Mit dieser einzigartigen Monografie legt Dieter Borchmeyer hier eine umfassende Darstellung des dichterischen und essayistischen Werks Thomas Manns vor. Borchmeyer schildert nicht nur die Lebensstationen Manns von Lübeck über München und Pacific Palisades bis nach Zürich, sondern beschreibt das Werk in seiner Totalität, setzt es in Beziehung zu seiner sozialgeschichtlichen, ästhetischen und weltliterarischen Tradition, und erläutert seine Verortung in der geistigen Situation der Zeit.
So spielen die politischen Wandlungen Thomas Manns im Spiegel seiner Erzählungen und Essays vom Kaiserreich über Weimarer Republik und Drittes Reich bis zur Kriegs- und Nachkriegszeit in Europa und Amerika in diesem Buch eine bedeutende Rolle, ja Thomas Mann zeigt sich als politischer Autor par excellence, auch schon zu der Zeit, als er selbst noch wähnte, ein »Unpolitischer« zu sein. Der Autor des Zauberberg, der Joseph-Tetralogie und des Doktor Faustus offenbart sich hier überraschend als Zeitgenosse.
So spielen die politischen Wandlungen Thomas Manns im Spiegel seiner Erzählungen und Essays vom Kaiserreich über Weimarer Republik und Drittes Reich bis zur Kriegs- und Nachkriegszeit in Europa und Amerika in diesem Buch eine bedeutende Rolle, ja Thomas Mann zeigt sich als politischer Autor par excellence, auch schon zu der Zeit, als er selbst noch wähnte, ein »Unpolitischer« zu sein. Der Autor des Zauberberg, der Joseph-Tetralogie und des Doktor Faustus offenbart sich hier überraschend als Zeitgenosse.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Edo Reents kann nicht umhin, den Autor in der ersten Hälfte seiner sehr umfangreichen Kritik erstmal liebevoll zu verspotten. Borchmeyer hatte vor einigen Wochen auf zwei ganzen Seiten in der NZZ die Vorzüge seines Gundlagenwerks über Mann gepriesen à la "Bevor es jemand anderes tut, lobe ich mich lieber selbst". Aber Eigenlob stinkt nun mal, notiert Reents. Eines muss er dennoch festhalten: "Borchmeyers Selbstlob trifft nicht den Falschen." Daraufhin wendet er sich nochmals sehr ausführlich den Reizen und Verdiensten von Borchmeyers Werk zu. Es ist die beste Gesamtdarstellung über Thomas Mann überhaupt, dekretiert er - nun ja, es gibt ja auch gar nicht so viele, schränkt er ein. Denn wer außer Borchmeyer könnte sich anmaßen, ein Spezialist für den ganzen Thomas Mann zu sein? Im weiteren würdigt Reents vor allem Borchmeyers Reflexionen zu Manns Essays und ganz besonders zu Manns "Versuch über Schiller". Am Ende steht eine eindringliche Lesempfehlung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.01.2023Lieber nicht über Sex reden
Dieter Borchmeyer zeigt den Schriftsteller in einer Biografie als riesenhaften Klassiker. Eine zentrale Dimension des Werks aber bleibt im Dunklen
Was dieses riesenhafte Buch sein will und was nicht, erklärt Dieter Borchmeyer in einem „Vorsatz“. Er nimmt sich „wohl die erste wirklich umfassende Darstellung des Gesamtwerks von Thomas Mann“ vor. Zugleich lehnt es die Sicht des Kammerdieners geradezu verächtlich ab. Damit ist ein Biografismus gemeint, der umstandslos von der Empirie der Lebens aufs literarisch Geformte schließt und die Werke auf Abbildungsverhältnisse reduziert. Mit solchen Zumutungen war Thomas Mann von Anfang an konfrontiert, seit sich reale Personen als „Vorbilder“ der Figuren im Roman „Buddenbrooks“ wiederzuerkennen meinten.
Ihnen folgte eine grenzenlos fleißige Philologie, die nicht nur alle Arten von „Quellen“, hohen und niederen, klassischen und obskuren, schriftlichen, bildlichen, musikalischen aufspürte, sondern auch persönliche Erlebnisse und Erfahrungen Thomas Manns aus ihren literarischen Vermummungen befreite. Man spricht dabei gern von „Montage“, um solche Unmittelbarkeit zu rechtfertigen, als habe Thomas Mann mit der Wirklichkeit eine Art Copy and Paste betrieben. Dabei wird die Komplexität selbst des wörtlichen Zitierens in aller Literatur sträflich verleugnet.
Borchmeyers Werk ist also keine Biographie im herkömmlichen Sinn, will es nicht sein. Vom Familienleben, der Ehe, den Kindern, den erotischen Faszinationen des Helden erfährt man fast nichts. Katia Mann bleibt ebenso eine Randfigur wie Paul Ehrenberg oder Franz Westermeier, die frühe und die späte Liebe. Klaus Heuser, der in der Lebensmitte geliebte Jüngling, wird nicht einmal erwähnt. Also keine „voyeuristische Spurensuche“, so Borchmeyer etwas etepetete, die sich an „Thomas Manns Fersen heftet, insbesondere an die Achillesferse seiner homoerotischen Inklination“.
Stattdessen soll ein höherer Gesichtspunkt bezogen werden, nämlich „die geschichtliche Warte, die durch das Werk selbst postuliert wird“, „durch seine einzigartig intensive Verschränkung mit der Geschichte und Politik, Gesellschaft und Kultur, Literatur und Musik sowie mit dem umstürzenden Mentalitätswandel von einem spätbürgerlich temperierten 19. zum revolutionär erhitzten (...) 20. Jahrhundert, kurz mit der Zeit in dem umfassenden Sinn, in dem sie so oft Thema der Werke Manns selbst ist.“ Offenbar gehört zu solchen Zeitverhältnissen der Wandel von Sexualität und Sexualmoral – im 20. Jahrhundert tiefgreifender verändert als in allen Jahrhunderten davor – nicht.
Auch kann sich solche Begrenzung trotz Thomas Manns gelegentlicher enervierter Abwehr von vereindeutigenden biografistischen Lektüren doch nicht auf ihn berufen. Mann hat einen ganzen Roman zu Goethe geschrieben, der zu großen Teilen Kammerdienerperspektive zeigt und sich detailreich mit dessen Liebesleben befasst. Auch hat er seine späten Tagebücher, die voller Intimitäten sind, der Nachwelt ausdrücklich zur Lektüre überlassen – ein erstrangiges biografisches Datum, das Borchmeyer nicht erwähnt. Inzwischen werden diese Tagebücher selbst als Meisterwerke der Sprache geschätzt. Auch hatte Thomas Mann durchaus Ansichten, worin der Zusammenhang von Liebe – oder eben dem Liebesverzicht – mit dem Werk bestehen könne. Michael Maars wunderbares Buch zum „Zauberberg“, das Borchmeyer nicht erwähnt, trägt dazu Näheres bei, nicht als Biografismus, sondern als strenge Philologie.
