Produktdetails
- ISBN-13: 9783940599100
- Artikelnr.: 62490571
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.09.2021Frankfurts feministische Landkarte
Ein Fotoband zeigt Menschen an Lieblingsorten - es geht um Gleichberechtigung
Der englische Titel glättet das sprachliche Terrain: "This ist what a feminist looks like in Frankfurt", heißt das neue Buch des Frauenreferats. Es zeigt Bilder von 167 Frankfurter Feminists. Bei dem Wort bleiben wir jetzt einfach, weil das die schönste Lösung ist. Die Fotografin Katharina Dubno hat die Feminists an Orten porträtiert, die ihnen wichtig sind. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ulli Nissen etwa steht im "V" der LOVE-HATE-Skulptur, im Hintergrund das Goethe-Denkmal.
Zu jedem Foto gibt es ein Statement. Nissen fordert Frauen auf, Politik zu machen, um "den Feminismus in die Parlamente zu tragen". Die neue Stadtverordnetenvorsteherin im Römer, Hilime Arslaner von den Grünen, steht mit einem Sonnenblumenstrauß auf dem Bornheimer Wochenmarkt. Sie schreibt: "Als Mutter, die die Hälfte des Himmels für ihre Tochter und alle anderen Frauen wünscht, gibt es für mich nur die Option, zu kämpfen."
Noch mehr Stadtverordnete der Grünen sind Feminists. Beatrix Baumann etwa posiert mit ihrer Partnerin und den Worten: "Schaut uns an. Hier sind wir. Wir wollen, dass jede Frau so sein kann, wie sie ist, und lieben kann, wie und wen sie will." Aus der Partei der Frauendezernentin Rosemarie Heilig sind auch die früheren Frauendezernentinnen Sarah Sorge und Jutta Ebeling dabei sowie die hessischen Landtagsabgeordneten Martina Feldmayer und Miriam Dahlke.
Heilig selbst beansprucht eine Doppelseite. Sie zeigt sich zwischen moosgrünen Baumstämmen - und im Statement "entsetzt über das Rollback in der Politik", das Errungenschaften der Frauenbewegung zurückdrehe. Die SPD ist nicht nur durch Nissen vertreten, sondern etwa auch durch Ina Hartwig. Die Kulturdezernentin nennt es einen Giftpfeil im Fleisch der Gesellschaft, dass schon Mädchen oft eingeredet werde, Männer hätten Angst vor starken Frauen. Für die Linke ist die Stadtverordnete Pearl Hahn dabei, und auch die Bundessprecherin der Partei Die Frauen, Margot Müller, kommt, wie zu lesen ist, aus Frankfurt. Nicht ausgeschlossen, dass unter den Feminists auch welche mit anderem Parteibuch, zum Beispiel CDU, sind. Aber wenn, dann verraten sie es hier nicht. Gabriele Wenner, Leiterin des Frauenreferats, schreibt im Grußwort von einem "wichtigen Beitrag zur feministischen Geschichtsschreibung in Frankfurt" und einer "Art feministischen Landkarte". Das mit der Geschichtsschreibung müssen die Historikerinnen und Historiker mit Schwerpunkt Frankfurter Feminists beurteilen. Das mit der Landkarte trifft es aber ziemlich gut, auch wenn alle Feminist-Interessierten selbst entscheiden müssen, ob ihnen das im Nizza-Verlag erschienene Buch 22 Euro wert ist.
Wer die investiert, bekommt gute Bilder und unterschiedlich kluge Sätze von Leuten auch aus der Frankfurter Kultur, Verwaltung, Wirtschaft und aus Initiativen. Die nichtbinäre und transfeminine Erzieherin Mika denkt die "Intersektionalität in der Pädagogik" mit, damit Kinder sich frei entfalten können. Historiker_in Elena Barta kämpft "für ein selbstbestimmtes Leben im Dazwischen", Fat-Aktivistin Meltem Acartürk dafür, irgendwann nicht mehr kämpfen zu müssen.
