Achtzig Senioren auf einem Kreuzfahrtschiff zu bändigen, ist keine leichte Aufgabe. Vor allem dann nicht, wenn man nebenbei zwei Leichen entsorgen und seine Ex-Freundin verstecken muss. Michal Hvoreckys neuer Roman ist ein wilder Ritt über die Donau, von Regensburg bis ans Schwarze Meer.
Eigentlich ist Martin Roy Übersetzer. Eigentlich. Denn dazu kommt er nicht als Reiseleiter einer Donau-Kreuzfahrt, in deren Verlauf so gut wie alles schiefgeht. Michal Hvorecky verknüpft in seinem grotesken Ship-Movie die Geschichte Mitteleuropas mit persönlichen Schicksalen (und seinen eigenen Erlebnissen als Reisebegleiter). Dabei zeichnet er das Bild einer Generation, die wie Nomaden durch die Länder zieht, auf der Suche nach dem besten Job, der Erfüllung im Leben und so etwas wie Heimat. "Tod auf der Donau" ist deshalb vieles auf einmal: Abenteuerroman, Liebesgeschichte und Satire auf die Auswüchse des Tourismus. Und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an die Donau.
- Hvorecky ist der populärste slowakische Autor in Deutschland.
- Roman mit europäischem Tiefgang
- Autor auf Lesereise in Kooperation mit dem Grenzgänger-Programm der Robert-Bosch-Stiftung (Lesungen in deutscher Sprache)
Eigentlich ist Martin Roy Übersetzer. Eigentlich. Denn dazu kommt er nicht als Reiseleiter einer Donau-Kreuzfahrt, in deren Verlauf so gut wie alles schiefgeht. Michal Hvorecky verknüpft in seinem grotesken Ship-Movie die Geschichte Mitteleuropas mit persönlichen Schicksalen (und seinen eigenen Erlebnissen als Reisebegleiter). Dabei zeichnet er das Bild einer Generation, die wie Nomaden durch die Länder zieht, auf der Suche nach dem besten Job, der Erfüllung im Leben und so etwas wie Heimat. "Tod auf der Donau" ist deshalb vieles auf einmal: Abenteuerroman, Liebesgeschichte und Satire auf die Auswüchse des Tourismus. Und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an die Donau.
- Hvorecky ist der populärste slowakische Autor in Deutschland.
- Roman mit europäischem Tiefgang
- Autor auf Lesereise in Kooperation mit dem Grenzgänger-Programm der Robert-Bosch-Stiftung (Lesungen in deutscher Sprache)
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Die Bedingungen eines Stipendiums zu erfüllen sollte auf gar keinen Fall zur Leitlinie für einen Roman werden. Logisch eigentlich. Dennoch stößt Katharina Granzin in Michal Hvoreckys erfolgreich für das Grenzgänger-Stipendium eingereichtem Buch auf eben solche Bausteinliteratur. Ein bisschen Crime, ein bisschen Sex, ein wenig Donaugeschichte als Reiseführerwissen - fertig ist die Laube. Laut Granzin geht der Plan nur leider nicht auf. Die Donaukreuzfahrt, die der Autor als Rahmenhandlung wählt, plätschert so dahin, Hvoreckys Zeichnung amerikanischer Touristen findet Granzin beinahe rassistisch, die Handlung, schimpft sie, strotzt vor Redundanzen. Kein Buch für Granzin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2012Narrenschiff
Michal Hvoreckys Roman "Tod auf der Donau"
Strenggenommen bildet sie zwar nur den zweitlängsten Strom Europas. Doch die Donau ist für das europäische Gedächtnis bis heute beides zugleich: Kulturfluss und Tor in den Osten. Nirgends ufern in unseren Breiten mehr bedeutende Metropolen, kein Fluss hat geschichtsträchtigere Orte und Zeugnisse zu bieten. Historisch kam diesem Gewässer schon in der römischen Antike die Rolle eines Limes zu, es "trennte die Zivilisation von der Barbarei, den klaren Verstand von dunklen Instinkten", sinniert der Bratislavaer Schriftsteller Michal Hvorecky in seinem nunmehr dritten Roman "Tod auf der Donau", der jetzt bei Klett-Cotta in deutscher Übersetzung aus dem Slowakischen vorliegt.
