Als Thomas Bernhard 1989 im Alter von achtundfünfzig Jahren starb, schockierte er seine österreichische Heimat mit der testamentarischen Verfügung, keines seiner Stücke dürfe für die Dauer des Urheberrechts im Lande aufgeführt, keines seiner Bücher gedruckt werden. Die Rolle des 'Nestbeschmutzers' und Hofnarrs der Wiener Gesellschaft, die er zeitlebens virtuos gespielt hatte, war mit seinem Tod nicht beendet. Bernhards Obsession war die spezifische Kultur der Alpenrepublik, jene Mixtur aus k.u.k.-Nostalgie, Provinzialismus, Salon-Antisemitismus und larmoyanter Leugnung der nationalsozialistischen Vergangenheit. Sein stark autobiographisch geprägtes Werk spiegelt diese Obsession wider. Die Theatralik, mit der er sie im konfliktreichen Wechselspiel mit der österreichischen Gesellschaft in Szene gesetzt hat, steht im Mittelpunkt dieser Biographie. Die in Wien aufgewachsene, in den USA lebende Theaterwissenschaftlerin Gitta Honegger, die Thomas Bernhard persönlich gekannt und seine Stücke ins Amerikanische übersetzt hat, gilt als eine der besten Kennerinnen seines Werks. Mit sicherem Gespür verweist sie auf dessen autobiographisch-kulturelle Facetten; mit kritischer Sympathie und feiner Ironie nähert sie sich Bernhards eigenwilliger Persönlichkeit. Ihre Einfühlungsgabe und ihr analytischer Blick machen dieses Buch zu einer der interessantesten Bernhard-Biographien der letzten Jahre, die uns das Rätselhafte dieses faszinierenden Autors überzeugend erschließt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.12.2003Der schimpfende Beamte
Fasziniert: Gitta Honeggers Biographie Thomas Bernhards
Naturgemäß. Wie weit jemand, der über Thomas Bernhard schreibt, seinem Gegenstand erliegt, lässt sich an der Frequenz messen, mit der in seinem eigenen Text dieses Bernhardsche Lieblings-Umstandswort in Erscheinung tritt. Nichts meint es weniger, als dass hier geschehe, was der Natur gemäß wäre. Im Gegenteil, es bezeichnet den Lauf der geschichtlichen Welt als so unnatürlich wie unabwendbar; es mischen sich in ihm ein lakonischer Hohn und ein Schulterzucken zu einem unwahrscheinlichen Dritten, für das es nur einen einzigen Ausdruck gibt: österreichisch.
Gitta Honegger, die jetzt eine umfangreiche Biographie Bernhards vorlegt, ringt mit diesem Wort, sie kursiviert es und klammert es ein; aber sie entrinnt ihm nicht. „Je heftiger Bernhard den Kulturbetrieb attackierte, desto tiefer gerät er ironischerweise (naturgemäß) selbst hinein.” Der geläufige journalistische Impuls, auf alles, was beirrend scheint, den Stempel dieses „ironischerweise” zu drücken, der den Empfang quittiert, um es dann zu den Akten zu legen – gibt hier dem stärkeren Gravitationsfeld nach. Da hilft der Autorin auch ihre Professur an der Arizona State University wenig, so weit weg von Festspielen und Sachertorte wie nur denkbar: Wien triumphiert.