Borchmeyers Askese, die sich auf einen eigentlich leicht abzuwehrenden Popanz bezieht, lässt eine ganze Dimension des Werks von Thomas Mann im Dunklen, nämlich den erotischen Schriftsteller überhaupt. Wo würde intensiver, länger, inniger und verzweifelter geschmachtet und begehrt als in eigentlich jedem seiner großen Bücher? Dass solches Sehnen sich etwa bei Mut-em-enet, Potiphars Weib, in „Joseph in Ägypten“ bis zu verzückter Raserei steigert, hat ja wohl doch mit den Verboten zu tun, die Thomas Mann befolgte, obwohl er sie reflektierte. Aus dieser, auch aus „geschichtlicher Warte“ beschreibbaren Schwellensituation stammt ein erheblicher Teil der Energie und des puren künstlerischen Reizes seiner Romane und Erzählungen. „Leiden und Größe Thomas Manns“: Er selbst hätte sie gewiss offenherziger geschildert als Borchmeyer. Bei diesem bleibt nur die Größe.
Nun gibt es zu diesen Themen schon sehr viel Gründliches, Heinrich Deterings „Offenes Geheimnis“ oder die meisterhafte Biografie Hermann Kurzkes, insofern behält Borchmeyers halbierter Bezug auf die Zeitumstände sein Recht. Doch dem Anspruch, umfassend zu sein, wird er nicht gerecht. Trotzdem ist dies ein lesenswertes, immer wieder überraschendes, streckenweise gut geschriebenes Buch, das Thomas-Mann-Leser mit Gewinn zur Hand nehmen können. Und zwar am besten nach der Lektüre der einzelnen Werke. Borchmeyer analysiert sie entstehungs- und ideengeschichtlich, überwiegend nach Manns eigenen Aussagen, was bei einem so bewusst arbeitenden Autor kein Nachteil ist. Das häufigste der über den Text verstreuten Zitierkürzel dürfte „DüD“ sein, das für die drei Bände von „Dichter über ihre Dichtungen“ steht, in denen die meisten Selbstaussagen gesammelt wurden. Neben dem „DüD“-Dauerton sind „GW“ (Gesammelte Werke) und vor allem die „GKFA“ (die Große Kommentierte Frankfurter Ausgabe) die unvermeidlichen Referenzen.
Mit dem GKFA-Kürzel ist allerdings die nächste Einschränkung bezeichnet. Im philologischen Hauptgeschäft kann Borchmeyer nicht ausführlicher und gründlicher sein als die Kommentarbände mit ihren werkgeschichtlichen Einleitungen und Quellenmaterialien dieser großen Frankfurter Ausgabe. Der Abschnitt zu „Lotte in Weimar“ hat 27 Seiten, allein Werner Frizens Einleitung zum 900 Seiten langen Kommentarband in der GKFA ist fünfmal so umfangreich.
Die Umfangsbegrenzung führt bei Borchmeyer dazu, dass er sich überproportional auf Thomas Manns Klassiker-Referenzen konzentriert, also auf Goethe, Schiller, Schopenhauer, Wagner und Nietzsche. Dabei wird Mann zu einem Ideenautor, der die Gedanken der Großen variierte. Borchmeyer zeichnet dies in einer Endloskette von wörtlichen Zitaten und indirekter Rede nach, der zuweilen eine variierende Auffrischung sicher ganz gut getan hätte. Da zeigt sich nun, dass die eigentlichen Stärken des Buchs gar nicht in ihrer Idealkonkurrenz zu einem Thomas-Mann-Handbuch bestehen (das gibt es konziser und aktueller natürlich längst), sondern in seinen Abschweifungen.
Der „Tod in Venedig“ als Opernstoff bis Britten und Henze: Hier schreibt ein feuriger Kenner, dem man gern folgt. Was haben die „Betrachtungen eines Unpolitischen“ mit Edmund Burke zu tun? Philologisch wenig, Mann hat Burke nicht gelesen, in der Sache des Konservativismus-Verständnisses aber sehr viel. Schön also, dass Borchmeyer seinen wundervollen Aufsatz von 1992 einfach ins Buch hineinkopiert, in bester Montagetechnik. „Betrachtungen eines Unideologischen“ müssten sie heißen, denkt man sich, und erfährt, dass die moralisierende Politik der „Zivilisationsliteraten“ in Wahrheit unpolitisch ist, während der skeptische Konservative Thomas Mann eigentlich politisch denkt, nämlich in einem praktischen Sinn. Aber warum enthält uns Borchmeyer dann beim Referat der „Betrachtungen“ das dort so wichtige und heute wieder aktuelle Motiv der „sozialen Freiheit“ vor, der Freiheit von moralisierendem Meinungsdruck? Thomas Mann als politisch scharfsinniger Autor dürfte noch nie so ernst genommen worden sein wie von Borchmeyer, und zu Recht. Auf diesem Gebiet hat er auch dem erfahrenen Leser viel zu bieten, was auch daran liegt, dass die Essays von 1926 bis 1949, der eigentlichen politischen Kampfzeit Thomas Manns gegen Faschismus und Nationalsozialismus, in der GKFA noch nicht erschienen sind.
Warum liest man heute noch Thomas Mann? Doch wohl wegen der Liebe, der Komik, der Rührung, die man bei ihm kennenlernt. Dieter Borchmeyer spannt darüber den Himmel der Ideengeschichte und er zeigt Thomas Mann als leidenschaftlichen Zeitgenossen. Das sind große, dankenswerte Verdienste.
GUSTAV SEIBT
Die Sexualmoral hat sich ja
im 20. Jahrhundert tiefgreifender
verändert als je zuvor
Es gibt zu diesem Thema schon sehr viel Gründliches: Thomas Mann im Jahr 1929.
Foto: imago images/Everett Collection
Dieter Borchmeyer:
Thomas Mann. Werk und Zeit. Insel Verlag,
Frankfurt/Main 2022.
1547 Seiten, 58 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Dieter Borchmeyer zeigt den Schriftsteller in einer Biografie als riesenhaften Klassiker. Eine zentrale Dimension des Werks aber bleibt im Dunklen
Was dieses riesenhafte Buch sein will und was nicht, erklärt Dieter Borchmeyer in einem „Vorsatz“. Er nimmt sich „wohl die erste wirklich umfassende Darstellung des Gesamtwerks von Thomas Mann“ vor. Zugleich lehnt es die Sicht des Kammerdieners geradezu verächtlich ab. Damit ist ein Biografismus gemeint, der umstandslos von der Empirie der Lebens aufs literarisch Geformte schließt und die Werke auf Abbildungsverhältnisse reduziert. Mit solchen Zumutungen war Thomas Mann von Anfang an konfrontiert, seit sich reale Personen als „Vorbilder“ der Figuren im Roman „Buddenbrooks“ wiederzuerkennen meinten.
Ihnen folgte eine grenzenlos fleißige Philologie, die nicht nur alle Arten von „Quellen“, hohen und niederen, klassischen und obskuren, schriftlichen, bildlichen, musikalischen aufspürte, sondern auch persönliche Erlebnisse und Erfahrungen Thomas Manns aus ihren literarischen Vermummungen befreite. Man spricht dabei gern von „Montage“, um solche Unmittelbarkeit zu rechtfertigen, als habe Thomas Mann mit der Wirklichkeit eine Art Copy and Paste betrieben. Dabei wird die Komplexität selbst des wörtlichen Zitierens in aller Literatur sträflich verleugnet.