Ein Buch, das alles zusammen sein will: Kriminal- und Kulturgeschichte, Liebes-, Schelmen- und Abenteuerroman, dazu Porträt und Chronik jenes paneuropäischen Flusses, der mit Deutschland, Österreich, der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Moldau ganze neun Länder durchquert, bevor er in der Ukraine, wie der kürzere Dnjepr, ins Schwarze Meer mündet. Für dieses ambitionierte Projekt ist der Autor selbst auf einem Donauschiff unterwegs gewesen, hat Kapitäne, Besatzung und "Touristengötter" befragt und sich ein umfassendes Bild jener bizarren sommerlichen Reiseszenerien gemacht, die dort jährlich auf Kreuzfahrten zu beobachten sind.
Martin Roy, Hvoreckys Protagonist und wohl zu großen Teilen Alter Ego, betreut als sogenannter "Cruise Director" an Bord der "MS America" die Donautouren amerikanischer Touristen. Der Dampfer des Chicagoer Reiseveranstalters "American Danube Cruises", von Fachleuten angeblich für das schönste Donauschiff gehalten und gleichsam "ein großes Wassertier, das nur darauf wartete, mit Menschen gefüttert zu werden", hält Martin, eigentlich diplomierter Übersetzer italienischer Hochliteratur, seit langem verschlungen wie Jona der Walfisch. Hier kann er sich zwar nur von den Trinkgeldern renitenter, sadistischer, gehfauler und überfütterter amerikanischer Senioren buchstäblich über Wasser halten, verdient als hyperengagierter und dauergestresster Reiseleiter aber trotzdem weit mehr als auf dem krisengeschüttelten Literaturmarkt seiner Heimatstadt Bratislava mit Magris, Malaparte oder Calvino.
Leichtfüßig und mit satirischem Elan begleitet Hvorecky seinen Helden und dessen zumeist absichtlich hinkenden und unablässig in puncto Pflegebedürftigkeit wetteifernden Schützlinge auf grotesken Tagesausflügen, etwa durch Regensburg, das den amerikanischen Gästen fast so gut wie ein Flecken namens "Bismarck" in North Dakota gefällt; durch Wien, wo man dem drittklassigen "Österreichischen Symphonieorchester" lauscht und begeistert fragt, an welchem Ort denn dieser Mozart wohne; und durch Budapest, das die Donau "weder blau noch schwarz, noch braun, sondern vielmehr bedrohlich grau" durchfließt; oder Belgrad, das so oft wie keine andere Donaustadt zerstört und wieder aufgebaut wurde. Er folgt Martin durch die Benzin- und Motorölgerüche der Unterdecks, in denen es vor alkoholisierten, gewalttätigen und Drogen dealenden Matrosen, rumänischen und serbischen Clans, gegen deren Kräftemessen sogar die Abteilung für "Human Resources" machtlos ist, Läuse- und Wanzenplagen, schimmeligen Linoleumböden, osteuropäischen Putzfrauen mit Bachelorabschluss in Sozialwissenschaften und allerhand anderen seltsamen Wesen, "mal Mensch, mal Maschine", wimmelt.
Dass über das Auftauchen von Martins Jugendliebe Mona hinaus in diesem Buch zwei Morde und ein kinoreifer Schiffsuntergang geschehen müssen, mag man derweil als arg überfrachtet empfinden. Dazwischen wird nicht nur die komplette Biographie des Protagonisten kapitelweise entfaltet, sondern auch mit historischen Exerzitien über die Donau, Osteuropa im Allgemeinen und den Ostblock im Besonderen zu glänzen versucht. Auch die einzelnen Charaktere und Handlungsepisoden muten zuweilen arg überzeichnet an. Vielleicht hat Hvorecky es ein wenig zu ernst genommen, jenes Diktum Umberto Ecos, das diesem in seiner Grundidee und Anlage eigentlich sehr schönen, aber letztlich doch mit allzu vielen Karikaturen und Narrenschiffsfreiheiten überfrachteten Roman voransteht: "Ab und zu scheint es mir so, dass auf der Donau die Schiffe voller Wahnsinniger ins Unbekannte fahren."
JONATHAN SCHAAKE
Michal Hvorecky: "Tod auf der Donau". Roman.
Aus dem Slowakischen von Michael Stavaric. Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2012. 272 S, geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Michal Hvoreckys Roman "Tod auf der Donau"
Strenggenommen bildet sie zwar nur den zweitlängsten Strom Europas. Doch die Donau ist für das europäische Gedächtnis bis heute beides zugleich: Kulturfluss und Tor in den Osten. Nirgends ufern in unseren Breiten mehr bedeutende Metropolen, kein Fluss hat geschichtsträchtigere Orte und Zeugnisse zu bieten. Historisch kam diesem Gewässer schon in der römischen Antike die Rolle eines Limes zu, es "trennte die Zivilisation von der Barbarei, den klaren Verstand von dunklen Instinkten", sinniert der Bratislavaer Schriftsteller Michal Hvorecky in seinem nunmehr dritten Roman "Tod auf der Donau", der jetzt bei Klett-Cotta in deutscher Übersetzung aus dem Slowakischen vorliegt.
