Titus Andronicus ist ein Horrorstück, das wegen seines grotesken und extrem blutigen Inhalts lange nur widerstrebend und mit Naserümpfen Shakespeare zugeschrieben wurde, aus demselben Grunde aber in neuerer Zeit immer wieder Grundlage für moderne Bearbeitungen (Friedrich Dürrenmatt, Hans Hollmann, Heiner Müller, Botho Strauß), erfolgreiche Verfilmungen (Jane Howell, 1985, Julie Taymor, 1999) und aufsehenerregende Inszenierungen wurde. Die Herkunft des frei erfundenen Stoffes ist umstritten. Diese Ausgabe versucht, die Entstehungsgeschichte zu entwirren und vereint deshalb erstmals alle noch erhaltenen frühen Bearbeitungen des Stoffes: die Shakespeare zugeschriebene Tragödie, das englische Volksbuch, die englische Ballade und das von englischen Wanderschauspielern in Deutschland gespielte und 1620 gedruckte Stück Eine sehr klägliche Tragoedia von Tito Andronico und der hoffertigen Kayserin, darinnen denckwürdige actiones zu befinden.