Die ultimative Biographie über Bernhard ist es nicht geworden; dafür ist sie zu dicht an ihrem Gegenstand, auch zu lang und zu ungeordnet. Man soll nicht immer nach dem Lektor rufen: Auch dem Autor eines Buches selbst wäre es zuzumuten, dass er noch einmal in einem letzten Arbeitsgang über den Text geht, Doubletten ausmerzt, verschlankt, die Gliederung scharf ins Auge fasst und ihr die nötigen Opfer bringt. Darüber hinaus bereitet es besondere Schwierigkeiten, über Bernhards Leben zu schreiben, denn dies hat er ausführlich, in fünf Büchern, schon selbst besorgt, und neues Material steht nicht zu erwarten. Man müsste es, um es nochmal zu erzählen, anders erzählen, vor allem die starke familiäre Vorgeschichte vom hungerleidenden dichtenden Großvater Freumbichler, der früh um drei Uhr aufsteht, sich eine Pferdedecke um den Leib schnallt und schreibt, wie er dies zäh durch Jahrzehnte gegen allen Misserfolg fortführt, und wie er zum Stamm wird, an dem der vom leiblichen Vater verleugnete kleine Thomas sich emporrankt. Honegger geht ausgerechnet über diesen packendsten Teil allzu rasch hinweg, wohl im Gefühl, dass sie sich sonst hier mit Bernhard selbst messen müsste.
Loyalität des Rumpelstilzchens
Dass Gitta Honegger Bernhard noch selbst kennengelernt hat, dass er, wie sie schreibt, mit amüsiertem Interesse an ihren amerikanischen Zukunftsplänen teilnahm, kommt dem Buch trotz allem merkwürdig wenig zugute. Lesenswert ist es dennoch, und zwar vor allem wegen der vielen Zeugnisse anderer Bekannter und Freunde, die Honegger aufgesucht hat und die sie lebendig darzustellen weiß. Da ist der alte Hennetmair, Bernhards Nachbar, der ihn jahrelang praktisch in seine Familie aufgenommen hatte, „ein untersetzter, hyperaktiver Mann mit der Loyalität eines Sancho Panza und Rumpelstilzchens Schadenfreude”. Da ist Ingrid Bülau, eine Freundin aus Bernhards früher Salzburger Zeit: „Für jemanden, der genug hat von der (oft boshaft) verniedlichenden, etwas breiigen Gemütlichkeit österreichischer Ausdrucksweisen, ist das Tempo ihres nordisch unverblümten Idioms besonders erfrischend.” Da gibt es die vollschlanke flotte Matrone, die es sich immer noch wie ein gewagtes Kompliment auf der Zunge zergehen lässt, dass Bernhard ihr einmal gesagt hat, sie besitze 4 Dekagramm Verstand, aber 3 Kilo Sex.
In diesen Passagen ersteht ein überaus plastisches Bild von Bernhard in seinem Umfeld; und bei aller Sympathie geizt Honegger nicht mit Tadel für seinen ausgeprägten Hang zum sozialen Schmarotzer, wie er sich auf Jahre in fremde Ehen einnistet, bis sie fast oder ganz zerstört sind, aber dann letztlich doch nichts von der Gattin will, die sich seinetwillen hat scheiden lassen. Etwas ratlos steht sie vor Bernhards anscheinend absenter Sexualität, was ihn zu einem so enttäuschenden Verführer gemacht hat. Seiner Prosa rückt sie mit dem Werkzeugkasten Lacans zuleibe, es wimmelt hier von „phallischen Schößen” und ähnlichen Vexierbildern, die das Geschlechtliche in eine Art umstülpbaren Handschuh verwandeln – wo es viel weiter geführt hätte, wenn sie ihrer Einsicht, alle Äußerungen Bernhards zu diesem Thema klängen „außergewöhnlich kindisch”, weiter nachgegangen wäre.
Am lebendigsten aber wird Bernhard, wo er selbst das Wort erhält, und zwar nicht in der üblichen schriftlichen Verdrussgestalt, sondern im Schwall freier mündlicher Blödelei. Honegger rügt ihn, dass er den seriösen Interview-Vorsatz der Reporterin Karin Fleischmann so anarchisch unterlaufen habe, die vergebens notiert: „Ich versuche, auf den neckischen Ton nicht einzugehen, und nehme ein vorausgegangenes Gespräch wieder auf” – Bernhard ist ihr einfach über. „Die Kirche hat ein Menschenleben auf dem Gewissen”, verkündet er, und als sie sich erkundigt, wie, erhält sie zur Auskunft: „Na, indem sie mich zum Lulumachen provoziert hat vor’m Beichtstuhl.” Man fragt sich an solchen Stellen, ob Honegger es wirklich trifft, wenn sie Bernhards geistige Physiognomie auf die des „Narren” festlegen will.
