Die zwölfjährige Meggie und ihr Vater Mo lieben Bücher. Eines Tages entdeckt Mo in einem Antiquariat ein Buch, nach dem er schon seit vielen Jahren sucht - Tintenherz. Doch dann taucht ein Feuerschlucker namens Staubfinger auf. Er warnt Mo vor einem gewissen Capricorn, der es auf das Buch abgesehen hat. Fluchtartig reist Mo mit Meggie zu ihrer Tante Elinor und versteckt Tintenherz in Elinors Bibliothek. Aber auch dort ist es nicht sicher, denn das geheimnisvolle Buch steht längst im Mittelpunkt eines magischen und atemberaubenden Abenteuers.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2013Zehn Jahre
Tintenherz
Ein gelungenes Hörspiel nach
Cornelia Funkes Erfolgsroman
Herzlichen Glückwunsch! Zehn Jahre ist es her, seitdem Cornelia Funkes phantastischer Roman Tintenherz erschienen ist und Leser auf der ganzen Welt in seinen Bann geschlagen hat. Den Kampf des Bücherarztes Mo, dessen Tochter Meggie sowie deren bibliophiler Großtante Elinor gegen den Bösewicht Capricorn verschlangen allein hierzulande 1,7 Millionen Menschen. Weltweit waren es über 5 Millionen. Zahlen, die zeigen, dass sich Autoren irren können. Funke war sich damals sicher, dass das Buch „nur eine Geschichte für Büchersüchtige“ sei, „unverdaulich für alle, die nicht wie ich zwischen Stapeln von Gedrucktem leben“. Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen. Pünktlich zum Jubiläum nimmt sich nun das Hörspiel des Weltbestsellers an, der nur auf den ersten Blick eine spannende Abenteuergeschichte erzählt. Im Grunde feiert Tintenherz einzig und allein die Magie des gedruckten Wortes. Über Elinors unzählige Bücher fällt die schöne Sentenz, sie seien „1000 Türen zu 1000 nie geschauten Welten“.
Ein gelungenes Hörspiel lässt das gedruckte Wort lebendig werden. Es ist somit das ideale Genre für Cornelia Funkes durchaus postmodern zu nennenden Roman, dessen Clou ja ebenfalls in einem Akt der Verlebendigung besteht: Menschen aus Papier und Tinte, so der Plot, nehmen reale Gestalt an. Das Unheil beginnt, als Mo beim Vorlesen des Buches Tintenherz einige der fiktiven Figuren aus der Tintenwelt „herausliest“. Seitdem leben der Schurke Capricorn und seine finsteren Gehilfen Basta und Flachnase in der realen Welt, genauer: in Ligurien. Dort sorgen sie für Angst und Schrecken.
Die Hörspieladaption unter der Regie von Frank Gustavus besticht durch ihre sorgfältige Machart. Das beginnt bei der Musik, geht weiter mit der Geräuschkulisse und endet bei den exzellenten Sprechern. Die Musik von Jan-Peter Pflug dient nicht nur als Hintergrundtapete, sondern ist Handlungsträger: Flöte, Harfe und Klavier geben der Geschichte ihren mystischen Anstrich; Streicher versprechen Gefahr. Dass man an einer Stelle gestochen scharf hört, wie dem gefühlskalten Capricorn die Fußnägel geschnitten werden, verstärkt beim Hörer den unangenehmen Eindruck, den man von dem hageren Gesellen bereits gewonnen hat. Und zeigt exemplarisch, wie viel Mühe man sich hier selbst mit dem nebensächlichsten Geräusch gemacht hat.
Soll man einzelne Sprecher aus dem starken Ensemble hervorheben, dann fällt die Wahl auf Gerlinde Dillge und Lars Rudolph. Dillge verleiht Elinor ihre Stimme: patent und energisch klingt sie als Großtante, in einem Moment ist sie eine biestige alte Lady, in einem anderen freundlich und liebenswürdig. Rudolph ist als Sprecher fast schon abonniert auf fiese Gestalten. Warum, zeigt sich hier aufs Neue. Seinem mal gurgelnd lachenden, dann wieder kehlig raunenden Basta möchte man nachts nicht begegnen. Schaurig schön. Wie das ganze Hörspiel, das ein würdiges Geschenk zum runden Geburtstag von Tintenherz ist.
