Talks about the trends that are converging with the potential to turn the world upside down by ending the Western domination of the world. These trends include the end of America's position as the world's premier place for technological innovation; the entrance of 2.5 billion people in India and China into the world's skilled job market; and more.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2006Lauter neue Kapitalisten
Eine Analyse der Globalisierung und ihrer möglichen Folgen
In der Globalisierungsdebatte beherrschen die Ideologen das Feld. Die einen bejubeln, die andern verteufeln sie. Clyde Prestowitz hebt sich davon wohltuend ab und ist doch nicht lau in seinen Schlußfolgerungen. Seine These: Die etablierten Industrieländer, insbesondere die Vereinigten Staaten, lassen sich von den großen Schwellenländern, vor allem von China, über den Tisch ziehen. Denn die amerikanische Regierung, geblendet von Ideologie, sieht in der Globalisierung einen Triumph der freien Marktwirtschaft. Dabei betreiben China und andere Merkantilismus pur. Die Ungleichgewichte, die sich durch diese Diskrepanz in der Weltwirtschaft immer größer aufbauen, bergen für Prestowitz das Risiko eines ökonomischen Desasters. "Sollte den Dollar eine Kernschmelze erfassen, könnten die Folgen wirklich brutal sein. Eine globale Depression vom Ausmaß der dreißiger Jahre ist nicht ausgeschlossen."
Prestowitz ist Spitzenmanager amerikanischer Konzerne gewesen und hat Präsident Ronald Reagan in Handelsfragen beraten. Seit 1989 leitet er das von ihm gegründete Economic Strategy Institute, das sich auf wirtschaftliche Strategien spezialisiert hat. Durch seinen Werdegang ist er global vernetzt, und er läßt den Leser daran teilhaben: Er beschreibt das Phänomen Globalisierung nicht abstrakt, sondern entwickelt es anschaulich und detailreich aus ungezählten persönlichen Erlebnissen und Gesprächen rund um den Globus. Das macht das Buch zu einer spannenden Lektüre, zumal Prestowitz seine resümierenden Kernbotschaften knackig formuliert.
Von seinen früheren Büchern her gilt Prestowitz freilich als ein Alarmist, der mit seinen Warnungen schon mehr als einmal von der tatsächlichen Entwicklung widerlegt wurde. Auch sein neues Buch ist ein Alarmruf, vor allem an die Adresse der amerikanischen Regierung: Wenn sie wie bisher im blinden Vertrauen auf die Marktkräfte bewußt auf eine vom Staat gelenkte und geförderte Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit verzichte, werde die Nation gegenüber den vielen aufstrebenden Ländern ins Hintertreffen geraten, die genau dies tun. Schleunigst nötig sei ein Kurswechsel, von der Bildungs- bis zur Handelspolitik. Ansonsten werde Amerikas Vormachtstellung erodieren. Dann würden sich Macht und Wohlstand zu den "drei Milliarden neuen Kapitalisten" in Asien verlagern.
Das Buch endet mit einer langen Liste praktischer Empfehlungen. Deren Grundtenor ist, daß die derzeit wild wuchernde Globalisierung sowohl national als auch international eines ordnungspolitischen Rahmens bedarf, der den neuen Entwicklungen Rechnung trägt. Ganz vorne zählt für Prestowitz dazu, den Dollar seiner Rolle als globale Leitwährung so schnell wie möglich zu entheben und eine Art Weltwährung für den internationalen Handel zu schaffen. Japan gibt er den Rat, den Dollar als Landeswährung zu übernehmen und dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen Nafta beizutreten. Europa empfiehlt er, Rußland in die EU aufzunehmen. Man muß Prestowitz nicht in allem folgen. Aber wer an einer differenzierten Beschreibung der Globalisierung und ihrer möglichen Folgen für die Weltwirtschaft interessiert ist, liest sein Buch mit Gewinn.
BENEDIKT FEHR.