Wohl unvermeidlich lässt Honegger die Figur Thomas Bernhards in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens in eine allgemeine Rezeptions- und Inszenierungsgeschichte seiner Dramen übergehen und damit in eine Art öffentlichen Lebenslauf des Regisseurs Claus Peymann, der Bernhard stellenweise fast aus dem Bild verdrängt. Die Möglichkeit, dass Bernhards Neigung zum „Theatralen”, zum performativen, repetitiven Monolog, sein literarisches Werk zuletzt eingeengt und beschädigt haben könnte, wird angedeutet, jedoch pietätvoll nicht weiter ausgeführt – und ebenso wenig ist Raum für die Trauer, die den Leser befallen kann, wenn er die Ohnmacht dieses immer in denselben Bahnen kreisenden Schimpfens erlebt. Der Zwangsläufigkeit, mit der aus dieser Schwäche die tiefe Komplizität zu den je vom Zaun gebrochenen Skandalen entspringt, steht Honegger verlegen gegenüber. Sie überlässt es Heiner Müller, die Sache auf den Punkt zu bringen: „Er schreibt ja so, als ob er vom österreichischen Staat angestellt wäre, um gegen Österreich zu schreiben. Er könnte auch wirklich eine Pensionsberechtigung dafür beanspruchen. Österreichbeschimpfung, das ist seine Funktion.” Der hat’s nötig, denkt man, und dann: Aber recht hat er doch; und muss sich schwer beherrschen, um nicht hinzuzusetzen: naturgemäß.
BURKHARD MÜLLER
GITTA HONEGGER: Thomas Bernhard. „Was ist das für ein Narr?”. Von der Autorin aus der amerikanischen Originalfassung übertragen. Propyläen Verlag, München 2003. 455 Seiten, 25 Euro.
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Fasziniert: Gitta Honeggers Biographie Thomas Bernhards
Naturgemäß. Wie weit jemand, der über Thomas Bernhard schreibt, seinem Gegenstand erliegt, lässt sich an der Frequenz messen, mit der in seinem eigenen Text dieses Bernhardsche Lieblings-Umstandswort in Erscheinung tritt. Nichts meint es weniger, als dass hier geschehe, was der Natur gemäß wäre. Im Gegenteil, es bezeichnet den Lauf der geschichtlichen Welt als so unnatürlich wie unabwendbar; es mischen sich in ihm ein lakonischer Hohn und ein Schulterzucken zu einem unwahrscheinlichen Dritten, für das es nur einen einzigen Ausdruck gibt: österreichisch.
Gitta Honegger, die jetzt eine umfangreiche Biographie Bernhards vorlegt, ringt mit diesem Wort, sie kursiviert es und klammert es ein; aber sie entrinnt ihm nicht. „Je heftiger Bernhard den Kulturbetrieb attackierte, desto tiefer gerät er ironischerweise (naturgemäß) selbst hinein.” Der geläufige journalistische Impuls, auf alles, was beirrend scheint, den Stempel dieses „ironischerweise” zu drücken, der den Empfang quittiert, um es dann zu den Akten zu legen – gibt hier dem stärkeren Gravitationsfeld nach. Da hilft der Autorin auch ihre Professur an der Arizona State University wenig, so weit weg von Festspielen und Sachertorte wie nur denkbar: Wien triumphiert.