Borchmeyers Werk ist also keine Biographie im herkömmlichen Sinn, will es nicht sein. Vom Familienleben, der Ehe, den Kindern, den erotischen Faszinationen des Helden erfährt man fast nichts. Katia Mann bleibt ebenso eine Randfigur wie Paul Ehrenberg oder Franz Westermeier, die frühe und die späte Liebe. Klaus Heuser, der in der Lebensmitte geliebte Jüngling, wird nicht einmal erwähnt. Also keine „voyeuristische Spurensuche“, so Borchmeyer etwas etepetete, die sich an „Thomas Manns Fersen heftet, insbesondere an die Achillesferse seiner homoerotischen Inklination“.
Stattdessen soll ein höherer Gesichtspunkt bezogen werden, nämlich „die geschichtliche Warte, die durch das Werk selbst postuliert wird“, „durch seine einzigartig intensive Verschränkung mit der Geschichte und Politik, Gesellschaft und Kultur, Literatur und Musik sowie mit dem umstürzenden Mentalitätswandel von einem spätbürgerlich temperierten 19. zum revolutionär erhitzten (...) 20. Jahrhundert, kurz mit der Zeit in dem umfassenden Sinn, in dem sie so oft Thema der Werke Manns selbst ist.“ Offenbar gehört zu solchen Zeitverhältnissen der Wandel von Sexualität und Sexualmoral – im 20. Jahrhundert tiefgreifender verändert als in allen Jahrhunderten davor – nicht.
Auch kann sich solche Begrenzung trotz Thomas Manns gelegentlicher enervierter Abwehr von vereindeutigenden biografistischen Lektüren doch nicht auf ihn berufen. Mann hat einen ganzen Roman zu Goethe geschrieben, der zu großen Teilen Kammerdienerperspektive zeigt und sich detailreich mit dessen Liebesleben befasst. Auch hat er seine späten Tagebücher, die voller Intimitäten sind, der Nachwelt ausdrücklich zur Lektüre überlassen – ein erstrangiges biografisches Datum, das Borchmeyer nicht erwähnt. Inzwischen werden diese Tagebücher selbst als Meisterwerke der Sprache geschätzt. Auch hatte Thomas Mann durchaus Ansichten, worin der Zusammenhang von Liebe – oder eben dem Liebesverzicht – mit dem Werk bestehen könne. Michael Maars wunderbares Buch zum „Zauberberg“, das Borchmeyer nicht erwähnt, trägt dazu Näheres bei, nicht als Biografismus, sondern als strenge Philologie.
Borchmeyers Askese, die sich auf einen eigentlich leicht abzuwehrenden Popanz bezieht, lässt eine ganze Dimension des Werks von Thomas Mann im Dunklen, nämlich den erotischen Schriftsteller überhaupt. Wo würde intensiver, länger, inniger und verzweifelter geschmachtet und begehrt als in eigentlich jedem seiner großen Bücher? Dass solches Sehnen sich etwa bei Mut-em-enet, Potiphars Weib, in „Joseph in Ägypten“ bis zu verzückter Raserei steigert, hat ja wohl doch mit den Verboten zu tun, die Thomas Mann befolgte, obwohl er sie reflektierte. Aus dieser, auch aus „geschichtlicher Warte“ beschreibbaren Schwellensituation stammt ein erheblicher Teil der Energie und des puren künstlerischen Reizes seiner Romane und Erzählungen. „Leiden und Größe Thomas Manns“: Er selbst hätte sie gewiss offenherziger geschildert als Borchmeyer. Bei diesem bleibt nur die Größe.
Nun gibt es zu diesen Themen schon sehr viel Gründliches, Heinrich Deterings „Offenes Geheimnis“ oder die meisterhafte Biografie Hermann Kurzkes, insofern behält Borchmeyers halbierter Bezug auf die Zeitumstände sein Recht. Doch dem Anspruch, umfassend zu sein, wird er nicht gerecht. Trotzdem ist dies ein lesenswertes, immer wieder überraschendes, streckenweise gut geschriebenes Buch, das Thomas-Mann-Leser mit Gewinn zur Hand nehmen können. Und zwar am besten nach der Lektüre der einzelnen Werke. Borchmeyer analysiert sie entstehungs- und ideengeschichtlich, überwiegend nach Manns eigenen Aussagen, was bei einem so bewusst arbeitenden Autor kein Nachteil ist. Das häufigste der über den Text verstreuten Zitierkürzel dürfte „DüD“ sein, das für die drei Bände von „Dichter über ihre Dichtungen“ steht, in denen die meisten Selbstaussagen gesammelt wurden. Neben dem „DüD“-Dauerton sind „GW“ (Gesammelte Werke) und vor allem die „GKFA“ (die Große Kommentierte Frankfurter Ausgabe) die unvermeidlichen Referenzen.
Mit dem GKFA-Kürzel ist allerdings die nächste Einschränkung bezeichnet. Im philologischen Hauptgeschäft kann Borchmeyer nicht ausführlicher und gründlicher sein als die Kommentarbände mit ihren werkgeschichtlichen Einleitungen und Quellenmaterialien dieser großen Frankfurter Ausgabe. Der Abschnitt zu „Lotte in Weimar“ hat 27 Seiten, allein Werner Frizens Einleitung zum 900 Seiten langen Kommentarband in der GKFA ist fünfmal so umfangreich.
Die Umfangsbegrenzung führt bei Borchmeyer dazu, dass er sich überproportional auf Thomas Manns Klassiker-Referenzen konzentriert, also auf Goethe, Schiller, Schopenhauer, Wagner und Nietzsche. Dabei wird Mann zu einem Ideenautor, der die Gedanken der Großen variierte. Borchmeyer zeichnet dies in einer Endloskette von wörtlichen Zitaten und indirekter Rede nach, der zuweilen eine variierende Auffrischung sicher ganz gut getan hätte. Da zeigt sich nun, dass die eigentlichen Stärken des Buchs gar nicht in ihrer Idealkonkurrenz zu einem Thomas-Mann-Handbuch bestehen (das gibt es konziser und aktueller natürlich längst), sondern in seinen Abschweifungen.
Der „Tod in Venedig“ als Opernstoff bis Britten und Henze: Hier schreibt ein feuriger Kenner, dem man gern folgt. Was haben die „Betrachtungen eines Unpolitischen“ mit Edmund Burke zu tun? Philologisch wenig, Mann hat Burke nicht gelesen, in der Sache des Konservativismus-Verständnisses aber sehr viel. Schön also, dass Borchmeyer seinen wundervollen Aufsatz von 1992 einfach ins Buch hineinkopiert, in bester Montagetechnik. „Betrachtungen eines Unideologischen“ müssten sie heißen, denkt man sich, und erfährt, dass die moralisierende Politik der „Zivilisationsliteraten“ in Wahrheit unpolitisch ist, während der skeptische Konservative Thomas Mann eigentlich politisch denkt, nämlich in einem praktischen Sinn. Aber warum enthält uns Borchmeyer dann beim Referat der „Betrachtungen“ das dort so wichtige und heute wieder aktuelle Motiv der „sozialen Freiheit“ vor, der Freiheit von moralisierendem Meinungsdruck? Thomas Mann als politisch scharfsinniger Autor dürfte noch nie so ernst genommen worden sein wie von Borchmeyer, und zu Recht. Auf diesem Gebiet hat er auch dem erfahrenen Leser viel zu bieten, was auch daran liegt, dass die Essays von 1926 bis 1949, der eigentlichen politischen Kampfzeit Thomas Manns gegen Faschismus und Nationalsozialismus, in der GKFA noch nicht erschienen sind.
