In “To keep you safe” entführt Judit Müller den Leser in eine Welt kurz nach einer Naturkatastrophe. Der Gedanke an Meteoriteneinschläge, Erdbeben und Flutwellen ist in Zeiten der Klimawandlung gar nicht abwegig, im Gegenteil, diese Vorfälle werden von Jahr zu Jahr realer und greifbarer. Waren es in
meiner Jugend in Büchern von Gudrun Pausewang noch Zukunftsvisionen, die mir zwar Angst bereiteten,…mehrIn “To keep you safe” entführt Judit Müller den Leser in eine Welt kurz nach einer Naturkatastrophe. Der Gedanke an Meteoriteneinschläge, Erdbeben und Flutwellen ist in Zeiten der Klimawandlung gar nicht abwegig, im Gegenteil, diese Vorfälle werden von Jahr zu Jahr realer und greifbarer. Waren es in meiner Jugend in Büchern von Gudrun Pausewang noch Zukunftsvisionen, die mir zwar Angst bereiteten, aber die ich eher mit dem Gedanken abgetan habe, dass die Gefahr dennoch gering sein wird, dass sie jemals eintreten, solange ich lebe, kann ich meine Angst als Erwachsene zwar mehr im Zaum halten, jedoch steht dem gegenüber, dass mir der Gedanke gar nicht mehr abwegig erscheint, dass ich ein solches Szenario, wie Judit Müller es beschreibt, vielleicht eines Tages selbst erleben muss.
Zu Beginn steht eine Tagebuchsequenz, die der Leser im Laufe der Handlung lange nicht zuordnen kann, dies hat mich einerseits zwar sehr verwirrt, andererseits treibt es einen wie im Zwang durch die Geschichte, da man unbedingt erfahren muss, was hinter diesen Einträgen steckt. Kurz danach wird der Leser mitten in das Geschehen geworfen. Er begleitet Judy gemeinsam mit ihren zwei kleinen Geschwistern, die nach dem Verlust ihrer Eltern zu Fuß unterwegs sind auf der Suche nach Nahrung und… ich weiß nicht, wie man es anders sagen soll: Hoffnung. Ich hatte immer das Gefühl, dass Judy gar nicht weiß, wohin sie ihr Weg führen soll, nur eins war klar, nämlich dass sie dort, woher sie kamen, nicht bleiben konnten.
Ihre fünfjährige Schwester Hope spricht nach einem einschneidenden Vorfall, der lange nicht näher erläutert wird, kein Wort mehr. Ihr zehnjähriger Bruder Luke hält sich erstaunlich tapfer und gibt seiner großen Schwester so den dringend benötigten Halt für ihren weiteren Weg.
Dass die Tagebuchsequenz zu Beginn nicht von Judy stammen kann wird schnell klar, da sich die Daten überschneiden. Während der Tagebuchschreiber anscheinend seinem Leben ein Ende gesetzt hat, schlägt sich Judy mit ihren Geschwistern durch eine trostlose und zumeist menschenleere Gegend durch.
Der Leser erlebt hier viele trostlose und erschreckende Auswirkungen der Naturkatastrophe hautnah mit. Die tägliche Suche nach Essen, auf der irgendwann nicht einmal mehr davor Halt gemacht wird, dass frühere Haustiere wie Hunde geschossen, gehäutet und verspeist werden, der Verlust naher Angehöriger bis hin zu einem Kampf auf Leben und Tod mit anderen Überlebenden, die im Hinblick auf immer knapper werdende Lebensmittel nicht mal mehr vor kaltblütigem Mord zurückschrecken.
Dennoch gibt es trotz aller Widrigkeiten immer wieder Dinge, für die sich das Leben lohnt und die Frage aus dem Titel “Warum wir leben” beantworten. Allerdings wird auch die Frage beantwortet, von wem die einleitenden Tagebuchsequenzen stammen, und diese Offenbarung ist sehr erschütternd.
Es dauert eine Weile, bis klar wird, dass die Geschichte von Judy in Amerika spielt, sie hätte jedoch überall auf der Erde spielen können, von daher habe ich es zu Beginn der Handlung nicht ermisst, dass man das Setting nicht einordnen konnte, und beführworte es sehr, dass Judit Müller keine genaueren Angaben über den Ort der Handlung macht. Für mich ist das ein Zeichen, dass solche Katastrophen zu jeder Zeit an jedem Ort der Welt geschehen können und sich jeder Leser angesprochen fühlen sollte, da es jeden von uns eines Tages treffen kann!
Ich scheue mich nicht dieses Buch in einem Zug mit den Werken Pausewangs zu nennen. Für mich ist “To keep you safe” eine Geschichte, die es wert ist von ganz vielen Jugendlichen gelesen zu werden, wenn nicht sogar als Schullektüre.
Gegen Ende überschlagen sich zwar einige Ereignisse und es war mir einen Tick zu viel “Kampf auf Leben und Tod” mit dem Augenmerk auf Tod, dennoch empfand ich keine Entwicklung als unpassend oder an den Haaren herbeigezogen und spreche für dieses Buch eine uneingeschränkte Empfehlung aus.