Als erster Europäer durchquerte Jaroslav Poncar das zentralasiatische Hochland in seiner gesamten Ost-West-Ausdehnung; auf dieser und auf vielen anderen Reisen, bei denen er sich unter anderem für mehrere Wochen tibetischen Nomaden anschloss, entstanden die hier vorliegenden, vielfach ausgezeichneten Panoramaaufnahmen vom Dach der Welt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2015Durch Wüsten, über Berge
Nehmen wir das Foto der Dünen im Tsangpo-Tal bei Paryang, Transhimalaja 1987. Um es zu betrachten, muss der Couchtisch leergeräumt werden, so breit ist das Buch. Großartige Leere und Weite über eine Doppelseite ziehen den Betrachter in ihren Bann. Schwarzgraue Wolken ballen sich über der Landschaft. Das Bild ist kraftvoll, elegisch. Man könnte es lange betrachten, zum Beispiel einen Monat lang auf einem Kalenderblatt. Aber dieser Band ist voll mit ähnlichen Bildern menschenleerer Landschaften. Jaroslav Poncar hat sie aufgenommen. In Prag 1945 geboren, war er von 1973 an in Köln Professor für Fotoingenieurwesen. Viermal war er in Tibet. Im Jahr 1985 durchquerte er als vermutlich erster Europäer das gesamte Land, später schloss er sich Nomaden an und erforschte das Quellgebiet der Flüsse Indus, Brahmaputra, Sutlej und Karnali. Nun hat er sein Archiv durchforstet und dieses Buch zusammengestellt: "Tibet. Ein Blick zurück". Es entstand zwanzig Jahre nach der letzten Reise. Die Qualität ist nicht auf dem neuesten Stand. Aber hier zählt die historische Bedeutung der Bilder - und der Reisen. Denn Poncar schreibt auch über seine abenteuerlichen Unternehmungen. China öffnete sich nach dem Tod Maos nur zögerlich, Reisende waren nicht erwünscht. Auch wenn Poncar sich natürlich als Fotograf sieht, vielleicht wäre er besser beraten gewesen, weniger Bilder und mehr Texte in dem Band aufzunehmen. Seine Reisebeschreibungen klingen fast schon so historisch wie die Sven Hedins. Bedrückend sind die Fotos, die Ruinen und umgeworfene Skulpturen zeigen, Spuren der sogenannten Kulturrevolution, als Maos Schergen zwischen 1966 und 1976 katastrophale Zerstörungen anrichteten. Bedrückend ist, wie sehr sie aktuellen Fotos gleichen: Aufnahmen aus Palmyra und dem Nordirak, in dem der IS Kulturstätten zerstört. Poncar sah in Tibet ein Land wie vor unserer Zeit, mit Hirten, Nomaden, Pilgerinnen, Mönchen. Aber Yakweiden sehen eben immer ähnlich aus.
bär
"Tibet. Ein Blick zurück" von Jaroslav Poncar. Edition Panorama, Mannheim 2014. 312 Seiten, 220 Fotos. Gebunden, 78 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nehmen wir das Foto der Dünen im Tsangpo-Tal bei Paryang, Transhimalaja 1987. Um es zu betrachten, muss der Couchtisch leergeräumt werden, so breit ist das Buch. Großartige Leere und Weite über eine Doppelseite ziehen den Betrachter in ihren Bann. Schwarzgraue Wolken ballen sich über der Landschaft. Das Bild ist kraftvoll, elegisch. Man könnte es lange betrachten, zum Beispiel einen Monat lang auf einem Kalenderblatt. Aber dieser Band ist voll mit ähnlichen Bildern menschenleerer Landschaften. Jaroslav Poncar hat sie aufgenommen. In Prag 1945 geboren, war er von 1973 an in Köln Professor für Fotoingenieurwesen. Viermal war er in Tibet. Im Jahr 1985 durchquerte er als vermutlich erster Europäer das gesamte Land, später schloss er sich Nomaden an und erforschte das Quellgebiet der Flüsse Indus, Brahmaputra, Sutlej und Karnali. Nun hat er sein Archiv durchforstet und dieses Buch zusammengestellt: "Tibet. Ein Blick zurück". Es entstand zwanzig Jahre nach der letzten Reise. Die Qualität ist nicht auf dem neuesten Stand. Aber hier zählt die historische Bedeutung der Bilder - und der Reisen. Denn Poncar schreibt auch über seine abenteuerlichen Unternehmungen. China öffnete sich nach dem Tod Maos nur zögerlich, Reisende waren nicht erwünscht. Auch wenn Poncar sich natürlich als Fotograf sieht, vielleicht wäre er besser beraten gewesen, weniger Bilder und mehr Texte in dem Band aufzunehmen. Seine Reisebeschreibungen klingen fast schon so historisch wie die Sven Hedins. Bedrückend sind die Fotos, die Ruinen und umgeworfene Skulpturen zeigen, Spuren der sogenannten Kulturrevolution, als Maos Schergen zwischen 1966 und 1976 katastrophale Zerstörungen anrichteten. Bedrückend ist, wie sehr sie aktuellen Fotos gleichen: Aufnahmen aus Palmyra und dem Nordirak, in dem der IS Kulturstätten zerstört. Poncar sah in Tibet ein Land wie vor unserer Zeit, mit Hirten, Nomaden, Pilgerinnen, Mönchen. Aber Yakweiden sehen eben immer ähnlich aus.
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"Tibet. Ein Blick zurück" von Jaroslav Poncar. Edition Panorama, Mannheim 2014. 312 Seiten, 220 Fotos. Gebunden, 78 Euro.
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