FLORIAN WELLE
Cornelia Funke:
Tintenherz. 2 CDs
ca. 160 Minuten.
Oetinger Audio 2013, 16,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Tintenherz
Ein gelungenes Hörspiel nach
Cornelia Funkes Erfolgsroman
Herzlichen Glückwunsch! Zehn Jahre ist es her, seitdem Cornelia Funkes phantastischer Roman Tintenherz erschienen ist und Leser auf der ganzen Welt in seinen Bann geschlagen hat. Den Kampf des Bücherarztes Mo, dessen Tochter Meggie sowie deren bibliophiler Großtante Elinor gegen den Bösewicht Capricorn verschlangen allein hierzulande 1,7 Millionen Menschen. Weltweit waren es über 5 Millionen. Zahlen, die zeigen, dass sich Autoren irren können. Funke war sich damals sicher, dass das Buch „nur eine Geschichte für Büchersüchtige“ sei, „unverdaulich für alle, die nicht wie ich zwischen Stapeln von Gedrucktem leben“. Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen. Pünktlich zum Jubiläum nimmt sich nun das Hörspiel des Weltbestsellers an, der nur auf den ersten Blick eine spannende Abenteuergeschichte erzählt. Im Grunde feiert Tintenherz einzig und allein die Magie des gedruckten Wortes. Über Elinors unzählige Bücher fällt die schöne Sentenz, sie seien „1000 Türen zu 1000 nie geschauten Welten“.
Ein gelungenes Hörspiel lässt das gedruckte Wort lebendig werden. Es ist somit das ideale Genre für Cornelia Funkes durchaus postmodern zu nennenden Roman, dessen Clou ja ebenfalls in einem Akt der Verlebendigung besteht: Menschen aus Papier und Tinte, so der Plot, nehmen reale Gestalt an. Das Unheil beginnt, als Mo beim Vorlesen des Buches Tintenherz einige der fiktiven Figuren aus der Tintenwelt „herausliest“. Seitdem leben der Schurke Capricorn und seine finsteren Gehilfen Basta und Flachnase in der realen Welt, genauer: in Ligurien. Dort sorgen sie für Angst und Schrecken.
Die Hörspieladaption unter der Regie von Frank Gustavus besticht durch ihre sorgfältige Machart. Das beginnt bei der Musik, geht weiter mit der Geräuschkulisse und endet bei den exzellenten Sprechern. Die Musik von Jan-Peter Pflug dient nicht nur als Hintergrundtapete, sondern ist Handlungsträger: Flöte, Harfe und Klavier geben der Geschichte ihren mystischen Anstrich; Streicher versprechen Gefahr. Dass man an einer Stelle gestochen scharf hört, wie dem gefühlskalten Capricorn die Fußnägel geschnitten werden, verstärkt beim Hörer den unangenehmen Eindruck, den man von dem hageren Gesellen bereits gewonnen hat. Und zeigt exemplarisch, wie viel Mühe man sich hier selbst mit dem nebensächlichsten Geräusch gemacht hat.
Soll man einzelne Sprecher aus dem starken Ensemble hervorheben, dann fällt die Wahl auf Gerlinde Dillge und Lars Rudolph. Dillge verleiht Elinor ihre Stimme: patent und energisch klingt sie als Großtante, in einem Moment ist sie eine biestige alte Lady, in einem anderen freundlich und liebenswürdig. Rudolph ist als Sprecher fast schon abonniert auf fiese Gestalten. Warum, zeigt sich hier aufs Neue. Seinem mal gurgelnd lachenden, dann wieder kehlig raunenden Basta möchte man nachts nicht begegnen. Schaurig schön. Wie das ganze Hörspiel, das ein würdiges Geschenk zum runden Geburtstag von Tintenherz ist.
FLORIAN WELLE
Cornelia Funke:
Tintenherz. 2 CDs
ca. 160 Minuten.
Oetinger Audio 2013, 16,95 Euro.
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