Mit sprachlicher Brillanz beleuchtet Hans Wollschläger in vier Essays das Verhältnis des Menschen zu seinen »Mitgeschöpfen«. Seine Ausführungen gipfeln in einer radikal-pessimistischen Weltsicht.Maul- und Klauenseuche, Rinderwahn, Schweinepest - die Meldungen über die Katastrophen in der industrialisierten Landwirtschaft haben in den letzten Jahren immer wieder auch grelle Schlaglichter auf die lebenverachtenden Umstände geworfen, unter denen Tiere als Nahrungsquelle unserer Gesellschaft gehalten werden. In vier Essays, allen voran dem Großessay »Tiere sehen dich an«, setzt sich Hans Wollschläger mit dem Verhältnis des Menschen zu seinen »Mitgeschöpfen«, wie sie das Tierschutzgesetz der Bundesrepublik weihevoll nennt, auseinander - »Mitgeschöpfe«, die jährlich zu Millionen gemästet, geschlachtet oder im Namen der Wissenschaft in Labors zu Tode gequält werden. Dabei bilden seine entlarvenden Kommentierungen des Tierschutzgesetzes, stilistisch und methodisch im Geiste Karl Kraus' verfaßt, nur den - schauerlichen - Rahmen für die Entwicklung einer verallgemeinerten radikalpessimistischen Weltsicht: Die Quälerei der Tiere in Wissenschaft und Wirtschaft wird aus Sicht der Psychoanalyse zum Muster eines universellen Zerstörungszusammenhangs der Menschheit, deren gesamte Geschichte sich als Schlachtbank darstellt - ein einziges Kontinuum von der NS-Menschenquälerei (dem »Potential Mengele«) über die Tierquälerei in Schlachthöfen und Labors bis hin zur mechanistischen Lebensfeindlichkeit der Apparate- und Präparatemedizin, der Wollschläger ein eigenes ausführliches Kapitel widmet.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
"Man schon sehr in die Rangordnung der Lebewesen vernarrt sein oder ein Herz ein Stein haben, um bei der Lektüre ruhig zu bleiben," meint der hellauf begeisterte Hans-Joachim Böhlk über Hans Wollschlägers drastische Texte zum Thema Tierschutz, wobei sich Böhlks Rezension nicht so liest, als hätte er erst noch überzeugt werden müssen. Vor allem zum Thema Fleischernährung hat er durchaus selbst einiges beizutragen. Aber gut. Über die Essays erfahren wir, dass Wollschläger sich in ihnen erbittert der Menschheit ihre Amoralität vorwirft. So nehme sie für sich eine moralische Überlegenheit gegenüber der Kreatur in Anspruch, einzig um die Qual von Tieren zu rechtfertigen. Auch das Tierschutzgesetz werde von Wollschläger als heuchlerisches Tiernichtschutzgesetz gehörig auseinandergenommen, lobt Böhlk.
© Perlentaucher Medien GmbH
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