Warum liest man heute noch Thomas Mann? Doch wohl wegen der Liebe, der Komik, der Rührung, die man bei ihm kennenlernt. Dieter Borchmeyer spannt darüber den Himmel der Ideengeschichte und er zeigt Thomas Mann als leidenschaftlichen Zeitgenossen. Das sind große, dankenswerte Verdienste.
GUSTAV SEIBT
Die Sexualmoral hat sich ja
im 20. Jahrhundert tiefgreifender
verändert als je zuvor
Es gibt zu diesem Thema schon sehr viel Gründliches: Thomas Mann im Jahr 1929.
Foto: imago images/Everett Collection
Dieter Borchmeyer:
Thomas Mann. Werk und Zeit. Insel Verlag,
Frankfurt/Main 2022.
1547 Seiten, 58 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2023Das ist ein deutscher Schriftsteller
Der rechte Mann zur vergangenen Zeit:
Dieter Borchmeyer hat sich selbst zufrieden gezeigt mit seinem 1500-Seiten-Buch über Thomas Mann. Hat er Grund dazu?
Bevor wir auf Dieter Borchmeyers schon vom Umfang her außergewöhnliches Buch zu sprechen kommen, müssen wir noch einmal darauf hinweisen, dass dieses Buch unlängst in der "Neuen Zürcher Zeitung" eine, nun ja, "Rezension" ist vermutlich nicht der richtige Ausdruck, auf jeden Fall eine Würdigung erfahren hat, die, wie das Buch selbst, sehr außergewöhnlich ist und die es, soweit wir es überblicken, in der Literaturkritik und in der Literaturwissenschaft so noch nicht gegeben hat - eine Würdigung nämlich durch seinen eigenen Verfasser.
Borchmeyer hat es, auf zwei Kultur-Seiten, wo es zweifellos auch hingehört, höchstpersönlich auf sich genommen, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, wie sein Buch entstanden ist, wie es überhaupt, Thomas Mann würde sagen: "weltmöglich" wurde, wie es zu verstehen und, vor allem, was daran so besonders ist. Niemanden wird es überraschen, dass es sich dabei um eine wohlwollende, im Ganzen wie im Detail sehr positive Beurteilung handelt, getragen und wohl überhaupt erst eingeflößt vom Respekt vor sich selbst und dem Vollbrachten, das, weit davon entfernt, eine creatio ex nihilo zu sein, sich in einem langen - Borchmeyer hat die achtzig schon ein wenig deutlicher hinter sich gelassen, als es Thomas Mann vergönnt war - Philologenleben vorbereitend angesammelt hat, um dann aber doch - Borchmeyer selbst spricht von einem "Rausch" - sturzgeburthaft niedergeschrieben zu werden in fast schon sensationellen vier Jahren; das ist nur ein gutes Jahr länger, als für die "Buddenbrooks" und den "Doktor Faustus" nötig war, und ganz erheblich kürzer als für den "Zauberberg" und die "Joseph"-Romane.
Diese, um bei einem sich jeder Wertung enthaltenden Begriff Zuflucht zu nehmen, Selbstanzeige ist, über das in dieser Zeitung dazu umgehend Gesagte (F.A.Z. vom 7. März) hinaus, schon deshalb der Rede wert, weil Borchmeyer hier ja quasi und wie nebenbei ein ganz neues Genre erfunden hat. Auf diese Weise ist sein Buch, in einem für Bücher solch gelehrter, mit knalligen Thesen ja nicht aufwartender Art bemerkenswert frühen Stadium, in eine neue Rezeptionsphase getreten, noch ehe die ihnen (Borchmeyer und dem Buch) auf jeden Fall zu gönnende breite Masse der Leser damit überhaupt durch sein dürfte.
Dass Eigenlob stinkt - komischerweise anders als Geld -, davon hat wohl auch Borchmeyer schon gehört. Doch der Heidelberger Emeritus ist, bei seinem Gegenstand nicht weiter verwunderlich, Goetheaner genug, um zu wissen, dass nur die Lumpen bescheiden sind und Brave sich der Tat freuen, was Borchmeyer, wir sagten es, ja nun auch ausgiebig getan hat. Er wird sich gedacht haben: Bevor es jemand anderes tut, lobe ich mich lieber selbst. Sicher ist sicher in diesen unsicheren, zerstreuten Lesezeiten; wer garantiert mir denn, dass die Leute verständig genug sind, die gewaltigen Vorzüge meines Wälzers von sich aus zu begreifen, da helfe ich lieber ein wenig nach, baue, wie mein von mir gleichfalls enorm bewunderter Schiller einmal so hervorragend richtig sagte, als kluger Mann vor. Schließlich, wieder mit Goethe gesprochen: Lobt man denn, wenn andere loben? Will sagen: Man kann sich, als der zweifellos intimste Kenner der Materie, selbst immer noch am besten loben. Also was soll der Geiz?
Jedoch kann man es drehen und wenden, wie man will - Eigenlob verströmt nun einmal keinen sonderlich guten Duft, da macht Borchmeyer keine Ausnahme: "Zumal wenn man sich einem der virtuosesten Sprachkünstler der deutschen Literaturgeschichte wie Thomas Mann nähert, scheint es mir einfach eine ästhetische Pflicht zu sein, so zu schreiben, dass man sich vor ihm nicht zu schämen braucht." Man kriegt den Mund nicht mehr zu und fragt sich, wie das möglich ist. Selbst wenn es sich umgekehrt verhielte und Thomas Mann es wäre, der sich in seiner Zürcher Gruft vor Dieter Borchmeyer zu schämen hätte - dergleichen festzuhalten kann nur Sache Dritter sein. Am ehesten wird man es sich, zumal wenn man Borchmeyer persönlich kennt, noch damit erklären können, dass er so etwas ohne Arg schreibt und es ganz sicher nicht böse, ja noch nicht einmal überheblich meint, sondern es aus einer spontan-offenen Regung seines gar nicht anders als sonntagskindhaft zu denkenden Gemüts heraus und wahrscheinlich ohne das Bewusstsein, es dabei auch nur im Geringsten zu übertreiben, dem Zeitungspapier ohne weiteres anvertraut. Schließlich, und dann kommen wir endlich zur Sache: Hatte nicht auch Thomas Mann, sogar viel ausführlicher, einen Werkstattbericht über sein eigenes "Schmerzensbuch", nämlich den Essay "Die Entstehung des ,Doktor Faustus'" verfasst, wenn auch hauptsächlich, um Adorno eins auszuwischen? Eben. Was sind da zwei Zeitungsseiten ebenfalls in eigener Sache?
