Tod dem König
Ein schwäbischer Schwank auf 235 Seiten
Ort: das fiktive Örtchen Enzheim, liegt dem Namen nach irgendwo zwischen Pforz- und Bietigheim und vor allem in ferner Vergangenheit.
Hauptrollen haben wie damals im Dorf üblich: der Schultes und seine Familie - zu der gehört auch
Schwager und Schulmeister Albert Wilhelm - desweiteren der Herr Pfarrer, Johannes Alber, und nicht zuletzt…mehrTod dem König
Ein schwäbischer Schwank auf 235 Seiten
Ort: das fiktive Örtchen Enzheim, liegt dem Namen nach irgendwo zwischen Pforz- und Bietigheim und vor allem in ferner Vergangenheit.
Hauptrollen haben wie damals im Dorf üblich: der Schultes und seine Familie - zu der gehört auch Schwager und Schulmeister Albert Wilhelm - desweiteren der Herr Pfarrer, Johannes Alber, und nicht zuletzt seine Königliche Majestät König Wilhelm I. vom Württemberg.
Ebenfalls wichtige Rolle spielen: ein paar böse Buben sowie zahlreiche mehr oder minder clevere Dorfbewohner von Enzheim von jung bis alt, darunter Glufamichl, Grempler, Gäckeler, Schädderhexe, Moggele, Butzewaggele oder Blärrer.
Wir schreiben das Jahr 1843. Über Stuttgart und Umland liegt Schnee und nicht nur eisige Temperaturen haben das schöne Ländle im Griff: auch Österreich und Preußen rücken dem kleinen Königreich ernsthaft auf die Pelle.
Weder die Kälte noch die scheinbar militärische Übermacht des Feindes hält ihro Majestät davon ab, eine kleine Reise anzutreten: er will inkognito nach Enzheim fahren und endlich heraus finden, was es mit den Attentats-Warnungen auf sich hat, die ihn immer häufiger erreichen.
Am liebsten will er die finsteren Gesellen selbst fangen, also lässt er sich unter anderem einen Bart wachsen und holpert mit der Postkutsche in das beschauliche Dörflein, wo die urschwäbische Verwechslungskomödie sogleich ihren Lauf nimmt.
Der Autor und frühere Lehrer, Heimerzieher, Personalreferent und Schulrat Gerd Friederich hat bei Oma und Opa entweder gut zugehört und/oder gründlich die damals üblichen Gepflogenheiten studiert, denn er beschreibt die Vorgänge in Enzheim so bildlich und mundartgewaltig, dass man die Zornesröte des aufgebrachten Schultes sehen, die Rutschpartie des königlichen Kammerdieners in den vereisten Gassen spüren und die Misthäufen förmlich riechen kann.
Freilich ist nicht jeder Leser des kreativen Schwäbischen mächtig, deshalb gibt Gerd Friederich zu Beginn des Romans ein paar Hinweise zur typischen Aussprache - dass -st südlich von Frankfurt wie -scht ausgesprochen wird, überrascht vermutlich niemanden der je einen Bienzle-Tatort gesehen hat.
Ein bisschen schwieriger wird es allerdings beim schwäbischen e, das, so erklärt der Autor, wie beim englischen "the" ausgesprochen und nicht nur häufig Substantive verkleinert - Gläsle, Häusle, Mädle oder Königle - sondern sich auch zum Verschlucken von En-dungen eignet, wie bei mache oder bsoffe. Wenns unter dr Gschicht gar zu arg wird, helfen Fußnoten beim Vrständnis.
Derart gerüstet kanns also losgehen und alsbald treffen in Enzheim Landluft auf Rasierwasser, Brauchtum auf Etikette, Lausbubenstreiche auf politische Verschwörung und Bauernschläue auf gebildete Bescheidenheit.
Die einzelnen Kapitel des Enzheimer Dorflebens klappen auf wie schicht- und farbenreiche Ölgemälde, so plastisch schildert Gerd Friederich die Geschehnisse um die königlichen Ermittlungen auf dem Land, die oft genug zum Piepsen komisch und gleichzeitig hübsch dramatisch sind.
Fortsetzung folgt...hoffentlich!