Ein Buch, das alles zusammen sein will: Kriminal- und Kulturgeschichte, Liebes-, Schelmen- und Abenteuerroman, dazu Porträt und Chronik jenes paneuropäischen Flusses, der mit Deutschland, Österreich, der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Moldau ganze neun Länder durchquert, bevor er in der Ukraine, wie der kürzere Dnjepr, ins Schwarze Meer mündet. Für dieses ambitionierte Projekt ist der Autor selbst auf einem Donauschiff unterwegs gewesen, hat Kapitäne, Besatzung und "Touristengötter" befragt und sich ein umfassendes Bild jener bizarren sommerlichen Reiseszenerien gemacht, die dort jährlich auf Kreuzfahrten zu beobachten sind.
Martin Roy, Hvoreckys Protagonist und wohl zu großen Teilen Alter Ego, betreut als sogenannter "Cruise Director" an Bord der "MS America" die Donautouren amerikanischer Touristen. Der Dampfer des Chicagoer Reiseveranstalters "American Danube Cruises", von Fachleuten angeblich für das schönste Donauschiff gehalten und gleichsam "ein großes Wassertier, das nur darauf wartete, mit Menschen gefüttert zu werden", hält Martin, eigentlich diplomierter Übersetzer italienischer Hochliteratur, seit langem verschlungen wie Jona der Walfisch. Hier kann er sich zwar nur von den Trinkgeldern renitenter, sadistischer, gehfauler und überfütterter amerikanischer Senioren buchstäblich über Wasser halten, verdient als hyperengagierter und dauergestresster Reiseleiter aber trotzdem weit mehr als auf dem krisengeschüttelten Literaturmarkt seiner Heimatstadt Bratislava mit Magris, Malaparte oder Calvino.
Leichtfüßig und mit satirischem Elan begleitet Hvorecky seinen Helden und dessen zumeist absichtlich hinkenden und unablässig in puncto Pflegebedürftigkeit wetteifernden Schützlinge auf grotesken Tagesausflügen, etwa durch Regensburg, das den amerikanischen Gästen fast so gut wie ein Flecken namens "Bismarck" in North Dakota gefällt; durch Wien, wo man dem drittklassigen "Österreichischen Symphonieorchester" lauscht und begeistert fragt, an welchem Ort denn dieser Mozart wohne; und durch Budapest, das die Donau "weder blau noch schwarz, noch braun, sondern vielmehr bedrohlich grau" durchfließt; oder Belgrad, das so oft wie keine andere Donaustadt zerstört und wieder aufgebaut wurde. Er folgt Martin durch die Benzin- und Motorölgerüche der Unterdecks, in denen es vor alkoholisierten, gewalttätigen und Drogen dealenden Matrosen, rumänischen und serbischen Clans, gegen deren Kräftemessen sogar die Abteilung für "Human Resources" machtlos ist, Läuse- und Wanzenplagen, schimmeligen Linoleumböden, osteuropäischen Putzfrauen mit Bachelorabschluss in Sozialwissenschaften und allerhand anderen seltsamen Wesen, "mal Mensch, mal Maschine", wimmelt.
Dass über das Auftauchen von Martins Jugendliebe Mona hinaus in diesem Buch zwei Morde und ein kinoreifer Schiffsuntergang geschehen müssen, mag man derweil als arg überfrachtet empfinden. Dazwischen wird nicht nur die komplette Biographie des Protagonisten kapitelweise entfaltet, sondern auch mit historischen Exerzitien über die Donau, Osteuropa im Allgemeinen und den Ostblock im Besonderen zu glänzen versucht. Auch die einzelnen Charaktere und Handlungsepisoden muten zuweilen arg überzeichnet an. Vielleicht hat Hvorecky es ein wenig zu ernst genommen, jenes Diktum Umberto Ecos, das diesem in seiner Grundidee und Anlage eigentlich sehr schönen, aber letztlich doch mit allzu vielen Karikaturen und Narrenschiffsfreiheiten überfrachteten Roman voransteht: "Ab und zu scheint es mir so, dass auf der Donau die Schiffe voller Wahnsinniger ins Unbekannte fahren."
