Ein preiswerter Reprint des lange vergriffenen Standardwerks (Reprint der zweiten Auflage von 1960). H. G. Adlers Monographie über Theresienstadt gilt seit der Erstveröffentlichung im Jahre 1955 als das Standardwerk über dieses »Ghetto«. Das Werk etablierte sich als die gründlichste, verläßlichste Darstellung eines Lagers im Dritten Reich. Adler begann schon während der Gefangenschaft in Theresienstadt Material für seine Monographie zu sammeln. Anschließend vertiefte er seine Einsichten über das Vernichtungssystem während der Haft in Auschwitz und in Nebenlagern von Buchenwald. Kennzeichnend…mehr
Ein preiswerter Reprint des lange vergriffenen Standardwerks (Reprint der zweiten Auflage von 1960). H. G. Adlers Monographie über Theresienstadt gilt seit der Erstveröffentlichung im Jahre 1955 als das Standardwerk über dieses »Ghetto«. Das Werk etablierte sich als die gründlichste, verläßlichste Darstellung eines Lagers im Dritten Reich. Adler begann schon während der Gefangenschaft in Theresienstadt Material für seine Monographie zu sammeln. Anschließend vertiefte er seine Einsichten über das Vernichtungssystem während der Haft in Auschwitz und in Nebenlagern von Buchenwald. Kennzeichnend für Adlers Methode ist es, daß er sich schon während der Haft bewußt von seinen Erlebnissen distanzierte, sich gleichsam wie ein Ethnologe verhielt, um sich als Mensch zu retten. Die distanzierte Objektivität seiner Darstellung frappierte und überzeugte die Leser.In drei großen Entwürfen erforscht Adler die Geschichte, die Soziologie und die Psychologie des Lagers. Wesentliche Methoden der modernen Historiographie treten hier bei der Erforschung der »Endlösung« erstmals in der Wissenschaft auf. Vor allem bringt Adler in beeindruckender Weise die Dokumente zum Sprechen, durch die das Maß des Geschehens unwiderlegbar zum Ausdruck gebracht wurde. Ebenfalls grundlegend ist Adlers meisterhafte Analyse des nationalsozialistischen Systems, in der er das Machtprinzip sowie Erfolg und Untergang des Dritten Reiches erhellt. Zu den frühesten Lesern und Förderern von Adlers Buch gehörten Hermann Broch (»doubtlessly a standard work«), Hannah Arendt und Theodor W. Adorno, der sich ganz entscheidend für die Erstveröffentlichung einsetzte. Inzwischen hat Theresienstadt nicht nur bei Historikern und Soziologen Schule gemacht, sondern auch in den jüngsten Schriften von Autoren wie Kempowski und W. G. Sebald ihren Niederschlag gefunden.
H. G. Adler wurde 1910 in Prag als Sohn einer deutschsprachigen jüdischen Handwerkerfamilie geboren und studierte dort Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft, Soziologie und Philosophie an der Deutschen Universität. Adler war 1941-45 in verschiedenen Konzentrationslagern interniert, widmete sich nach der Befreiung 1945 zunächst der Erziehung von Waisenkindern in Prag und emigrierte 1947 nach London, wo er 1988 starb. Veröffentlicht wurden u.a. die Romane »Eine Reise« und »Panorama« und die wissenschaftlichen Hauptwerke »Der verwaltete Mensch« und »Theresienstadt 1941-1945«. Mit letzterem hat H. G. Adler die Wissenschaft von der Shoah mitbegruendet und entscheidend zum Verstaendnis von Auschwitz und der Shoah in Deutschland beitgetragen. U.a. wurde Adler mit dem Leo-Baeck-Preis (1958) und der Buber-Rosenzweig-Medaille (1974) ausgezeichnet.
Jeremy Adler, geb. 1947, ist der Sohn des Schriftstellers H. G. Adler (1910-1988) und Professor Emeritus für Germanistik am King's College London. Er veröffentlichte 1987 eine Monographie zu Goethes »Wahlverwandtschaften« und (mit Ulrich Ernst) den Katalog »Text als Figur. Visuelle Poesie von der Antike bis zur Moderne« (3. Auflage, 1989). Seine Edition der »Dichtungen« von August Stramm erschien 1990, den Roman »Eine Reise« von H. G. Adler edierte er 1999. Mit Richard Fardon gab er eine zweibändige Ausgabe der »Selected Writings« von Franz Baermann Steiner heraus (Oxford und New York, 1999 - auf Deutsch 2008 bei Wallstein unter dem Titel »Zivilisation und Gefahr« erschienen). Außerdem publizierte er mehrere selbständige Lyrik-Bände, darunter »At the Edge of the World« (1994).
Rezensionen
»Die nüchterne Darstellung und emotionslose Schilderung aller Einzelheiten (...) machen das Buch bis heute zu einem unverzichtbaren Werk über Theresienstadt.« (Anneke Müller, Prager Zeitung, 9.3.2006) »Das ist eines der Schlüsselwerke, wenn man wissen will, wie die Mordmaschine des Dritten Reichs funktionierte.« (Salzburger Nachrichten, 18.3.2006) »H.G. Adler ist es gelungen, ein bis heute nicht übertroffenes Standardwerk zu der Geschichte von Theresienstadt zu schreiben.« (Kurt Schilde, H-Soz-u-Kult, 24.5.2006) »Unübertroffen bleiben Adlers philosophische Betrachtungen über die Struktur der Vernichtung.« (Doron Rabinovici, Literaturen, 10/2006) »Kaum ein Werk zur Geschichte des Nationalsozialismus hat seine Gültigkeit über einen so langen Zeitraum hinweg behaupten können.« (Ahlrich Meyer, Sozial.Geschichte Offline Heft 24/2019, 23. Januar 2019)
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