Die französischen Alpen rund um Chamonix des Jahres 1910 sind Anlaufpunkt für viele begeisterte Bergsteiger und solche die es gern sein möchten. Auch Nell Bray, Suffragette und Streiterin für das Frauenwahlrecht ist nach einem erneuten Rückschlag in England nach Chamonix gekommen, um ihrer
Leidenschaft fürs Bergsteigen zu frönen.
Dann wird plötzlich aus einem Gletscher eine Leiche geborgen,…mehrDie französischen Alpen rund um Chamonix des Jahres 1910 sind Anlaufpunkt für viele begeisterte Bergsteiger und solche die es gern sein möchten. Auch Nell Bray, Suffragette und Streiterin für das Frauenwahlrecht ist nach einem erneuten Rückschlag in England nach Chamonix gekommen, um ihrer Leidenschaft fürs Bergsteigen zu frönen.
Dann wird plötzlich aus einem Gletscher eine Leiche geborgen, dabei handelt sich um den vor 30 Jahren abgestürzten Arthur Mordiford. Nell Bray wird von den englischen Angehörigen des Toten als Dolmetscherin angagiert um bei den Behördengängen zu helfen und um der Tochter des Toten ein wenig Beistand zu leisten. Doch die zu Beginn so harmlos
erscheinende Angelegenheit entpuppt sich schon bald als sehr verworrene Angelegenheit.
Wie schon im Vorgänger ist der Krimifall gut konstruiert und verzwickt, man kann gut miträtseln, auch wenn scheinbar zunächst kein Mord vorliegt. Die historische Seite hat mich allerdings auch diesmal nicht zufriedengestellt. Zwar ist die Atmosphäre in den Alpen ganz gut geschildert, aber wenn nicht ab und an darauf hingewiesen würde, das Frauen einen Anstandswauwau benötigten oder Nell Bray ihre Hose zum Bergsteigen immer erst nach Verlassen des Dorfes angezogen hat, so hätte das Buch auch zu jeder anderen beliebigen Zeit spielen können und das fand ich doch schade. Auch Nell Bray bleibt genauso farb- u. konturlos wie in dem anderen Buch, man erfährt hier so gar nichts über sie, weder ihre
Vergangenheit, noch darüber, wie sie zur Suffragettenbewegung kam und ihre diesbezüglichen Überzeugungen. Hier gibt es eindeutig kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Krimi und historischem Hintergrund, denn der existiert leider fast gar nicht.
Auch ein wenig irritiert hat mich, das die Autorin ihre Bücher scheinbar "wahllos durcheinander" geschrieben hat. Der vorliegende Band wurde 1994 geschrieben und ist eigentlich der 4. der Reihe, spielt aber 1910 und Teil 2 "Zur Hölle mit Dr. Freud" wurde 1992 geschrieben und ist 1917 angesiedelt. Im ersten Band "Tod in Biarritz" ist Nell Bray eine Frau in mittleren Jahren, während sie im vorliegenden Buch, das ja 1910 angesiedelt ist, Anfang zwanzig ist. Das sind sicher nur Kleinigkeiten, aber solche Dinge stören mich immer ungemein, als Leserin bin ich durchaus in der Lage mir Details zu merken und fühle mich dann immer ein wenig verschaukelt, wenn der Autor versucht, sowas unterzujubeln, aber vielleicht liegts ja auch an der Übersetzung!
Fazit: durch den verzwickten Krimifall kann man hier gut miträtseln, der Fall ist gut konstruiert und undurchschaubar, aber von einem Histo-Krimi erwarte ich eben auch ein wenig Histo und das ist hier leider so gut wie gar nicht der Fall.