Das vorliegende Buch fußt auf einer selbstorganisierten Expedition, die der Autor von Kathmandu aus mit einem Reisepartner, zwei Fahrzeugen und einer fünfköpfigen Crew unternommen hat und die ihn über den Himalaja und das Tal des Tsangpo-Brahmaputra bis zum heiligen Berg Kailash und von dort aus über den Changthang nach Zentraltibet führte. Im Mittelpunkt dieses literarisch gestalteten Reiseberichts stehen die grandiose Landschaft Tibets, seine Geschichte und Kultur, seine Klöster und Städte und seine Menschen mit ihrer bewundernswürdigen Spiritualität - aber auch die existentiellen Momente der Besinnung, die die Begegnung mit Tibet in allen Reisenden erzeugt, die dieses Land mit offenen Augen erleben. Eine Hommage an das Land der lebenden Götter für Tibet Einsteiger und Tibet Kenner gleichermaßen - und eine Aufforderung, diese Reise oder einen Teil von ihr nachzureisen - je zeitnäher und je öfter, desto besser, denn niemand weiß, wie lange die tibetische Kultur unter dem Ansturm der politischen und kulturellen Überfremdung noch überleben wird.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2015Kopfschmerzen in Tibet
Sven Hedin hat Schuld. Besser gesagt: dessen "Transhimalaja-Trilogie". Ludwig Witzani hat die Bücher "in jungen Jahren" gelesen, und ein Satz daraus ging ihm nicht mehr aus dem Kopf: "Mein Arbeitszimmer begann mir eng zu werden, und wenn am Abend ringsum alles still wurde, glaubte ich im Sausen des Windes den Mahnruf zu hören: ,Komm wieder zurück in die Stille der Wildnis.'" Ein halbes Menschenleben später ist dann auch Ludwig Witzani das Arbeitszimmer zu eng geworden - und er machte sich auf den Weg nach Tibet: über den Himalaja durch das Tal des Tsangpo zum heiligen Berg Kailash und weiter über den Changthang nach Lhasa. In kleiner Gruppe mit einem Geländewagen unterwegs, gleicht die Reise eher einer Expedition als einem Urlaub in den Bergen. Dass Sherpas, Auto und Route organisiert waren, nimmt der Fahrt noch lange nicht den abenteuerlichen Charakter. Hier gibt eine Brücke unter Regen und Hochwasser nach, und der Wagen bleibt inmitten eines Flusses stecken, dort erreicht ein Hotel noch nicht einmal den Standard einer Herberge im Mittelalter, und in fünftausend Metern raubt die Höhenkrankheit dem Autor das Vergnügen an der dramatischen Landschaft. Doch bleibt es nicht bei bloßen Beschreibungen. Im Fahrwasser solcher Vorbilder wie Alexandra David-Neél, Heinrich Harrer und dem Lama Anagarika Govinda folgen auch bei Witzani den Beobachtungen die Zuordnung und Analyse, so dass die kurzweilige Reiseerzählung zugleich zur Kulturgeschichte des Landes und zum Sittenbild seiner Gesellschaft wird.
F.A.Z.
"Tibet - Im Land der lebenden Götter" von Ludwig Witzani. Verlag epubli 2014. 442 Seiten, einige Abbildungen. Broschiert, 14,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sven Hedin hat Schuld. Besser gesagt: dessen "Transhimalaja-Trilogie". Ludwig Witzani hat die Bücher "in jungen Jahren" gelesen, und ein Satz daraus ging ihm nicht mehr aus dem Kopf: "Mein Arbeitszimmer begann mir eng zu werden, und wenn am Abend ringsum alles still wurde, glaubte ich im Sausen des Windes den Mahnruf zu hören: ,Komm wieder zurück in die Stille der Wildnis.'" Ein halbes Menschenleben später ist dann auch Ludwig Witzani das Arbeitszimmer zu eng geworden - und er machte sich auf den Weg nach Tibet: über den Himalaja durch das Tal des Tsangpo zum heiligen Berg Kailash und weiter über den Changthang nach Lhasa. In kleiner Gruppe mit einem Geländewagen unterwegs, gleicht die Reise eher einer Expedition als einem Urlaub in den Bergen. Dass Sherpas, Auto und Route organisiert waren, nimmt der Fahrt noch lange nicht den abenteuerlichen Charakter. Hier gibt eine Brücke unter Regen und Hochwasser nach, und der Wagen bleibt inmitten eines Flusses stecken, dort erreicht ein Hotel noch nicht einmal den Standard einer Herberge im Mittelalter, und in fünftausend Metern raubt die Höhenkrankheit dem Autor das Vergnügen an der dramatischen Landschaft. Doch bleibt es nicht bei bloßen Beschreibungen. Im Fahrwasser solcher Vorbilder wie Alexandra David-Neél, Heinrich Harrer und dem Lama Anagarika Govinda folgen auch bei Witzani den Beobachtungen die Zuordnung und Analyse, so dass die kurzweilige Reiseerzählung zugleich zur Kulturgeschichte des Landes und zum Sittenbild seiner Gesellschaft wird.
F.A.Z.
"Tibet - Im Land der lebenden Götter" von Ludwig Witzani. Verlag epubli 2014. 442 Seiten, einige Abbildungen. Broschiert, 14,95 Euro.
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