Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 21,00 €
  • Gebundenes Buch

In den letzten sechs Jahren fotografierte Thomas Wrede immer wieder die großen New Yorker Plakatwände. Dabei konzentrierte er sich oft auf Details, die er mit den Menschen und der Atmosphäre künstlerisch in Beziehung setzt. Die Stadt wird so zur Bühne und Kulisse, die auf übergroße Formate aufgeblasenen Ideale der Werbung verschwimmen dabei mit dem Realismus der Straße, der Wirklichkeit des Lebens. So verdrängt der verführerische Schein einerseits den oft maroden Zustand der Realität, andererseits potenziert sich gerade durch diesen Kontrast die Schnelllebigkeit und Vitalität dieser Stadt, die…mehr

Produktbeschreibung
In den letzten sechs Jahren fotografierte Thomas Wrede immer wieder die großen New Yorker Plakatwände. Dabei konzentrierte er sich oft auf Details, die er mit den Menschen und der Atmosphäre künstlerisch in Beziehung setzt. Die Stadt wird so zur Bühne und Kulisse, die auf übergroße Formate aufgeblasenen Ideale der Werbung verschwimmen dabei mit dem Realismus der Straße, der Wirklichkeit des Lebens. So verdrängt der verführerische Schein einerseits den oft maroden Zustand der Realität, andererseits potenziert sich gerade durch diesen Kontrast die Schnelllebigkeit und Vitalität dieser Stadt, die sich immer wieder neu findet und erfindet.
During the past six years, Thomas Wrede has returned repeatedly to the billboards of Manhattan as a photographic motif. In doing so, he has frequently concentrated on details viewed artfully in relation to people and atmosphere. The method turns the city into a stage Set on which the larger-than-life ideals of the advertising industry merge imperceptibly with the realism of the street and the reality of life. While the allure of appearances outshines the bleakness of reality, the contrast generated in this way serves to intensify the fast-paced vitality of a city constantly reinventing itself.
As in earlier Series of photographs, so in this one Wrede's main interest is in shifts in the relative size of things and in the generation of different levels of reality. Snapshots of multilayered situations combine to create a classic collage, a real collage that exists only for that split second in which the shutter is depressed and only when glimpsed from the camera's own angle.

biography
1963 born in Iserlohn
1985-1991 studied at the Academy of Fine Arts Münster, Master Student
1991 studied under Prof. Dieter Appelt in Salzburg and Berlin
1997 awarded the Karl Hofer Prize
1998-2005 lecturer in Photography at the Academy of Fine Arts Münster and other universities
Thomas Wrede lives in Münster and works in the USA and Europe.
Autorenporträt
Biografie: 1963 geboren in Iserlohn 1985-1991 Studium an der Kunstakademie Münster, Meisterschüler 1991 Studien bei Prof. Dieter Appelt, Salzburg und Berlin 1998-2005 Lehrauftrag für Fotografie an der Kunstakademie Münster und an anderen Hochschulen 1997 Auszeichnung mit dem Karl-Hofer-Preis, Universität der Künste Berlin Thomas Wrede lebt in Münster und arbeitet in den USA und Europa.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2009

Alles so schön bunt hier

Mit seiner Serie "Manhattan Picture Worlds" hat der deutsche Fotograf Thomas Wrede eine optische Kakophonie geschaffen, die den Betrachter in den Strudel ihrer Farben und Bilder zieht.

Von Freddy Langer

Irgendwann kommt der Tag, da man vor lauter Plakaten nichts mehr sieht, auch nicht mehr die Motive oder wofür sie Werbung machen, und vielleicht nicht einmal mehr deren Farben. Vielmehr nimmt man dann nur noch eine Fläche wahr, die den Blick auf die Welt versperrt wie andernorts Zäune und Mauern, und dann sagen plötzlich alle: weg damit, endlich weg damit!

In Denver hat man diesen Tag schon vor vierzig Jahren erlebt. Denver Sign Busters nannte sich eine Bürgerbewegung für die Abschaffung von Werbung im öffentlichen Raum. Sie hatte Erfolg, und siehe da: Plötzlich tauchten hinter der Stadt die Gipfel und Bergrücken der Rocky Mountains auf, viertausend Meter hohe Berge, die fast schon in Vergessenheit geraten waren. Denver hatte wieder einen Platz in der Welt.

Was in New York passieren würde, montierte man die stockwerkhohen Plakate ab, darüber möchte man lieber nicht nachdenken. Vielleicht verschwände damit zugleich die ganze Stadt. Denn so eng verbunden sind Bill Boards und Manhattan, nicht allein um den Times Square herum, dass das eine ohne das andere gar nicht möglich scheint. Und oft genug ist es ja sogar so, dass gerade dort, wo die Hochhausschluchten besonders eng sind, erst diese Bilder den Raum schaffen, den man zum atmen braucht. So zogen vor noch gar nicht langer Zeit - ausgerechnet - an den Fassaden von Lehman Brothers auf unendlich langen Bildschirmen strahlendweiße Wolken über einen blauen Himmel, den man sonst nur zu sehen bekommt, wenn man den Kopf steil in den Nacken legt.

"An den Unterschied zwischen Plakaten und ihrer Umgebung haben wir uns so gewöhnt, dass wir ihn kaum noch sehen", schrieb schon Ende der achtziger Jahre Michael Schirmer, der große deutsche Werber. Der deutsche Fotograf Thomas Wrede hat ihn beim Wort genommen und im Laufe von fünf Jahren Manhattan so fotografiert, dass der Betrachter kaum noch begreift, wo das Großplakat endet und die Wirklichkeit beginnt. Dann scheinen Tränen auf Passanten niederzutropfen und sich ein halbnacktes Paar im Neuschnee zu betten. An ihre Grenzen gerät die Wahrnehmung dort, wo der Koch, der ein Plakat von der Wand reißt, selbst Teil ebendieses Plakats ist.

Was Thomas Wrede für seine Serie "Manhattan Picture Worlds" an Vexierbildern zusammengetragen hat, ist deshalb keine Dokumentation darüber, wie Reklame das Stadtbild bestimmt, mit Anleihen bei der Pop-Art und Ausflügen in die Welt des Surrealismus. Stattdessen deckt er das Lebensgefühl einer Großstadt auf, deren Bewohner unter dem Dauerbeschuss eines Glücksversprechens leben, das mit dem in der amerikanischen Verfassung verankerten wenig zu tun hat, sondern nach dem Prinzip des Drogenkonsums eher in Momente der Trance führt. Wie gern dies angenommen wird, weiß man in New York seit fast hundert Jahren, als sich die Einwanderer abends am Times Square versammelten, um unter einer haushohen Tasse den Duft von frisch geröstetem A&P-Kaffee einzuatmen, den Ventilatoren nach unten bliesen, oder dem Camel-Mann zuzuschauen, der Rauchkringel ausatmete.

"Manhattan Picture Worlds" ist ein ebenso erschreckendes wie verzauberndes Buch, eine optische Kakophonie, die den Betrachter in den Strudel ihrer Farben und Bilder zieht. Je mündiger der Konsument, desto größer wird sein Spaß daran sein.

"Manhattan Picture Worlds" von Thomas Wrede. Mit Texten von Christoph Schaden und Marshall Berman. Kerber Verlag, Bielefeld 2009. 120 Seiten, 53 Abbildungen. Gebunden, 48 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr