Intensives Thriller-Drama über Verlust, die erste Liebe und das Leben tief in den Wäldern
"Tief in den Wäldern" wird von Chevy Stevens bis auf wenige Zeitsprünge chronologisch in drei Teilen erzählt, die die Sicht von Hailey und von Beth schildern. Beth, die die Schwester von Haileys erster
großer Liebe Amber ist, verbringt ihre Zeit gerade mit einem Praktikum, da sie auf ein Jura Studium und…mehrIntensives Thriller-Drama über Verlust, die erste Liebe und das Leben tief in den Wäldern
"Tief in den Wäldern" wird von Chevy Stevens bis auf wenige Zeitsprünge chronologisch in drei Teilen erzählt, die die Sicht von Hailey und von Beth schildern. Beth, die die Schwester von Haileys erster großer Liebe Amber ist, verbringt ihre Zeit gerade mit einem Praktikum, da sie auf ein Jura Studium und eine Karriere als Anwältin hin arbeitet. Der Prolog enthält die Sichtweise einer weiteren Frau, deren Identität erst im Epilog enthüllt wird.
Mit dem düsteren Prolog erweckt die Autorin im fiktiven Cold Creek und dem sich daran anschließenden Highway, denen mit dem Highway der Tränen im Norden von British Columbia ein reales Vorbild zugrunde liegt, einen unheimlichen Schauplatz für ihren Thriller zum Leben. Cold Creek ist dabei der letzte Ort vor dem Highway, an dem Durchreisende noch einmal tanken und sich mit etwas zu Essen oder Trinken versorgen können. Auf diesem Highway sind in den letzten Jahrzehnten viele junge Frauen verschwunden. Mehr als die Hälfte davon waren Angehörige der First Nations. An die Verstorbenen erinnern weiße Kreuze entlang des Highways, die den Fundort ihrer Leichen markieren, und plakatartige Wände mit ihren Bildern. Das erschafft eine Stimmung, die das Unheil, das jungen Frauen in Cold Creek droht, ahnen lässt. Auch für Hailey sind die Bilder eine stille, stets gegenwärtige Mahnung, da sie jedes Mal, wenn sie auf dem Highway ist, ihre Gesichter sehen muss.
Hailey ist ein ungewöhnliches Mädchen, das nur von ihrem Vater groß gezogen wurde, der ihr dabei viele Freiheiten eingeräumt hat. Ihre gemeinsame Zeit haben Vater und Tochter am liebsten in der wilden Natur in den Bergen verbracht. Dort hat Haileys Vater ihr beigebracht, wie sie Wasser finden kann und welche Beeren essbar sind. Haileys Trauer um ihren Vater ist so eindringlich von Chevy Stevens geschildert, dass sie mir nahe gegangen ist. Nur ihr kleiner Neffe Cash und ihr bester Freund Johnny konnten sie ein wenig aufheitern, bis sie Amber kennenlernt und sich in die schöne Kellnerin des Diner verliebt. Das kurze Glück gipfelt in einen romantischen Kuss am See. Gelungen ist das Thriller-Drama auch in diesen Passagen, die eher an einen Coming-of-Age Roman erinnern, auch wenn die düstere Bedrohung, die auf Cold Creek lastet, stets präsent ist.
Doch so wie Vaughn, bei dem Hailey nach dem Tod ihres Vaters leben muss, ihr verbietet ihm Diner zu arbeiten, indem er seine Macht als Polizist im Ort nutzt, untersagt er ihr auch, Amber wiederzusehen. Haileys Fahrrad wird weggesperrt und sie darf ihre Zeit nur damit verbringen den Babysitter für Cash zu spielen. So gerät Hailey vom Regen in die Traufe. Von der Trauer um ihren Vater wird sie zum Opfer der Kontrollsucht von Vaughn und zur Gefangenen in seinem Haus. Aber Hailey ist ein aufgewecktes Mädchen, das schnell erkennt, dass sie von ihrer Tante Lana keine Hilfe zu erwarten hat. Denn Lana ist nur darauf bedacht, Vaughn alles recht zu machen, da er ihr dieses tolle, luxuriöse Leben bietet, das von den online bestellten Bio-Lebensmitteln bis hin zum eindrucksvollen, teuren Urlaub reicht. Doch Hailey hat mit Unterstützung von Johnny einige originelle Einfälle, mit denen sie versucht, sich Vaughns Kontrolle zu entziehen.
Der Schlussteil konnte mich mit unerwarteten Wendungen und einem Täter, dem ich einen Mord nicht zugetraut hätte, überraschen. Den Showdown habe ich durch sein hohes Tempo und actiongeladene Einlagen zwar als spannend empfunden. Doch ist mir der nach der zuvor eher ruhigen Erzählweise, die mehr einem Charakterdrama entsprochen hat, fast zu viel des Guten gewesen. Die Enthüllung des Täters, den ich nicht auf dem Schirm hatte, kam so plötzlich, dass ich mir zumindest im Nachhinein mehr Information zu seiner Vergangenheit und dem Motiv für seine Taten gewünscht hätte.
"Tief in den Wäldern" ist stark in der Beschreibung, wie hart einen der Verlust eines geliebten Menschen treffen kann und wie u