In den Wirtschaftswissenschaften findet sich eine lange Tradition, naturwissenschaftliche Theorien, Modelle und Konzepte zu übernehmen, um diese für den eigenen Wissenschaftsbereich fruchtbar zu machen. Mit dieser Übernahme verbinden Wirtschaftswissenschaftler die Hoffnung, künftig bessere Erklärungen und Beschreibungen geben sowie genauere Voraussagen treffen zu können. Häufig werden hierzu Elemente aus der darwinschen Evolutionstheorie verwendet. Die Rechtfertigung für solche Übernahmen bleibt jedoch fragwürdig: Warum sollten biologische Theorien aussagekräftig für soziale Phänomene sein? Der Fokus dieses Buches liegt im Bereich der Organisationstheorie. Anhand einer Fallstudie wird gezeigt, welche explanatorischen Defizite und normativen Konsequenzen aus der unreflektierten Übertragung der darwinschen Evolutionstheorie in den Bereich der Betriebswirtschaftslehre entstehen können. Der Gegenstand der Fallstudie ist das Forschungsprogramm der Organizational Ecology, bei dem Elemente der ökologischen Theorie und der (neo-)darwinschen Evolutionstheorie verwendet werden, um organisationale Phänomene zu beschreiben und zu erklären. Was die Organisationsökologen allerdings bisher nicht überzeugend beantworten konnten: Sind die biologischen und ökonomischen/sozialen Phänomene hinreichend ähnlich, um mit der gleichen Theorie gefasst werden zu können? Können biologische Theorien überhaupt erfolgreich zur Beschreibung und Erklärung von organisationalen Phänomenen benutzt werden?
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