Clyde Prestowitz: Three Billion New Capitalists. The Great Shift of Wealth and Power to the East. Basic Books, New York 2005, 321 Seiten, 26,95 Dollar.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Analyse der Globalisierung und ihrer möglichen Folgen
In der Globalisierungsdebatte beherrschen die Ideologen das Feld. Die einen bejubeln, die andern verteufeln sie. Clyde Prestowitz hebt sich davon wohltuend ab und ist doch nicht lau in seinen Schlußfolgerungen. Seine These: Die etablierten Industrieländer, insbesondere die Vereinigten Staaten, lassen sich von den großen Schwellenländern, vor allem von China, über den Tisch ziehen. Denn die amerikanische Regierung, geblendet von Ideologie, sieht in der Globalisierung einen Triumph der freien Marktwirtschaft. Dabei betreiben China und andere Merkantilismus pur. Die Ungleichgewichte, die sich durch diese Diskrepanz in der Weltwirtschaft immer größer aufbauen, bergen für Prestowitz das Risiko eines ökonomischen Desasters. "Sollte den Dollar eine Kernschmelze erfassen, könnten die Folgen wirklich brutal sein. Eine globale Depression vom Ausmaß der dreißiger Jahre ist nicht ausgeschlossen."
Prestowitz ist Spitzenmanager amerikanischer Konzerne gewesen und hat Präsident Ronald Reagan in Handelsfragen beraten. Seit 1989 leitet er das von ihm gegründete Economic Strategy Institute, das sich auf wirtschaftliche Strategien spezialisiert hat. Durch seinen Werdegang ist er global vernetzt, und er läßt den Leser daran teilhaben: Er beschreibt das Phänomen Globalisierung nicht abstrakt, sondern entwickelt es anschaulich und detailreich aus ungezählten persönlichen Erlebnissen und Gesprächen rund um den Globus. Das macht das Buch zu einer spannenden Lektüre, zumal Prestowitz seine resümierenden Kernbotschaften knackig formuliert.
Von seinen früheren Büchern her gilt Prestowitz freilich als ein Alarmist, der mit seinen Warnungen schon mehr als einmal von der tatsächlichen Entwicklung widerlegt wurde. Auch sein neues Buch ist ein Alarmruf, vor allem an die Adresse der amerikanischen Regierung: Wenn sie wie bisher im blinden Vertrauen auf die Marktkräfte bewußt auf eine vom Staat gelenkte und geförderte Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit verzichte, werde die Nation gegenüber den vielen aufstrebenden Ländern ins Hintertreffen geraten, die genau dies tun. Schleunigst nötig sei ein Kurswechsel, von der Bildungs- bis zur Handelspolitik. Ansonsten werde Amerikas Vormachtstellung erodieren. Dann würden sich Macht und Wohlstand zu den "drei Milliarden neuen Kapitalisten" in Asien verlagern.
Das Buch endet mit einer langen Liste praktischer Empfehlungen. Deren Grundtenor ist, daß die derzeit wild wuchernde Globalisierung sowohl national als auch international eines ordnungspolitischen Rahmens bedarf, der den neuen Entwicklungen Rechnung trägt. Ganz vorne zählt für Prestowitz dazu, den Dollar seiner Rolle als globale Leitwährung so schnell wie möglich zu entheben und eine Art Weltwährung für den internationalen Handel zu schaffen. Japan gibt er den Rat, den Dollar als Landeswährung zu übernehmen und dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen Nafta beizutreten. Europa empfiehlt er, Rußland in die EU aufzunehmen. Man muß Prestowitz nicht in allem folgen. Aber wer an einer differenzierten Beschreibung der Globalisierung und ihrer möglichen Folgen für die Weltwirtschaft interessiert ist, liest sein Buch mit Gewinn.
BENEDIKT FEHR.
Clyde Prestowitz: Three Billion New Capitalists. The Great Shift of Wealth and Power to the East. Basic Books, New York 2005, 321 Seiten, 26,95 Dollar.
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