Wenn wir nämlich tatsächlich von dieser Geruchsbelästigung abgesehen und die 1500 Seiten keineswegs mit zugehaltener Nase umgeblättert haben, dann kann es dafür nur einen einzigen Grund geben: Borchmeyers Selbstlob trifft nicht den Falschen! Alles nur in allem nehmend, die Menge der bisher einverleibten Thomas-Mann-Literatur einigermaßen überschlagend, ist an dieser Stelle festzuhalten, dass es sich hier ganz einfach um die beste Gesamtdarstellung überhaupt handelt. Zwar hält sich deren Zahl ohnehin in engen Grenzen. Und man kann fast sagen, dass es Thomas-Mann-Spezialisten eigentlich gar nicht gibt; was es gibt, das sind Spezialisten für den frühen oder für den späten, den Erzählungen oder den Romane schreibenden, den Goethe oder Schopenhauer lesenden, den Wagner oder Pfitzner hörenden, den narzisstischen oder den politischen, längst auch den Familienvater Thomas Mann. Den ganzen Thomas Mann sich vorzuknöpfen geht in der Regel über Menschenkraft. Oder es gehört außerordentliche Willensstärke dazu. Denn nur mit eigenen Ansichten ist es dabei nicht getan. Um der Seriosität willen darf man das von anderen schon Gesagte, das ja nicht gerade wenig ist, nicht links liegen lassen und sollte zum jeweiligen Forschungsstand Tuchfühlung wahren.
Borchmeyer tut das. Er hat keineswegs einen freihändigen Monsteressay darüber verfasst, was ihm so alles ein- und auffällt. "Thomas Mann - Werk und Zeit" ist ein fußnotenlastiges, aber unpedantisches, vorzüglich lesbares Buch, das seinen genialen Titel in jeder Hinsicht, bis in die feinsten Verästelungen der mit seinem Gegenstand verbundenen geistig-künstlerischen Strömungen hinein vollauf einlöst. So profund und einleuchtend hat noch niemand das Zentralmassiv beackert. Man stelle sich vor: das komplette Werk, erzählerisches und essayistisches, Briefe und Tagebücher nicht aussparend.
Es ist das opus magnum oder vielmehr das opus summum eines Germanistikprofessors, der schon als, recht verstanden (!), Theatraliker, als Wagnerianer, als Verfasser bedeutender Studien über diese am Ende doch wohl stärkste Thomas-Mann-Inspiration, eben durch Richard Wagner, der richtige Mann für dieses unwahrscheinliche Unternehmen ist. Vollends ausgewiesen hat er sich durch die gemeinsam mit Jan Assmann besorgten vier "Joseph"-Bände in der Großen Kommentierten Frankfurter Ausgabe.
Es verringert das Gewicht der Gesamtschau um kein Gramm, dass sie auf in Jahrzehnten geleisteter Vorarbeit fußt und deren Ertrag teilweise wörtlich einflicht; so etwas tun andere auch, und Borchmeyer macht es nicht heimlich. Ihr Wert, ihre Leistung liegen in der Integralität. Das Buch, das insofern eine imponierende Synthese darstellt, ist rein philologisch und also, im allemal positiven Sinn, ein wenig altmodisch.
Hier und da wurde bereits beanstandet, dass es auf biographistische Zugriffe verzichtet und beispielsweise die Homosexualität genauso wenig miteinbezieht wie die ja ebenfalls recht komplizierte Familienkonstellation. Über solche, fast schon zur Kulturindustrie angeschwollene Befassungen rümpft Borchmeyer ein wenig die Nase, wie er auch nicht hinter dem Berg hält mit seiner Meinung über Interpreten, die Thomas Mann für antisemitisch, politisch unzuverlässig oder ahnungslos halten oder ihn noch einmal auf die Analytikercouch legen wollen. Die strikt am geschriebenen Wort ausgerichtete Interpretation ist, als von Nietzsche so begriffene geduldige Goldschmiedekunst der Philologie, der Beweis dafür, dass die Thomas-Mann-Forschung immer noch am meisten abwirft, wenn sie zu "Theorien" auf Distanz bleibt.
Doch was soll man - und mehr ist ja gar nicht möglich - jetzt herausgreifen? Zunächst überrascht die in ihrer Ausführlichkeit stellenweise unverhältnismäßige, jedoch durchweg tiefenscharfe Akribie, mit der schon die ganz frühen Erzählungen gelesen werden, deren Satisfaktionsfähigkeit noch nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Borchmeyer präpariert unter den einschlägigen Stichworten des Verfalls, der Heimsuchung und der Zweideutigkeit bis zuletzt werkbestimmende, anfangs fasziniert, später, zeitgenössisch bedingt, skeptischer an Nietzsches "Dekadenzästhetik" ausgerichtete Leitideen heraus, die in der seinerzeit den Durchbruch markierenden Novelle "Gefallen" erstmals gültige Gestalt annehmen.
Thomas Manns Werk gezeichnet von der Krankheit zum Tode zu sehen ist seit den "Buddenbrooks" keine originelle, aber eben auch keine falsche Diagnose. Doch es besticht geradezu, wie fest Borchmeyer die Fäden bis zuletzt, bis zur Naturskepsis der "Betrogenen" und dem humoristischen Desillusionismus des "Felix Krull", in der Hand behält und immer wieder den geistigen Kern dieser Kunst als erotomanen freilegt, ohne dabei den philologischen Pfad zu verlassen und etwa auf die sexuelle Disposition auszuweichen. Die biographische Diskretion bleibt gewahrt, man empfindet die Zurückhaltung gegenüber rein persönlicher Auslegung als angenehm.
Es sind vor allem die von Borchmeyer selbst so genannten "Big Five", mit deren unermüdlicher Einbeziehung das alles funktioniert: Goethe, Schiller, Schopenhauer, Wagner und Nietzsche - allein in diesem Zusammenhang bestimmt schon tausendmal gehörte Namen. Wer sich die Mühe machen und nach eigentlich Neuem suchen will, der wird vermutlich nicht allzu viel finden; das ist auch gar nicht Borchmeyers Anspruch. Erhellend, vielleicht sogar wirklich neu, wenigstens in dieser Gründlichkeit, ist aber allein schon das zu Schiller zutage Geförderte, vor allem die grundlegende Bedeutung der Antithetik von "naiv" und "sentimentalisch", die Thomas Mann zum Spätwerk hin jedoch immer stärker, wie andere Gegensatzpaare auch, Richtung Synthese bugsiert. Man mag es aufs Konto eigener Vorlieben setzen, dass der "Wallenstein"-Kenner den "Versuch über Schiller" buchstäblich als Thomas Manns letztes, in seinem Gewicht vielleicht doch unterschätztes Wort liest; aber die passionierte Deutung dieses, abgesehen von den "Betrachtungen eines Unpolitischen", mit Abstand längsten und wahrscheinlich auch am meisten Kräfte verbrauchenden Essays gerät überaus schlüssig, wie denn überhaupt die gestrenge Aufmerksamkeit auf normalerweise bloß tangierte, gleichwohl wichtige Essays wie "Meerfahrt mit Don Quichote", die kleineren zu Goethe oder die nicht leicht zu überblickende politische Publizistik Triftiges, Verblüffendes abwirft.
Was Letztere betrifft, so hat außer dem immer wieder freundschaftlich gewürdigten Hans Rudolf Vaget niemand so konsequent und subtil das politische Denken nachgezeichnet wie nun Borchmeyer. Insbesondere die im Umfeld der "Betrachtungen eines Unpolitischen" noch als Errungenschaft gefeierte, dann, 1933, aber gänzlich heillos gewordene, so schwer zu greifende Politik-Ferne deutschen Geistes (man verzeihe diesen Ausdruck), für die, im Guten wie im Schlimmen, exemplarisch Nietzsche steht, präpariert er geduldig, in immer neuen Anläufen heraus. Am Ende steht ein Thomas Mann vor uns, dessen geistig-künstlerische Grundkoordinaten die Zeiten überdauert haben, der selbst aber in manchem dazugelernt, zu human vertiefter, versöhnlicher Skepsis gefunden, aber mit Deutschland, das ihm den von Borchmeyer grandios auseinandergenommenen "Protest der Richard-Wagner-Stadt München" eingebrockt hat, seinen Frieden eben einfach nicht mehr gemacht hat. Ob dabei, wie angenommen wird, der Politiker mehr Christ war als der Ästhet oder nicht doch beide gleich wenig, wäre länger zu diskutieren.
In Borchmeyers Referat zeigt sich noch einmal, als wie umfassend und tiefgreifend Thomas Mann den moralischen Bankrott Deutschlands und der Deutschen begriffen hat und warum seine Beredsamkeit hier, zeitgeschichtlich quasi erzwungen, zum Äußersten ging: "Ein deutscher Schriftsteller - was wird das noch sein? Den Hintergrund jedes Satzes, den wir in unserer Sprache fügen, bildet ein gebrochenes, an sich selber und seiner Geschichte irregemachtes, ein seelisch abgebranntes Volk, [. . .] ein Volk, das sich nicht sehen lassen kann."
Es kann nicht ausbleiben, dass ein so dickes Buch Dinge mehrmals sagt; ein gewisser Hang zum Repetitiven, hier und da auch Redundanten ist ihm nicht abzusprechen. Jedoch könnte man dies genauso gut als Form von Leitmotivik lesen, die ja schon in der Natur des Gegenstands liegt und auf diese Weise ganz nach dem Sinne des Meisters geraten wäre. Ohne eine nimmer aufhörende Liebe zu diesem Schriftsteller ist so etwas jedenfalls nicht möglich. Doch es ist an keiner Stelle identifikatorisch; der auch vor Literaturwissenschaftlern nicht haltmachenden Gefahr, über Thomas Mann wie Thomas Mann zu schreiben, erliegt es nicht.
Wahrscheinlich hätte sich jeder mit dem Stoff Vertraute eine andere Gewichtung vorstellen können, beispielsweise etwas weniger zu "Königliche Hoheit" und vor allem zu Thomas Manns Gott sei Dank einzigem Drama "Fiorenza", dafür lieber etwas mehr zu "Lotte in Weimar" und ehrlich gesagt auch zum "Zauberberg". Und Thomas Buddenbrook soll, nach dem fatalen Zahnarztbesuch, an einem "Herzinfarkt" gestorben sein und nicht an einem Schlaganfall?
Sei es drum. Wer, ob nun eher Anfänger oder Profi, über den ganzen Thomas Mann Bescheid wissen will und dafür auch die Zeit hat, dem sei dieses Buch ganz dringend empfohlen. Es gibt keine bessere Gesamtdarstellung. Als der Nottinghamer Germanist Hinrich Siefken vor mehr als dreißig Jahren das bei Kröner herausgekommene erste "Thomas Mann Handbuch" besprach, schloss er: "Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen mag." So erging es uns nun auch. Oder, mit dem Meister selbst zu resümieren: Wir anerkennen die moralische Leistung. EDO REENTS
Dieter Borchmeyer: "Thomas Mann". Werk und Zeit.
Insel Verlag, Berlin 2023. 1547 S., Abb., geb., 58,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der rechte Mann zur vergangenen Zeit:
Dieter Borchmeyer hat sich selbst zufrieden gezeigt mit seinem 1500-Seiten-Buch über Thomas Mann. Hat er Grund dazu?
Bevor wir auf Dieter Borchmeyers schon vom Umfang her außergewöhnliches Buch zu sprechen kommen, müssen wir noch einmal darauf hinweisen, dass dieses Buch unlängst in der "Neuen Zürcher Zeitung" eine, nun ja, "Rezension" ist vermutlich nicht der richtige Ausdruck, auf jeden Fall eine Würdigung erfahren hat, die, wie das Buch selbst, sehr außergewöhnlich ist und die es, soweit wir es überblicken, in der Literaturkritik und in der Literaturwissenschaft so noch nicht gegeben hat - eine Würdigung nämlich durch seinen eigenen Verfasser.
Borchmeyer hat es, auf zwei Kultur-Seiten, wo es zweifellos auch hingehört, höchstpersönlich auf sich genommen, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, wie sein Buch entstanden ist, wie es überhaupt, Thomas Mann würde sagen: "weltmöglich" wurde, wie es zu verstehen und, vor allem, was daran so besonders ist. Niemanden wird es überraschen, dass es sich dabei um eine wohlwollende, im Ganzen wie im Detail sehr positive Beurteilung handelt, getragen und wohl überhaupt erst eingeflößt vom Respekt vor sich selbst und dem Vollbrachten, das, weit davon entfernt, eine creatio ex nihilo zu sein, sich in einem langen - Borchmeyer hat die achtzig schon ein wenig deutlicher hinter sich gelassen, als es Thomas Mann vergönnt war - Philologenleben vorbereitend angesammelt hat, um dann aber doch - Borchmeyer selbst spricht von einem "Rausch" - sturzgeburthaft niedergeschrieben zu werden in fast schon sensationellen vier Jahren; das ist nur ein gutes Jahr länger, als für die "Buddenbrooks" und den "Doktor Faustus" nötig war, und ganz erheblich kürzer als für den "Zauberberg" und die "Joseph"-Romane.
Diese, um bei einem sich jeder Wertung enthaltenden Begriff Zuflucht zu nehmen, Selbstanzeige ist, über das in dieser Zeitung dazu umgehend Gesagte (F.A.Z. vom 7. März) hinaus, schon deshalb der Rede wert, weil Borchmeyer hier ja quasi und wie nebenbei ein ganz neues Genre erfunden hat. Auf diese Weise ist sein Buch, in einem für Bücher solch gelehrter, mit knalligen Thesen ja nicht aufwartender Art bemerkenswert frühen Stadium, in eine neue Rezeptionsphase getreten, noch ehe die ihnen (Borchmeyer und dem Buch) auf jeden Fall zu gönnende breite Masse der Leser damit überhaupt durch sein dürfte.
