Harriet ist ein Schreikind. Um sie zum Einschlafen zu bringen, fährt der verzweifelte Vater stundenlang mit ihr herum, bis er eines Tages eine Stelle im Wald findet, an der das Baby ruhig wird. Jede Wiederholung des Experiments zeigt es: dies ist offenbar der einzige Ort, an dem Harriet schlafen kann. Die übernächtigte Familie beschließt, ein Haus am Waldrand zu kaufen. Thomas ist glücklich, aber seiner Frau Ann ist die Einsamkeit nicht geheuer. Mit gutem Grund, denn eines Nachts schleicht durch die Bäume ein Trupp Männer zu ihnen, und ihre Absicht ist nicht friedlich ...
buecher-magazin.deZunächst ist da ein Kind, das schreit. Pausenlos. Still ist die kleine Harriet nur, wenn sie im Wald von Abbeystead ist. Die erschöpften Eltern beschließen, dorthin zu ziehen, auch sie fasziniert die einsame Gegend mit wenigen Gehöften und unzähligen Bäumen. Für eine Zeit geht der Plan auf. Vater Thomas pendelt zur Arbeit, findet in dem schlichten Eigenbrötler Raymond sogar so etwas wie einen Freund, der seine Vorliebe für lange Waldspaziergänge teilt. Harriet ist glücklich, ihr Bruder ebenso, nur Mutter Ann fühlt sich von den vielen Bäumen, die das Haus überragen, eingeengt. Von der ersten Seite des Romans an spürt der Leser, wie das markerschütternde Gebrüll des Babys Indifferenzen in der Atmosphäre auslöst, die nur zu einem Unglück kumulieren können. Dieses taucht dann auch auf. Verschwindet wieder, nicht ohne Angst zu schüren, dass es wiederkommen wird. Der Roman spielt mit der Vorahnung, als würde ein Wind durch einen leeren Kamin fegen, obwohl doch augenscheinlich Flaute herrscht. Die Figuren selbst sind unterschwellig mit dem Zerfall konfrontiert: ihres Glücks, ihrer Ehe, ihrer Sicherheit und im Falle von Raymond seines Hauses, das über seinem Kopf verschimmelt, ohne dass er die Kraft hat, etwas zu unternehmen. Dennoch gibt es lichte Momente. Bis wirklich etwas passiert.
© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)
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"Starke Atmosphäre, leise Töne und ein aufziehendes Gewitter: hochspannendes Buch, das nicht viel Action braucht.", BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg, 01.04.2016