begriffe, denn der historische Wandel einer Metapher bringt die Metakinetik geschichtlicher Sinnhorizonte und Sichtweisen selbst zum Vorschein, innerhalb deren Begriffe ihre Modifikation erfahren".
Blumenbergs "Paradigmen zu einer Metapherologie" durften zu Lebzeiten nicht mehr aufgelegt werden, doch die weiter ausholende Theorie der Unbegrifflichkeit hat Blumenberg nie geschrieben. Im Jahr 1979 erschien noch, als Nachspann zu "Schiffbruch mit Zuschauer", ein knapper "Ausblick auf eine Theorie der Unbegrifflichkeit"; und dabei blieb es.
Anselm Haverkamp hat nun aus dem im Marbacher Literaturarchiv verwahrten Nachlass des vor zehn Jahren verstorbenen Philosophen die Unterlagen einer 1975 gehaltenen Vorlesung zur "Theorie der Unbegrifflichkeit" (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. 119 S., br., 14,80 [Euro]) herausgegeben. Zum ersten Mal kann man hier im Druck einem Blumenberg begegnen, der offenbar durchaus bereit war, die dichte Arbeit seiner sonst so streng verfugten Texte zugunsten des gesprochenen Worts und seiner leichteren Fasslichkeit hintanzustellen. Selbst wenn die "Theorie" kaum über die systematischen Vorzeichnungen hinausreicht, die man den bereits vorliegenden Büchern entnehmen kann, verdient diese Edition Beachtung: In so bündiger und pointierter Form hatte man Blumenbergs Gedanken über Genese, Leistungen und Grenzen des Begriffs noch nicht vor sich.
Was der Begriff vermag, das leitet Blumenberg aus spekulativen Überlegungen zur Anthropogenese her. Einmal mehr wird hier deutlich, welchen zentralen Stellenwert für ihn eine solche anthropologisch-genetische Explikation der Leistungen von Begriff und Vernunft hatte, oder genauer: des Zurückbleibens des Begriffs hinter den Forderungen der Vernunft. Die Erklärung lautet in nuce, dass der Begriff als mentales Werkzeug der Jäger und Nomaden entsteht, sich die Dinge vom Leib zu halten, indem Abwesendes vorausgreifend als gegenwärtig behandelt wird. Vernunft tritt dementsprechend als Vermögen der Prävention in Erscheinung. Doch mit dem Übergang zur Muße der Sesshaftigkeit bilden sich theoretische Ansprüche heraus, die nicht mehr in Prävention aufgehen und für die das Werkzeug des Begriffs nicht vorgesehen war.
Mit dieser funktionalen Differenz beginnt die Geschichte einer Vernunft, die auf jene Totalität aus ist, welche der Begriff nicht hergibt. Blumenberg erläutert dieses Spannungsverhältnis im Wesentlichen mit einer Interpretation des Stellenwerts von Kants reinen Vernunftideen. Erst nach zwei Dritteln des Texts und auch dann auf zunächst fast unscheinbare Weise tritt die Metapher bestimmend auf den Plan: als sprachliche Möglichkeit, die schwache Kontextdeterminiertheit großer Begriffe wie "Welt", "Geschichte" oder auch schlicht "das Sein" auszunutzen.
Was immer man für die entscheidenden Wendungen und theoretischen Weichenstellungen dieses überaus anregenden Parcours hält, deutlich ist jedenfalls, dass in Blumenbergs Augen ohne hohe anthropologische Investitionen auf diesem Feld kaum etwas zu gewinnen war.
HELMUT MAYER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nach einem Vortrag, so erzählte Hans Blumenberg in einer Vorlesung, sei er einmal gefragt worden, mit welchem Recht und nach welchen Einführungsregeln er sich denn des Ausdrucks "Welt" bedient hätte. Der so zur Rede Gestellte entschied sich kurzerhand für die parodistische Formel: "Die Welt ist der geometrische Ort aller Punkte." Die makellos wirkende Definition führte das Unangemessene der geforderten Begriffsbestimmung unmittelbar vor Augen. Was die Welt ist oder sein soll, das ist nun einmal nicht auf den Begriff zu bringen.
Doch das ändert nichts daran, dass der Vorgriff auf "die" Welt unumgänglich ist. In der bündigen Formulierung von Blumenbergs "Paradigmen zu einer Metaphorologie" aus dem Jahr 1960: "Was die Welt eigentlich sei - diese am wenigsten entscheidbare Frage ist doch zugleich die nie unentscheidbare und daher immer entschiedene Frage." Und auf solche zu groß geratenen und doch unvermeidbaren Fragen antworten für Blumenberg die "absoluten Metaphern". Es sind Metaphern, die sich auch mit größter Anstrengung nicht in einer klar konturierten, terminologisch fixierten Begrifflichkeit auflösen lassen, von der Philosophen so oft träumten. Deshalb fügen sie sich auch nicht in das geläufige Schema des Wegs vom Mythos zum Logos, von der erzählerisch anschaulichen Sinnstiftung zu Begriff und Theorie. Sie entspringen der nicht abzustellenden theoretischen Verlegenheit, auf "eigentliche" Weise zu sagen, worauf es ankommt.