Auch Männer sind Teil des Projekts. Zwei von ihnen haben außer dem Feminismus noch mehr Gemeinsamkeiten: Sie sind Büroleiter, und sie sitzen gern im Café. David Dilmaghani leitet Hartwigs Dezernatsbüro und meint, der Mann werde sich in Zukunft von dem gesellschaftlich verwurzelten Zwang befreien, sich seiner Emotionen zu entledigen. Manuel Stock, Leiter des Büros der hessischen Wissenschaftsministerin Angela Dorn von den Grünen, kämpft als schwuler Mann für eine Gesellschaft der Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit. Er fasst zusammen, was für alle Porträtierten gilt, ob auf Deutsch oder Englisch ausgesprochen: "Ich bin Feminist."
flf.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Fotoband zeigt Menschen an Lieblingsorten - es geht um Gleichberechtigung
Der englische Titel glättet das sprachliche Terrain: "This ist what a feminist looks like in Frankfurt", heißt das neue Buch des Frauenreferats. Es zeigt Bilder von 167 Frankfurter Feminists. Bei dem Wort bleiben wir jetzt einfach, weil das die schönste Lösung ist. Die Fotografin Katharina Dubno hat die Feminists an Orten porträtiert, die ihnen wichtig sind. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ulli Nissen etwa steht im "V" der LOVE-HATE-Skulptur, im Hintergrund das Goethe-Denkmal.
Zu jedem Foto gibt es ein Statement. Nissen fordert Frauen auf, Politik zu machen, um "den Feminismus in die Parlamente zu tragen". Die neue Stadtverordnetenvorsteherin im Römer, Hilime Arslaner von den Grünen, steht mit einem Sonnenblumenstrauß auf dem Bornheimer Wochenmarkt. Sie schreibt: "Als Mutter, die die Hälfte des Himmels für ihre Tochter und alle anderen Frauen wünscht, gibt es für mich nur die Option, zu kämpfen."
Noch mehr Stadtverordnete der Grünen sind Feminists. Beatrix Baumann etwa posiert mit ihrer Partnerin und den Worten: "Schaut uns an. Hier sind wir. Wir wollen, dass jede Frau so sein kann, wie sie ist, und lieben kann, wie und wen sie will." Aus der Partei der Frauendezernentin Rosemarie Heilig sind auch die früheren Frauendezernentinnen Sarah Sorge und Jutta Ebeling dabei sowie die hessischen Landtagsabgeordneten Martina Feldmayer und Miriam Dahlke.
Heilig selbst beansprucht eine Doppelseite. Sie zeigt sich zwischen moosgrünen Baumstämmen - und im Statement "entsetzt über das Rollback in der Politik", das Errungenschaften der Frauenbewegung zurückdrehe. Die SPD ist nicht nur durch Nissen vertreten, sondern etwa auch durch Ina Hartwig. Die Kulturdezernentin nennt es einen Giftpfeil im Fleisch der Gesellschaft, dass schon Mädchen oft eingeredet werde, Männer hätten Angst vor starken Frauen. Für die Linke ist die Stadtverordnete Pearl Hahn dabei, und auch die Bundessprecherin der Partei Die Frauen, Margot Müller, kommt, wie zu lesen ist, aus Frankfurt. Nicht ausgeschlossen, dass unter den Feminists auch welche mit anderem Parteibuch, zum Beispiel CDU, sind. Aber wenn, dann verraten sie es hier nicht. Gabriele Wenner, Leiterin des Frauenreferats, schreibt im Grußwort von einem "wichtigen Beitrag zur feministischen Geschichtsschreibung in Frankfurt" und einer "Art feministischen Landkarte". Das mit der Geschichtsschreibung müssen die Historikerinnen und Historiker mit Schwerpunkt Frankfurter Feminists beurteilen. Das mit der Landkarte trifft es aber ziemlich gut, auch wenn alle Feminist-Interessierten selbst entscheiden müssen, ob ihnen das im Nizza-Verlag erschienene Buch 22 Euro wert ist.
Wer die investiert, bekommt gute Bilder und unterschiedlich kluge Sätze von Leuten auch aus der Frankfurter Kultur, Verwaltung, Wirtschaft und aus Initiativen. Die nichtbinäre und transfeminine Erzieherin Mika denkt die "Intersektionalität in der Pädagogik" mit, damit Kinder sich frei entfalten können. Historiker_in Elena Barta kämpft "für ein selbstbestimmtes Leben im Dazwischen", Fat-Aktivistin Meltem Acartürk dafür, irgendwann nicht mehr kämpfen zu müssen.
Auch Männer sind Teil des Projekts. Zwei von ihnen haben außer dem Feminismus noch mehr Gemeinsamkeiten: Sie sind Büroleiter, und sie sitzen gern im Café. David Dilmaghani leitet Hartwigs Dezernatsbüro und meint, der Mann werde sich in Zukunft von dem gesellschaftlich verwurzelten Zwang befreien, sich seiner Emotionen zu entledigen. Manuel Stock, Leiter des Büros der hessischen Wissenschaftsministerin Angela Dorn von den Grünen, kämpft als schwuler Mann für eine Gesellschaft der Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit. Er fasst zusammen, was für alle Porträtierten gilt, ob auf Deutsch oder Englisch ausgesprochen: "Ich bin Feminist."
flf.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main