Die ultimative Biographie über Bernhard ist es nicht geworden; dafür ist sie zu dicht an ihrem Gegenstand, auch zu lang und zu ungeordnet. Man soll nicht immer nach dem Lektor rufen: Auch dem Autor eines Buches selbst wäre es zuzumuten, dass er noch einmal in einem letzten Arbeitsgang über den Text geht, Doubletten ausmerzt, verschlankt, die Gliederung scharf ins Auge fasst und ihr die nötigen Opfer bringt. Darüber hinaus bereitet es besondere Schwierigkeiten, über Bernhards Leben zu schreiben, denn dies hat er ausführlich, in fünf Büchern, schon selbst besorgt, und neues Material steht nicht zu erwarten. Man müsste es, um es nochmal zu erzählen, anders erzählen, vor allem die starke familiäre Vorgeschichte vom hungerleidenden dichtenden Großvater Freumbichler, der früh um drei Uhr aufsteht, sich eine Pferdedecke um den Leib schnallt und schreibt, wie er dies zäh durch Jahrzehnte gegen allen Misserfolg fortführt, und wie er zum Stamm wird, an dem der vom leiblichen Vater verleugnete kleine Thomas sich emporrankt. Honegger geht ausgerechnet über diesen packendsten Teil allzu rasch hinweg, wohl im Gefühl, dass sie sich sonst hier mit Bernhard selbst messen müsste.
Loyalität des Rumpelstilzchens
Dass Gitta Honegger Bernhard noch selbst kennengelernt hat, dass er, wie sie schreibt, mit amüsiertem Interesse an ihren amerikanischen Zukunftsplänen teilnahm, kommt dem Buch trotz allem merkwürdig wenig zugute. Lesenswert ist es dennoch, und zwar vor allem wegen der vielen Zeugnisse anderer Bekannter und Freunde, die Honegger aufgesucht hat und die sie lebendig darzustellen weiß. Da ist der alte Hennetmair, Bernhards Nachbar, der ihn jahrelang praktisch in seine Familie aufgenommen hatte, „ein untersetzter, hyperaktiver Mann mit der Loyalität eines Sancho Panza und Rumpelstilzchens Schadenfreude”. Da ist Ingrid Bülau, eine Freundin aus Bernhards früher Salzburger Zeit: „Für jemanden, der genug hat von der (oft boshaft) verniedlichenden, etwas breiigen Gemütlichkeit österreichischer Ausdrucksweisen, ist das Tempo ihres nordisch unverblümten Idioms besonders erfrischend.” Da gibt es die vollschlanke flotte Matrone, die es sich immer noch wie ein gewagtes Kompliment auf der Zunge zergehen lässt, dass Bernhard ihr einmal gesagt hat, sie besitze 4 Dekagramm Verstand, aber 3 Kilo Sex.
In diesen Passagen ersteht ein überaus plastisches Bild von Bernhard in seinem Umfeld; und bei aller Sympathie geizt Honegger nicht mit Tadel für seinen ausgeprägten Hang zum sozialen Schmarotzer, wie er sich auf Jahre in fremde Ehen einnistet, bis sie fast oder ganz zerstört sind, aber dann letztlich doch nichts von der Gattin will, die sich seinetwillen hat scheiden lassen. Etwas ratlos steht sie vor Bernhards anscheinend absenter Sexualität, was ihn zu einem so enttäuschenden Verführer gemacht hat. Seiner Prosa rückt sie mit dem Werkzeugkasten Lacans zuleibe, es wimmelt hier von „phallischen Schößen” und ähnlichen Vexierbildern, die das Geschlechtliche in eine Art umstülpbaren Handschuh verwandeln – wo es viel weiter geführt hätte, wenn sie ihrer Einsicht, alle Äußerungen Bernhards zu diesem Thema klängen „außergewöhnlich kindisch”, weiter nachgegangen wäre.
