Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Gegenwart ist nicht fassbar, jeder Moment, den wir durchleben, ist sogleich Teil der Vergangenheit. Der Mensch lebt in der ständigen Unstetigkeit zwischen Gegenwart und
Vergangenheit. Er lebt in Erinnerungen. Nur sie machen es uns möglich, die Bedeutung des Jetzt zu erkennen und Pläne für das Morgen zu machen. Sie definieren uns als das, was
wir sind; oder besser: wir definieren uns als das, was wir sind, indem wir aus der Masse der Erfahrungen jene selektieren, die unsere Erinnerungen konstituieren. Doch wie
funktioniert dieser Selektionsprozess? Oder sind wir ihm gar vollkommen ausgeliefert? Sind wir Herr über unsere Lebensgeschichte?
Eine Annäherung an diese Fragen soll in Kapitel 1 der vorliegenden Arbeit erfolgen. Dabei wird von zentraler Bedeutung sein, ein Verständnis dafür aufzubauen, wie die Erschaffung
von Erinnerungen in der menschlichen Psyche vonstatten geht. Von immenser Bedeutung ist dabei, wie Erinnerungen verknüpft und somit Lebensnarrative erst möglich werden. Erfahrungen sind dabei nicht einfach nur ein Fluss in unserer mentalen Repräsentation, vielmehr organisieren wir sie in Bezug auf andere Erfahrungen und die Außenwelt. Wir sind demnach "constructive agents", die sich zu ihren Erfahrungen in eine Beziehung setzen.
Die Verknüpfung der vorgängigen Gedanken mit Fragen literaturwissenschaftlicher Untersuchungen führt zwangsläufig zum Genre der Autobiographie, zur Frage, wie
Autobiographien hinsichtlich ihrer Leistung im Rahmen der Selbstnarrationen von Menschen einzuordnen sind.
Die Wirklichkeit ist ebenso durch Gedanken und Gefühle von Individuen gestaltet als auch durch die materielle Umgebung. Erfahrungen sind demnach keine der Realität unterworfene
Entität, sondern müssen im Zuge einer Wissenschaft mit der physischen Realität gleichauf sein. Der Unterschied besteht lediglich in der Erfahrbarkeit: Während die materielle Welt
jedem zugänglich ist, ist die der Erfahrung in erster Linie nur dem Erfahrenden zugänglich.
Um diese Erfahrung zugänglich zu machen, erfordert es eine narrative Konfiguration, um dem Außenstehenden Zugang zu diesen Erlebnissen zu gewähren. Der Komplex von Erfahrungen
muss also in eine kulturell konventionalisierte Form gebracht werden, also in Zeichen oder Sprache. Dass der Beitrag von Autobiographien im Kulturkontext nicht auf einer faktualen
Widerspiegelung der Vergangenheit beruht, wird in Kapitel 2 behandelt. [...]
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Vergangenheit. Er lebt in Erinnerungen. Nur sie machen es uns möglich, die Bedeutung des Jetzt zu erkennen und Pläne für das Morgen zu machen. Sie definieren uns als das, was
wir sind; oder besser: wir definieren uns als das, was wir sind, indem wir aus der Masse der Erfahrungen jene selektieren, die unsere Erinnerungen konstituieren. Doch wie
funktioniert dieser Selektionsprozess? Oder sind wir ihm gar vollkommen ausgeliefert? Sind wir Herr über unsere Lebensgeschichte?
Eine Annäherung an diese Fragen soll in Kapitel 1 der vorliegenden Arbeit erfolgen. Dabei wird von zentraler Bedeutung sein, ein Verständnis dafür aufzubauen, wie die Erschaffung
von Erinnerungen in der menschlichen Psyche vonstatten geht. Von immenser Bedeutung ist dabei, wie Erinnerungen verknüpft und somit Lebensnarrative erst möglich werden. Erfahrungen sind dabei nicht einfach nur ein Fluss in unserer mentalen Repräsentation, vielmehr organisieren wir sie in Bezug auf andere Erfahrungen und die Außenwelt. Wir sind demnach "constructive agents", die sich zu ihren Erfahrungen in eine Beziehung setzen.
Die Verknüpfung der vorgängigen Gedanken mit Fragen literaturwissenschaftlicher Untersuchungen führt zwangsläufig zum Genre der Autobiographie, zur Frage, wie
Autobiographien hinsichtlich ihrer Leistung im Rahmen der Selbstnarrationen von Menschen einzuordnen sind.
Die Wirklichkeit ist ebenso durch Gedanken und Gefühle von Individuen gestaltet als auch durch die materielle Umgebung. Erfahrungen sind demnach keine der Realität unterworfene
Entität, sondern müssen im Zuge einer Wissenschaft mit der physischen Realität gleichauf sein. Der Unterschied besteht lediglich in der Erfahrbarkeit: Während die materielle Welt
jedem zugänglich ist, ist die der Erfahrung in erster Linie nur dem Erfahrenden zugänglich.
Um diese Erfahrung zugänglich zu machen, erfordert es eine narrative Konfiguration, um dem Außenstehenden Zugang zu diesen Erlebnissen zu gewähren. Der Komplex von Erfahrungen
muss also in eine kulturell konventionalisierte Form gebracht werden, also in Zeichen oder Sprache. Dass der Beitrag von Autobiographien im Kulturkontext nicht auf einer faktualen
Widerspiegelung der Vergangenheit beruht, wird in Kapitel 2 behandelt. [...]
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