Dass Eigenlob stinkt - komischerweise anders als Geld -, davon hat wohl auch Borchmeyer schon gehört. Doch der Heidelberger Emeritus ist, bei seinem Gegenstand nicht weiter verwunderlich, Goetheaner genug, um zu wissen, dass nur die Lumpen bescheiden sind und Brave sich der Tat freuen, was Borchmeyer, wir sagten es, ja nun auch ausgiebig getan hat. Er wird sich gedacht haben: Bevor es jemand anderes tut, lobe ich mich lieber selbst. Sicher ist sicher in diesen unsicheren, zerstreuten Lesezeiten; wer garantiert mir denn, dass die Leute verständig genug sind, die gewaltigen Vorzüge meines Wälzers von sich aus zu begreifen, da helfe ich lieber ein wenig nach, baue, wie mein von mir gleichfalls enorm bewunderter Schiller einmal so hervorragend richtig sagte, als kluger Mann vor. Schließlich, wieder mit Goethe gesprochen: Lobt man denn, wenn andere loben? Will sagen: Man kann sich, als der zweifellos intimste Kenner der Materie, selbst immer noch am besten loben. Also was soll der Geiz?
Jedoch kann man es drehen und wenden, wie man will - Eigenlob verströmt nun einmal keinen sonderlich guten Duft, da macht Borchmeyer keine Ausnahme: "Zumal wenn man sich einem der virtuosesten Sprachkünstler der deutschen Literaturgeschichte wie Thomas Mann nähert, scheint es mir einfach eine ästhetische Pflicht zu sein, so zu schreiben, dass man sich vor ihm nicht zu schämen braucht." Man kriegt den Mund nicht mehr zu und fragt sich, wie das möglich ist. Selbst wenn es sich umgekehrt verhielte und Thomas Mann es wäre, der sich in seiner Zürcher Gruft vor Dieter Borchmeyer zu schämen hätte - dergleichen festzuhalten kann nur Sache Dritter sein. Am ehesten wird man es sich, zumal wenn man Borchmeyer persönlich kennt, noch damit erklären können, dass er so etwas ohne Arg schreibt und es ganz sicher nicht böse, ja noch nicht einmal überheblich meint, sondern es aus einer spontan-offenen Regung seines gar nicht anders als sonntagskindhaft zu denkenden Gemüts heraus und wahrscheinlich ohne das Bewusstsein, es dabei auch nur im Geringsten zu übertreiben, dem Zeitungspapier ohne weiteres anvertraut. Schließlich, und dann kommen wir endlich zur Sache: Hatte nicht auch Thomas Mann, sogar viel ausführlicher, einen Werkstattbericht über sein eigenes "Schmerzensbuch", nämlich den Essay "Die Entstehung des ,Doktor Faustus'" verfasst, wenn auch hauptsächlich, um Adorno eins auszuwischen? Eben. Was sind da zwei Zeitungsseiten ebenfalls in eigener Sache?
Wenn wir nämlich tatsächlich von dieser Geruchsbelästigung abgesehen und die 1500 Seiten keineswegs mit zugehaltener Nase umgeblättert haben, dann kann es dafür nur einen einzigen Grund geben: Borchmeyers Selbstlob trifft nicht den Falschen! Alles nur in allem nehmend, die Menge der bisher einverleibten Thomas-Mann-Literatur einigermaßen überschlagend, ist an dieser Stelle festzuhalten, dass es sich hier ganz einfach um die beste Gesamtdarstellung überhaupt handelt. Zwar hält sich deren Zahl ohnehin in engen Grenzen. Und man kann fast sagen, dass es Thomas-Mann-Spezialisten eigentlich gar nicht gibt; was es gibt, das sind Spezialisten für den frühen oder für den späten, den Erzählungen oder den Romane schreibenden, den Goethe oder Schopenhauer lesenden, den Wagner oder Pfitzner hörenden, den narzisstischen oder den politischen, längst auch den Familienvater Thomas Mann. Den ganzen Thomas Mann sich vorzuknöpfen geht in der Regel über Menschenkraft. Oder es gehört außerordentliche Willensstärke dazu. Denn nur mit eigenen Ansichten ist es dabei nicht getan. Um der Seriosität willen darf man das von anderen schon Gesagte, das ja nicht gerade wenig ist, nicht links liegen lassen und sollte zum jeweiligen Forschungsstand Tuchfühlung wahren.
Borchmeyer tut das. Er hat keineswegs einen freihändigen Monsteressay darüber verfasst, was ihm so alles ein- und auffällt. "Thomas Mann - Werk und Zeit" ist ein fußnotenlastiges, aber unpedantisches, vorzüglich lesbares Buch, das seinen genialen Titel in jeder Hinsicht, bis in die feinsten Verästelungen der mit seinem Gegenstand verbundenen geistig-künstlerischen Strömungen hinein vollauf einlöst. So profund und einleuchtend hat noch niemand das Zentralmassiv beackert. Man stelle sich vor: das komplette Werk, erzählerisches und essayistisches, Briefe und Tagebücher nicht aussparend.
Es ist das opus magnum oder vielmehr das opus summum eines Germanistikprofessors, der schon als, recht verstanden (!), Theatraliker, als Wagnerianer, als Verfasser bedeutender Studien über diese am Ende doch wohl stärkste Thomas-Mann-Inspiration, eben durch Richard Wagner, der richtige Mann für dieses unwahrscheinliche Unternehmen ist. Vollends ausgewiesen hat er sich durch die gemeinsam mit Jan Assmann besorgten vier "Joseph"-Bände in der Großen Kommentierten Frankfurter Ausgabe.
Es verringert das Gewicht der Gesamtschau um kein Gramm, dass sie auf in Jahrzehnten geleisteter Vorarbeit fußt und deren Ertrag teilweise wörtlich einflicht; so etwas tun andere auch, und Borchmeyer macht es nicht heimlich. Ihr Wert, ihre Leistung liegen in der Integralität. Das Buch, das insofern eine imponierende Synthese darstellt, ist rein philologisch und also, im allemal positiven Sinn, ein wenig altmodisch.
Hier und da wurde bereits beanstandet, dass es auf biographistische Zugriffe verzichtet und beispielsweise die Homosexualität genauso wenig miteinbezieht wie die ja ebenfalls recht komplizierte Familienkonstellation. Über solche, fast schon zur Kulturindustrie angeschwollene Befassungen rümpft Borchmeyer ein wenig die Nase, wie er auch nicht hinter dem Berg hält mit seiner Meinung über Interpreten, die Thomas Mann für antisemitisch, politisch unzuverlässig oder ahnungslos halten oder ihn noch einmal auf die Analytikercouch legen wollen. Die strikt am geschriebenen Wort ausgerichtete Interpretation ist, als von Nietzsche so begriffene geduldige Goldschmiedekunst der Philologie, der Beweis dafür, dass die Thomas-Mann-Forschung immer noch am meisten abwirft, wenn sie zu "Theorien" auf Distanz bleibt.
