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Wenn Thomas Mann im Leben die soziale Rolle des Bürgers spielte, so schätzte er andererseits an der Kunst das Privileg abenteuerlicher Freiheit. Dabei war es ihm wichtig, die verwegene Ausschweifung, die diese Freiheit gewährte, im Kostüm zivilisierter Gesittung vorzuführen. "Man ist als Künstler innerlich immer Abenteurer genug. Äußerlich soll man sich gut anziehen, zum Teufel, und sich benehmen wie ein anständiger Mensch", lässt er seinen Tonio Kröger sagen. Die bürgerliche Außenseite ist Fassade, deren sich auch Mannsche Typen wie der Hochstapler, der Schelm, der Spieler bedienen. Sie sind…mehr

Produktbeschreibung
Wenn Thomas Mann im Leben die soziale Rolle des Bürgers spielte, so schätzte er andererseits an der Kunst das Privileg abenteuerlicher Freiheit. Dabei war es ihm wichtig, die verwegene Ausschweifung, die diese Freiheit gewährte, im Kostüm zivilisierter Gesittung vorzuführen. "Man ist als Künstler innerlich immer Abenteurer genug. Äußerlich soll man sich gut anziehen, zum Teufel, und sich benehmen wie ein anständiger Mensch", lässt er seinen Tonio Kröger sagen. Die bürgerliche Außenseite ist Fassade, deren sich auch Mannsche Typen wie der Hochstapler, der Schelm, der Spieler bedienen. Sie sind aber, wenngleich mit dem Abenteurer eng verwandt, nicht mit ihm identisch. Dieser hat, während ein Blender und Betrüger wie etwa Felix Krull sich damit begnügt, die Welt zu täuschen und daraus Nutzen und Vergnügen zu ziehen, eine viel weitergehende Ambition. Er ist ein Suchender und Erkundender, ja sogar bereit, schlimmen Versuchungen und Verführungen nachzugeben, und sein Mut zum Risiko geht so weit, selbst Tod und Teufel nicht zu scheuen. "Ein Künstler [.]", schreibt Thomas Mann in den Betrachtungen eines Unpolitischen, "bleibt bis zum letzten Hauch ein Abenteurer des Gefühls und des Geistes, zur Abwegigkeit und zum Abgrunde geneigt, dem Gefährlich-Schädlichen offen." Das Buch berücksichtigt von Manns Oeuvre eine nicht zu knapp bemessene Auswahl: Vom erzählerischen Werk besonders Buddenbrooks, Tonio Kröger, Der Tod in Venedig, Der Zauberberg, die Tetralogie Joseph und seine Brüder und Doktor Faustus; vom essayistischen Werk auszugsweise die Betrachtungen eines Unpolitischen sowie einige weitere Texte. Bei mentis erschienen: Der Dramatiker als Psychologe (2004) Schiller. Das Werk als Wille und Vorstellung (2008) Erzähltes Welttheater (2010) Stoff und Form als Begriffe der Ästhetik (2010)
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Autorenporträt
Lothar Pikulik, geb. 1936, Studium der Germanistik, Anglistik und Philosophie. Promotion 1965 an der Universität Bonn, Habilitation 1972 an der Universität Basel. Seit 1973 Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Trier. Seit 2001 emeritiert. Forschungsschwerpunkte: 18. Jahrhundert, Klassik und Romantik, Moderne, Drama und Theater