Essay aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Allgemeines und Theorien, Note: 2,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaften), Veranstaltung: Einführung in die Internationale Politik, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Begriff des nationalen Interesses verbindet die Theorien des Realisten Hans Morgenthau und des Neorealisten Kenneth Waltz. Beide definieren Interesse in der Politik als Interesse der Macht. Morgenthau postuliert in seinem Aufsatz "Macht und Frieden", dass der Politiker (und damit der Staat) sich nicht nach Sitte und Norm (Sittlichkeitsethik) richten muss, sondern einzig nach den Prinzipien zum Machterhalt (Verantwortungsethik). Für Morgenthau ist Machtinteresse dabei ein Begriff, der "Politik zu einem selbständigen Bereich von Handlungen und Einsichten (macht), der von anderen Bereichen, wie etwa der Wirtschaft (...), der Ethik, Ästhetik oder Religion abgegrenzt ist" (Morgenthau, 1963,S.50). Das Streben nach Macht ist von Ort und Zeit unabhängig und ergibt sich aus den Strukturen des internationalen Systems: Dieses ist durch Anarchie geprägt, da es hier im Gegensatz zum Nationalstaat keine übergeordnete Kontrollinstanz mit bindender Weisungsbefugnis gibt. Für Waltz gilt: "In the absence of agents with system-wide authority, formal relations of superand subordinarity fail to develop" (Waltz, 1979, S.89). Daher müssen alle Staaten "auf eigene Faust" versuchen, ihren Selbsterhalt zu sichern, der durch das allgemeine Streben nach Macht grundsätzlich gefährdet ist. Die Theorien von Waltz und Morgenthau gehen dabei davon aus, dass self-help meistens ohne internationale Bündnisse angestrebt wird. Nur falls es einen gemeinsamen Feind gibt, schließen Staaten sich zusammen, und auch dann nur mit dem Ziel, ihre Macht ("capatibilities" nach Waltz) im System zu erhöhen. Das liegt daran, dass Bündnisse Kosten (Nachteile) verursachen, weil der Partner Einblick in Staatsinterna erhält. Bündnisse zerfallen wegen des Machtinteresses direkt, sobald der gemeinsame Feind nicht mehr existiert, da sie darüber hinaus nicht beiden Staaten nützen: Sie funktionieren als Nullsummenspiel, in dem Machtgewinn des einen beim anderen Machtverlust bedeutet. [...]
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