Rund 194.000 Wehrmachtssoldaten gerieten, zum großen Teil kurz vor Kriegsende, in jugoslawische Gefangenschaft. Gezielten Vernichtungsaktionen ausgesetzt, kam die Hälfte von ihnen ums Leben. Nirgendwo sonst, auch nicht in der Sowjetunion, herrschten ähnliche Bedingungen.
Heute werden in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens laufend die Reste von Massengräbern entdeckt, viele tausend Opfer wurden aber auch, teils noch lebend, einfach in Karsthöhlen geworfen. Auf den beliebten Urlaubsinseln Rab und Krk sind später Hotelanlagen, die sich nicht zuletzt bei deutschen Touristen großer Beliebtheit erfreuen, über diesen einstigen Stätten des Grauens errichtet worden.
Dieses Buch gibt einen vollständigen Überblick über "Titos Super-Katyn". Auch die Schauprozesse gegen höhere deutsche Offiziere werden behandelt; ein eigenes Kapitel widmet sich dem im Lager Werschetz ermordeten Abt Graf von Neipperg, für den ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet wurde.
Heute werden in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens laufend die Reste von Massengräbern entdeckt, viele tausend Opfer wurden aber auch, teils noch lebend, einfach in Karsthöhlen geworfen. Auf den beliebten Urlaubsinseln Rab und Krk sind später Hotelanlagen, die sich nicht zuletzt bei deutschen Touristen großer Beliebtheit erfreuen, über diesen einstigen Stätten des Grauens errichtet worden.
Dieses Buch gibt einen vollständigen Überblick über "Titos Super-Katyn". Auch die Schauprozesse gegen höhere deutsche Offiziere werden behandelt; ein eigenes Kapitel widmet sich dem im Lager Werschetz ermordeten Abt Graf von Neipperg, für den ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet wurde.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2001Nacherzählungen
KRIEGSGEFANGENE. Am Ende des 2. Weltkriegs gerieten circa 200 000 deutsche und österreichische Soldaten in jugoslawische Gefangenschaft. Viele - nach Schätzung des Autors etwa die Hälfte - überlebten diese nicht, da sie entweder nach der Internierung von Partisanen willkürlich erschossen wurden oder die Hunger- und Sühnemärsche nicht durchstanden und am Wegesrand "niedergemacht" wurden oder in den Lagern an Unterernährung und Krankheiten aufgrund der mangelhaften Verpflegung und der völlig unzureichenden hygienischen Verhältnisse starben. Weil er darüber zuviel erfahren hatte, wurde Abt Karl Adalbert Graf von Neipperg in einem Lager ermordet. Die deutschen Mitglieder des Antifaschistischen Ausschusses, meist Anhänger der KPD, oder solche Kriegsgefangenen, die sich von der Kooperation eine Verbesserung ihrer Lage versprachen, waren gefürchtet. Sie konnten darüber entscheiden, ob ein Gefangener entlassen oder vor ein Gericht gestellt wurde. Kriterium dafür war vielfach, ob dieser bereit war, sich der kommunistischen Ideologie anzuschließen oder nicht. Auf die Schauprozesse gegen die höheren Offiziere der Wehrmacht und Waffen-SS 1946/47 geht der Autor nur summarisch ein. Ausführlicher berichtet er über die Prozesse gegen mehrere hundert Offiziere, die durch Folter zu Geständnissen gezwungen wurden, um als Kriegsverbrecher verurteilt zu werden. Ob dies 1949 geschah, nachdem der größte Teil der überlebenden Gefangenen entlassen worden war, um ein Druckmittel gegen die Bundesrepublik in die Hand zu bekommen, wie Kaltenegger vermutet, läßt sich nicht beweisen, da er keine jugoslawischen Quellen benutzt. Ein Vergleich mit ähnlichen Urteilen in der Sowjetunion bietet sich an. Zumindest besserte sich die Situation der Verurteilten, als Tito nach dem Bruch mit Stalin einen Handelsvertrag mit der Bundesrepublik anstrebte und Adenauer im Bundestag mit der Aussetzung der Verhandlungen wegen der verbliebenen Gefangenen drohte. Bis 1953 wurden schließlich alle Verurteilten, sofern sie noch lebten, entlassen. Der Autor stützt sich fast ausschließlich auf die Berichte der Kriegsgefangenen, die er entweder wörtlich wiedergibt oder nacherzählt. Da er beinahe vollständig auf Analysen verzichtet, wäre ein reiner Abdruck der Erinnerungen mit einzelnen Erläuterungen und einer Einführung in das Thema besser gewesen. (Roland Kaltenegger: Titos Kriegsgefangene. Folterlager, Hungermärsche und Schauprozesse. Leopold Stocker Verlag, Graz, Stuttgart 2001. 351 Seiten, 49,80 Mark.)