Am lebendigsten aber wird Bernhard, wo er selbst das Wort erhält, und zwar nicht in der üblichen schriftlichen Verdrussgestalt, sondern im Schwall freier mündlicher Blödelei. Honegger rügt ihn, dass er den seriösen Interview-Vorsatz der Reporterin Karin Fleischmann so anarchisch unterlaufen habe, die vergebens notiert: „Ich versuche, auf den neckischen Ton nicht einzugehen, und nehme ein vorausgegangenes Gespräch wieder auf” – Bernhard ist ihr einfach über. „Die Kirche hat ein Menschenleben auf dem Gewissen”, verkündet er, und als sie sich erkundigt, wie, erhält sie zur Auskunft: „Na, indem sie mich zum Lulumachen provoziert hat vor’m Beichtstuhl.” Man fragt sich an solchen Stellen, ob Honegger es wirklich trifft, wenn sie Bernhards geistige Physiognomie auf die des „Narren” festlegen will.
Wohl unvermeidlich lässt Honegger die Figur Thomas Bernhards in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens in eine allgemeine Rezeptions- und Inszenierungsgeschichte seiner Dramen übergehen und damit in eine Art öffentlichen Lebenslauf des Regisseurs Claus Peymann, der Bernhard stellenweise fast aus dem Bild verdrängt. Die Möglichkeit, dass Bernhards Neigung zum „Theatralen”, zum performativen, repetitiven Monolog, sein literarisches Werk zuletzt eingeengt und beschädigt haben könnte, wird angedeutet, jedoch pietätvoll nicht weiter ausgeführt – und ebenso wenig ist Raum für die Trauer, die den Leser befallen kann, wenn er die Ohnmacht dieses immer in denselben Bahnen kreisenden Schimpfens erlebt. Der Zwangsläufigkeit, mit der aus dieser Schwäche die tiefe Komplizität zu den je vom Zaun gebrochenen Skandalen entspringt, steht Honegger verlegen gegenüber. Sie überlässt es Heiner Müller, die Sache auf den Punkt zu bringen: „Er schreibt ja so, als ob er vom österreichischen Staat angestellt wäre, um gegen Österreich zu schreiben. Er könnte auch wirklich eine Pensionsberechtigung dafür beanspruchen. Österreichbeschimpfung, das ist seine Funktion.” Der hat’s nötig, denkt man, und dann: Aber recht hat er doch; und muss sich schwer beherrschen, um nicht hinzuzusetzen: naturgemäß.
BURKHARD MÜLLER
GITTA HONEGGER: Thomas Bernhard. „Was ist das für ein Narr?”. Von der Autorin aus der amerikanischen Originalfassung übertragen. Propyläen Verlag, München 2003. 455 Seiten, 25 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nicht recht zufrieden scheint Burkhard Müller mit Gitta Honeggers umfangreichem Buch über Thomas Bernhard zu sein. Nein, die "ultimative Biografie" sei es nicht, dafür sei sie "zu lang" und "zu ungeordnet". Die Stärke des Buches sieht der Rezensent darin, dass die Autorin Bekannte und Freunde Bernards zu Wort kommen lässt. Dadurch gelinge es der Autorin, "ein überaus plastisches Bild Bernards" zu zeichnen. Dass sie ihn als "sozialen Schmarotzer" darstelle, der sich in fremde Ehen einniste, und dessen geistige Physiognomie auf die eines Narren reduziere, klingt ebenso wenig schmeichelhaft, wie das Urteil des Rezensenten, dass sie seiner Prosa "mit dem Werkzeugkasten Lacans" zu Leibe rücke. Komme aber Bernard selbst zu Wort, entstehe jenseits der Bernhardschen Schimpfkanonade ein lebendiges Bild seiner Person, lobt Müller. Letztlich überlasse die Autorin es Heiner Müller, die Prosa des schimpfenden und skandalösen späten Bernhard auf den Punkt zu bringen, meint der Rezensent und lässt Honegger jenen zitieren: "Er schreibt ja so, als ob der vom österreichischen Staat angestellt wäre, um gegen Österreich zu schreiben. Er könnte auch wirklich eine Pensionsberechtigung dafür beanspruchen. Österreichbeschimpfung, das ist seine Funktion."
© Perlentaucher Medien GmbH
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