Auf Grund der zeit- und kulturübergreifenden ethnologisch-anthropologischen Bedeutung der Tiere, die der Verfasser durch einen Vergleich zweier Märchen aus verschiedenen Kulturen exemplizieren kann, werden die Tierfiguren bei Pu Songling (1640-1715) als Repräsentanten der chinesischen Literatur und bei Franz Kafka (1883-1924) als dem der deutschsprachigen Literatur vergleichend untersucht. Die Grundzüge der literarischen Tiergestalten bei beiden Autoren, die im ersten Kapitel erarbeitet werden, werden dann unter dem Aspekt von Groteske, Metamorphose, Tierparabel und Tiervergleich vertieft und erweitert, wobei auf die verschiedenen kulturellen wie literarischen Traditionen eingehender Bezug genommen wird. Dadurch werden nicht nur die künstlerischen Merkmale beider Autoren, sondern auch an ihren Beispielen die religiös-philosophischen sowie literarisch-erzählerischen Aspekte ihrer jeweiligen Traditionen charakterisiert. Anhand Kafkas Zugang zu Pus Werk, seiner Stilentwicklung in der Tier- und Menschendarstellung, durch eingehende Textanalyse und -vergleiche gelingt es dem Verfasser, Pu Songlings Einflüsse auf Kafka zu konstatieren. Dieses Ergebnis wirft neues Licht auf Kafkas Selbstbekenntnis als 'Chinese' und eröffnet der interkulturellen komparatistischen Kafka-Forschung neue Perspektiven. Eine Einbettung der Charakteristika der Tierdarstellung von Pu Songling und Kafka in die jeweilige Literaturgeschichte ermöglicht es dem Verfasser, die bisherigen Ergebnisse literarhistorisch zu erweitern und zu präzisieren und die Individualstile beider Autoren gegenüber ihren jeweiligen Vorgängern hervortreten zu lassen. Auf Grund der gesamten Ergebnisse kann der Verfasser eine Reihe von Bedeutungen der Tiergestalten in der Erzählprosa und darüber hinaus im Kulturaustausch feststellen.
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