In dieser Verlegenheit liegt aber, was Blumenberg als Erkenntnischancen einer Metaphorologie wahrnahm: Gerade in den Metaphern lassen sich epistemisch relevante Grundentscheidungen vor Augen führen, die tiefer liegen als die explizit verhandelten theoretischen Einsätze. Sichtbar werden so die Konturen epistemischer Räume, deren Geschichte sich wiederum an der Entwicklung der Metaphorik ablesen lasse. Denn das wollten Blumenbergs metaphorologische Studien vor allem demonstrieren: Auch absolute Metaphern haben Geschichte und sogar "in einem radikaleren Sinn als Begriffe, denn der historische Wandel einer Metapher bringt die Metakinetik geschichtlicher Sinnhorizonte und Sichtweisen selbst zum Vorschein, innerhalb deren Begriffe ihre Modifikation erfahren".
Blumenbergs "Paradigmen zu einer Metapherologie" durften zu Lebzeiten nicht mehr aufgelegt werden, doch die weiter ausholende Theorie der Unbegrifflichkeit hat Blumenberg nie geschrieben. Im Jahr 1979 erschien noch, als Nachspann zu "Schiffbruch mit Zuschauer", ein knapper "Ausblick auf eine Theorie der Unbegrifflichkeit"; und dabei blieb es.
Anselm Haverkamp hat nun aus dem im Marbacher Literaturarchiv verwahrten Nachlass des vor zehn Jahren verstorbenen Philosophen die Unterlagen einer 1975 gehaltenen Vorlesung zur "Theorie der Unbegrifflichkeit" (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. 119 S., br., 14,80 [Euro]) herausgegeben. Zum ersten Mal kann man hier im Druck einem Blumenberg begegnen, der offenbar durchaus bereit war, die dichte Arbeit seiner sonst so streng verfugten Texte zugunsten des gesprochenen Worts und seiner leichteren Fasslichkeit hintanzustellen. Selbst wenn die "Theorie" kaum über die systematischen Vorzeichnungen hinausreicht, die man den bereits vorliegenden Büchern entnehmen kann, verdient diese Edition Beachtung: In so bündiger und pointierter Form hatte man Blumenbergs Gedanken über Genese, Leistungen und Grenzen des Begriffs noch nicht vor sich.
Was der Begriff vermag, das leitet Blumenberg aus spekulativen Überlegungen zur Anthropogenese her. Einmal mehr wird hier deutlich, welchen zentralen Stellenwert für ihn eine solche anthropologisch-genetische Explikation der Leistungen von Begriff und Vernunft hatte, oder genauer: des Zurückbleibens des Begriffs hinter den Forderungen der Vernunft. Die Erklärung lautet in nuce, dass der Begriff als mentales Werkzeug der Jäger und Nomaden entsteht, sich die Dinge vom Leib zu halten, indem Abwesendes vorausgreifend als gegenwärtig behandelt wird. Vernunft tritt dementsprechend als Vermögen der Prävention in Erscheinung. Doch mit dem Übergang zur Muße der Sesshaftigkeit bilden sich theoretische Ansprüche heraus, die nicht mehr in Prävention aufgehen und für die das Werkzeug des Begriffs nicht vorgesehen war.
Mit dieser funktionalen Differenz beginnt die Geschichte einer Vernunft, die auf jene Totalität aus ist, welche der Begriff nicht hergibt. Blumenberg erläutert dieses Spannungsverhältnis im Wesentlichen mit einer Interpretation des Stellenwerts von Kants reinen Vernunftideen. Erst nach zwei Dritteln des Texts und auch dann auf zunächst fast unscheinbare Weise tritt die Metapher bestimmend auf den Plan: als sprachliche Möglichkeit, die schwache Kontextdeterminiertheit großer Begriffe wie "Welt", "Geschichte" oder auch schlicht "das Sein" auszunutzen.
Was immer man für die entscheidenden Wendungen und theoretischen Weichenstellungen dieses überaus anregenden Parcours hält, deutlich ist jedenfalls, dass in Blumenbergs Augen ohne hohe anthropologische Investitionen auf diesem Feld kaum etwas zu gewinnen war.
HELMUT MAYER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nicht mehr als bereits aus früheren Texten bekannte systematische Entwürfe sieht Helmut Mayer in diesen von Anselm Haverkamp herausgegebenen Vorlesungsskripten, und doch ist er begeistert. Hans Blumenbergs Gedanken zum Begriff hat er so "bündig" noch nicht gelesen. Haverkamp folgt Blumenberg auf einem "überaus anregenden Parcours", über die Explikation des Spannungsverhältnisses zwischen Anspruch der Vernunft und Leistung des Begriffs hin zur "fast unscheinbaren" Entfaltung einer Metaphorologie "als sprachliche Möglichkeit".
© Perlentaucher Medien GmbH
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