FRANZ-JOSEF KOS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
KRIEGSGEFANGENE. Am Ende des 2. Weltkriegs gerieten circa 200 000 deutsche und österreichische Soldaten in jugoslawische Gefangenschaft. Viele - nach Schätzung des Autors etwa die Hälfte - überlebten diese nicht, da sie entweder nach der Internierung von Partisanen willkürlich erschossen wurden oder die Hunger- und Sühnemärsche nicht durchstanden und am Wegesrand "niedergemacht" wurden oder in den Lagern an Unterernährung und Krankheiten aufgrund der mangelhaften Verpflegung und der völlig unzureichenden hygienischen Verhältnisse starben. Weil er darüber zuviel erfahren hatte, wurde Abt Karl Adalbert Graf von Neipperg in einem Lager ermordet. Die deutschen Mitglieder des Antifaschistischen Ausschusses, meist Anhänger der KPD, oder solche Kriegsgefangenen, die sich von der Kooperation eine Verbesserung ihrer Lage versprachen, waren gefürchtet. Sie konnten darüber entscheiden, ob ein Gefangener entlassen oder vor ein Gericht gestellt wurde. Kriterium dafür war vielfach, ob dieser bereit war, sich der kommunistischen Ideologie anzuschließen oder nicht. Auf die Schauprozesse gegen die höheren Offiziere der Wehrmacht und Waffen-SS 1946/47 geht der Autor nur summarisch ein. Ausführlicher berichtet er über die Prozesse gegen mehrere hundert Offiziere, die durch Folter zu Geständnissen gezwungen wurden, um als Kriegsverbrecher verurteilt zu werden. Ob dies 1949 geschah, nachdem der größte Teil der überlebenden Gefangenen entlassen worden war, um ein Druckmittel gegen die Bundesrepublik in die Hand zu bekommen, wie Kaltenegger vermutet, läßt sich nicht beweisen, da er keine jugoslawischen Quellen benutzt. Ein Vergleich mit ähnlichen Urteilen in der Sowjetunion bietet sich an. Zumindest besserte sich die Situation der Verurteilten, als Tito nach dem Bruch mit Stalin einen Handelsvertrag mit der Bundesrepublik anstrebte und Adenauer im Bundestag mit der Aussetzung der Verhandlungen wegen der verbliebenen Gefangenen drohte. Bis 1953 wurden schließlich alle Verurteilten, sofern sie noch lebten, entlassen. Der Autor stützt sich fast ausschließlich auf die Berichte der Kriegsgefangenen, die er entweder wörtlich wiedergibt oder nacherzählt. Da er beinahe vollständig auf Analysen verzichtet, wäre ein reiner Abdruck der Erinnerungen mit einzelnen Erläuterungen und einer Einführung in das Thema besser gewesen. (Roland Kaltenegger: Titos Kriegsgefangene. Folterlager, Hungermärsche und Schauprozesse. Leopold Stocker Verlag, Graz, Stuttgart 2001. 351 Seiten, 49,80 Mark.)
FRANZ-JOSEF KOS
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Franz-Josef Kos zeigt sich nicht ganz zufrieden mit dieser Studie. Zwar findet er die Berichte über die Prozesse gegen deutsche Offiziere, die durch Folter zu Geständnissen gezwungen worden sind, "ausführlich". Die Schauprozesse gegen höhere Offiziere der Wehrmacht und der Waffen-SS seien hingegen lediglich "summarisch" abgehandelt worden. Darüber hinaus scheint es Kos zu bedauern, dass der Autor bei seiner Darstellung keine jugoslawischen Quellen benutzt hat. Kaltenegger habe sich "fast ausschließlich auf die Berichte der Kriegsgefangenen" gestützt, ohne diese weiter zu analysieren. Besser hätte es der Rezensent gefunden, wenn man einfach "einen reinen Abdruck der Erinnerungen mit einzelnen Erläuterungen und einer Einführung in das Thema" veröffentlicht hätte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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