Doch was soll man - und mehr ist ja gar nicht möglich - jetzt herausgreifen? Zunächst überrascht die in ihrer Ausführlichkeit stellenweise unverhältnismäßige, jedoch durchweg tiefenscharfe Akribie, mit der schon die ganz frühen Erzählungen gelesen werden, deren Satisfaktionsfähigkeit noch nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Borchmeyer präpariert unter den einschlägigen Stichworten des Verfalls, der Heimsuchung und der Zweideutigkeit bis zuletzt werkbestimmende, anfangs fasziniert, später, zeitgenössisch bedingt, skeptischer an Nietzsches "Dekadenzästhetik" ausgerichtete Leitideen heraus, die in der seinerzeit den Durchbruch markierenden Novelle "Gefallen" erstmals gültige Gestalt annehmen.
Thomas Manns Werk gezeichnet von der Krankheit zum Tode zu sehen ist seit den "Buddenbrooks" keine originelle, aber eben auch keine falsche Diagnose. Doch es besticht geradezu, wie fest Borchmeyer die Fäden bis zuletzt, bis zur Naturskepsis der "Betrogenen" und dem humoristischen Desillusionismus des "Felix Krull", in der Hand behält und immer wieder den geistigen Kern dieser Kunst als erotomanen freilegt, ohne dabei den philologischen Pfad zu verlassen und etwa auf die sexuelle Disposition auszuweichen. Die biographische Diskretion bleibt gewahrt, man empfindet die Zurückhaltung gegenüber rein persönlicher Auslegung als angenehm.
Es sind vor allem die von Borchmeyer selbst so genannten "Big Five", mit deren unermüdlicher Einbeziehung das alles funktioniert: Goethe, Schiller, Schopenhauer, Wagner und Nietzsche - allein in diesem Zusammenhang bestimmt schon tausendmal gehörte Namen. Wer sich die Mühe machen und nach eigentlich Neuem suchen will, der wird vermutlich nicht allzu viel finden; das ist auch gar nicht Borchmeyers Anspruch. Erhellend, vielleicht sogar wirklich neu, wenigstens in dieser Gründlichkeit, ist aber allein schon das zu Schiller zutage Geförderte, vor allem die grundlegende Bedeutung der Antithetik von "naiv" und "sentimentalisch", die Thomas Mann zum Spätwerk hin jedoch immer stärker, wie andere Gegensatzpaare auch, Richtung Synthese bugsiert. Man mag es aufs Konto eigener Vorlieben setzen, dass der "Wallenstein"-Kenner den "Versuch über Schiller" buchstäblich als Thomas Manns letztes, in seinem Gewicht vielleicht doch unterschätztes Wort liest; aber die passionierte Deutung dieses, abgesehen von den "Betrachtungen eines Unpolitischen", mit Abstand längsten und wahrscheinlich auch am meisten Kräfte verbrauchenden Essays gerät überaus schlüssig, wie denn überhaupt die gestrenge Aufmerksamkeit auf normalerweise bloß tangierte, gleichwohl wichtige Essays wie "Meerfahrt mit Don Quichote", die kleineren zu Goethe oder die nicht leicht zu überblickende politische Publizistik Triftiges, Verblüffendes abwirft.
Was Letztere betrifft, so hat außer dem immer wieder freundschaftlich gewürdigten Hans Rudolf Vaget niemand so konsequent und subtil das politische Denken nachgezeichnet wie nun Borchmeyer. Insbesondere die im Umfeld der "Betrachtungen eines Unpolitischen" noch als Errungenschaft gefeierte, dann, 1933, aber gänzlich heillos gewordene, so schwer zu greifende Politik-Ferne deutschen Geistes (man verzeihe diesen Ausdruck), für die, im Guten wie im Schlimmen, exemplarisch Nietzsche steht, präpariert er geduldig, in immer neuen Anläufen heraus. Am Ende steht ein Thomas Mann vor uns, dessen geistig-künstlerische Grundkoordinaten die Zeiten überdauert haben, der selbst aber in manchem dazugelernt, zu human vertiefter, versöhnlicher Skepsis gefunden, aber mit Deutschland, das ihm den von Borchmeyer grandios auseinandergenommenen "Protest der Richard-Wagner-Stadt München" eingebrockt hat, seinen Frieden eben einfach nicht mehr gemacht hat. Ob dabei, wie angenommen wird, der Politiker mehr Christ war als der Ästhet oder nicht doch beide gleich wenig, wäre länger zu diskutieren.
In Borchmeyers Referat zeigt sich noch einmal, als wie umfassend und tiefgreifend Thomas Mann den moralischen Bankrott Deutschlands und der Deutschen begriffen hat und warum seine Beredsamkeit hier, zeitgeschichtlich quasi erzwungen, zum Äußersten ging: "Ein deutscher Schriftsteller - was wird das noch sein? Den Hintergrund jedes Satzes, den wir in unserer Sprache fügen, bildet ein gebrochenes, an sich selber und seiner Geschichte irregemachtes, ein seelisch abgebranntes Volk, [. . .] ein Volk, das sich nicht sehen lassen kann."
Es kann nicht ausbleiben, dass ein so dickes Buch Dinge mehrmals sagt; ein gewisser Hang zum Repetitiven, hier und da auch Redundanten ist ihm nicht abzusprechen. Jedoch könnte man dies genauso gut als Form von Leitmotivik lesen, die ja schon in der Natur des Gegenstands liegt und auf diese Weise ganz nach dem Sinne des Meisters geraten wäre. Ohne eine nimmer aufhörende Liebe zu diesem Schriftsteller ist so etwas jedenfalls nicht möglich. Doch es ist an keiner Stelle identifikatorisch; der auch vor Literaturwissenschaftlern nicht haltmachenden Gefahr, über Thomas Mann wie Thomas Mann zu schreiben, erliegt es nicht.
Wahrscheinlich hätte sich jeder mit dem Stoff Vertraute eine andere Gewichtung vorstellen können, beispielsweise etwas weniger zu "Königliche Hoheit" und vor allem zu Thomas Manns Gott sei Dank einzigem Drama "Fiorenza", dafür lieber etwas mehr zu "Lotte in Weimar" und ehrlich gesagt auch zum "Zauberberg". Und Thomas Buddenbrook soll, nach dem fatalen Zahnarztbesuch, an einem "Herzinfarkt" gestorben sein und nicht an einem Schlaganfall?
Sei es drum. Wer, ob nun eher Anfänger oder Profi, über den ganzen Thomas Mann Bescheid wissen will und dafür auch die Zeit hat, dem sei dieses Buch ganz dringend empfohlen. Es gibt keine bessere Gesamtdarstellung. Als der Nottinghamer Germanist Hinrich Siefken vor mehr als dreißig Jahren das bei Kröner herausgekommene erste "Thomas Mann Handbuch" besprach, schloss er: "Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen mag." So erging es uns nun auch. Oder, mit dem Meister selbst zu resümieren: Wir anerkennen die moralische Leistung. EDO REENTS
Dieter Borchmeyer: "Thomas Mann". Werk und Zeit.
Insel Verlag, Berlin 2023. 1547 S., Abb., geb., 58,- Euro.
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»Wer, ob nun Anfänger oder Profi, über den ganzen Thomas Mann Bescheid wissen will ... dem sei dieses Buch ganz dringend empfohlen. Es gibt keine bessere Gesamtdarstellung.« Edo Reents Frankfurter Allgemeine Zeitung 20230330