JONATHAN SCHAAKE
Michal Hvorecky: "Tod auf der Donau". Roman.
Aus dem Slowakischen von Michael Stavaric. Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2012. 272 S, geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Leichtfüßig und mit satirischem Elan."
Jonathan Schaake, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.7.2012
"So wird das Buch nicht nur zum kulturgeschichtlichen Führer, sondern auch zu einer Liebeserklärung an die Donau, dem großen Strom, der als einziger Wasserlauf Europas den Westen mit dem Osten verbindet."
Thomas Mahr, Lesart, Juli 2012
"Ein wunderbares Buch ... Eine literarische Exkursion durch zehn Staaten mit ihrer jeweiligen Historie und den sich abwechselnden Landschaften, an denen ein Kreuzfahrtschiff vorbeischwimmt."
Raimund Kirch, Nürnberger Zeitung, 2.6.2012
"In der Handlung webt Hvorecky eine kleine Kulturgeschichte der Donau und der Donaustädte, die sich wie eine Kurzfassung des Standardwerks "Die Donau" von Claudio Magris liest ... Hvorecky hat sich mit diesem Fluss ausführlich auseinandergesetzt. Der Roman ist auch seine Liebeserklärung."
Bernhard Odehnal, Tages-Anzeiger, 26.6.2012
"Ein spannendes, mit Vergnügen zu lesendes, vor allem aber ein überaus erhellendes Buch."
Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, 1.6.2012
"Eine gnadenlose Satire auf Geldgier, Globalisierung und Tourismus."
Sibylle Orgeldinger, Badische Neueste Nachrichten, 29.6.2012
"Ein spannender, kluger und Kurzweile verbreitender Roman und die Geschichte einer Selbstfindung nicht zuletzt."
Stefan Rammer, Passauer Neue Presse, 4.6.2012
"Ein hintergründiges Ship-Movie."
Anke Breitmaier, Märkische Oderzeitung, 6.8.2012
"Ein Roman, der noch umfassender und schonungsloser derzeitige gesellschaftliche Traumwelten macht."
Karl Feldkamp, Die Brücke, Mai 2012
""Tod auf der Donau" ist eine hintersinnige Satire, die tumben Anti-Amerikanismus mit Leichtigkeit Volley nimmt."
Jan Dress, 1 Live, 25.4.2012
Jonathan Schaake, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.7.2012
"So wird das Buch nicht nur zum kulturgeschichtlichen Führer, sondern auch zu einer Liebeserklärung an die Donau, dem großen Strom, der als einziger Wasserlauf Europas den Westen mit dem Osten verbindet."
Thomas Mahr, Lesart, Juli 2012
"Ein wunderbares Buch ... Eine literarische Exkursion durch zehn Staaten mit ihrer jeweiligen Historie und den sich abwechselnden Landschaften, an denen ein Kreuzfahrtschiff vorbeischwimmt."
Raimund Kirch, Nürnberger Zeitung, 2.6.2012
"In der Handlung webt Hvorecky eine kleine Kulturgeschichte der Donau und der Donaustädte, die sich wie eine Kurzfassung des Standardwerks "Die Donau" von Claudio Magris liest ... Hvorecky hat sich mit diesem Fluss ausführlich auseinandergesetzt. Der Roman ist auch seine Liebeserklärung."
Bernhard Odehnal, Tages-Anzeiger, 26.6.2012
"Ein spannendes, mit Vergnügen zu lesendes, vor allem aber ein überaus erhellendes Buch."
Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, 1.6.2012
"Eine gnadenlose Satire auf Geldgier, Globalisierung und Tourismus."
Sibylle Orgeldinger, Badische Neueste Nachrichten, 29.6.2012
"Ein spannender, kluger und Kurzweile verbreitender Roman und die Geschichte einer Selbstfindung nicht zuletzt."
Stefan Rammer, Passauer Neue Presse, 4.6.2012
"Ein hintergründiges Ship-Movie."
Anke Breitmaier, Märkische Oderzeitung, 6.8.2012
"Ein Roman, der noch umfassender und schonungsloser derzeitige gesellschaftliche Traumwelten macht."
Karl Feldkamp, Die Brücke, Mai 2012
""Tod auf der Donau" ist eine hintersinnige Satire, die tumben Anti-Amerikanismus mit Leichtigkeit Volley nimmt."
Jan Dress, 1 Live, 25.4.2012