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Cambridge, 1994. Nachdem er zu Studienzeiten von einem Kommilitonen zurückgewiesen wurde, hat der Kunsthistoriker Don Lamb der Liebe abgeschworen und sich ganz seiner Karriere verschrieben. Mit Anfang 40 führt er ein asketisches Professorenleben zwischen Hörsaal, Bibliothek und dem High Table, wo am Abend die Intrigen des Lehrkörpers gesponnen werden. Außerdem arbeitet er wie besessen an einem Buch über das Blau des Himmels in den monumentalen Fresken von Barock-Maler Giovanni Battista Tiepolo. Doch dann kommt der Knacks. Als im Peterhouse eine moderne Kunstinstallation aus Müll errichtet…mehr

Produktbeschreibung
Cambridge, 1994. Nachdem er zu Studienzeiten von einem Kommilitonen zurückgewiesen wurde, hat der Kunsthistoriker Don Lamb der Liebe abgeschworen und sich ganz seiner Karriere verschrieben. Mit Anfang 40 führt er ein asketisches Professorenleben zwischen Hörsaal, Bibliothek und dem High Table, wo am Abend die Intrigen des Lehrkörpers gesponnen werden. Außerdem arbeitet er wie besessen an einem Buch über das Blau des Himmels in den monumentalen Fresken von Barock-Maler Giovanni Battista Tiepolo. Doch dann kommt der Knacks. Als im Peterhouse eine moderne Kunstinstallation aus Müll errichtet wird, ist Don dermaßen empört darüber, dass er seinem Gelehrten-Reservat den Rücken kehrt und stattdessen die Leitung eines Museums in London übernimmt. Damit bricht das wahre Leben über ihn herein - in Gestalt des jungen Künstlers Ben, der ihn in die anarchische Künstlerszene der Hauptstadt und das Nachtleben von Soho einführt. Der Perspektivwechsel lässt den sonst beherrschten Professor zunächst aufblühen, erschüttert aber auch seine bisherige Existenz in ihren Grundfesten. Dons Schwärmerei für Ben wird zum Drahtseilakt und sein Neuanfang zu einer immer verworreneren Reise ins Ungewisse. James Cahill war selbst einige Jahre Dozent in Cambridge und kennt die Welt, von der sein Debütroman erzählt, sehr genau. So ist "Tiepolo Blau" nicht nur die augenzwinkernde Coming-of-Age-Geschichte eines kauzigen Intellektuellen in der Midlife-Crisis, sondern auch ein liebevolles Porträt der Elfenbeinturm-Existenz eines Stubengelehrten. Mit viel Feingefühl, Witz und Ironie erzählt Cahill, wie sein stoischer Protagonist sich selbst neu kennenlernt und dabei zunehmend den Halt verliert. "Tiepolo Blau" ist ein großer Roman über die Kunst, den Sex und das wahre Leben - düster wie ein Herbsttag in Cambridge, rätselhaft wie das Labyrinth der Bars von Soho, erhebend wie das Blau des Himmels bei Tiepolo.
Autorenporträt
James Cahill brachte fünfzehn Jahre Wissenschaft und Kunst unter einen Hut, indem er neben dem Forschen und Schreiben bei einer Galerie für zeitgenössische Kunst arbeitete. Seine Artikel erschienen u. a. im Daily Telegraph, dem Times Literary Supplement und der Los Angeles Review of Books. "Tiepolo Blau" ist sein erster Roman. Die englische Originalausgabe erschien 2022 und war für den Author's Club Best First Novel Award nominiert. Cahill lebt in London und Los Angeles.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Gustav Seibt vermutet, dass die Zielgruppe des Romans von James Cahill eher begrenzt sein dürfte. Um das Buch ganz genießen zu können, sollte der Leser nämlich Thomas Manns "Tod in Venedig" parat haben, meint Seibt. Die um 1994 spielende Geschichte um einen schwulen Kunsthistoriker und Tiepolo-Experten aus Cambridge, der seinen honorigen Status und sein ästhetisches Urteil aufgibt, um durch Londons Nachtleben zu cruisen und schließlich völlig die Kontrolle über sein Leben zu verlieren - Seibt jedenfalls nimmt sie gefangen. Neben viel Witz enthält der Text laut Seibt auch betörende Gemäldeschilderungen und Parodien des Kunsthistoriker-Stils.

© Perlentaucher Medien GmbH