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1981 herrscht in Mailand Angst vor linksextremem Terrorismus. Ein Politiker der Christdemokraten wird umgebracht, der junge Staatsanwalt Colnaghi soll die Mörder jagen. Schon bald gelingt ihm ein Coup: die Verhaftung des Topterroristen Gianni Meraviglia. Doch je länger sich Colnaghi mit dessen Motiven und mit der Frage der Schuld beschäftigt, desto mehr will er diese merkwürdige Ethik verstehen, die das Vernichten von Menschenleben rechtfertigt. Warum wählen zwei Menschen, die, wie er und Meraviglia, von Gerechtigkeit träumen, zwei so gegensätzliche Wege? Mit vibrierender Intensität lässt…mehr

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Produktbeschreibung
1981 herrscht in Mailand Angst vor linksextremem Terrorismus. Ein Politiker der Christdemokraten wird umgebracht, der junge Staatsanwalt Colnaghi soll die Mörder jagen. Schon bald gelingt ihm ein Coup: die Verhaftung des Topterroristen Gianni Meraviglia. Doch je länger sich Colnaghi mit dessen Motiven und mit der Frage der Schuld beschäftigt, desto mehr will er diese merkwürdige Ethik verstehen, die das Vernichten von Menschenleben rechtfertigt. Warum wählen zwei Menschen, die, wie er und Meraviglia, von Gerechtigkeit träumen, zwei so gegensätzliche Wege? Mit vibrierender Intensität lässt Fontanas kluger und hochspannender Roman das Italien der "bleiernen Jahre" wiederauferstehen.
Autorenporträt
Giorgio Fontana, 1981 in Saronno in der Lombardei geboren, studierte Philosophie in Mailand und arbeitet als Journalist und Buchautor. Fontana hat bereits zahlreiche Essays, Reportagen sowie Romane veröffentlicht. Im Namen der Gerechtigkeit ist sein erster auch ins Deutsche übersetzte Roman. Das Buch wurde in Italien für acht Preise nominiert und 2012 mit dem Premio Racalmare - Leonardo Sciascia und dem Premio lo Straniero ausgezeichnet. 2014 erhielt Fontana den hochdotierten Premio Campiello.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Maike Albath findet es bemerkenswert, dass sich ein junger Autor wie Giorgio Fontana dem Thema Linksterrorismus und Geheimdienste in Italien zwischen 1979 und 1981 stellt. Wie der Autor anhand seiner der Wirklichkeit entlehnten Figur eines Staatsanwalts dieser bleiernen Jahre die Versuche schildert, den Dialog mit der Gegenseite zu suchen und sich die Gegenwart aus der Vergangenheit zu erklären, hat Albath beeindruckt. Vor allem achtet sie Fontanas Rechercheleistung. Zeitzeugenberichte und historische Quellen, in den Text eingeflossen und im Zusammenhang mit der Geschichte laut Albath einen erheblichen Sog entwickelnd, lassen sie über die eher schlichten literarischen Mittel des Autors hinwegsehen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2015

Ein politischer Mord und seine Folgen
Spannend wie ein Thriller, dabei hochliterarisch: Giorgio Fontanas Mentalitätsstudie aus dem Italien von 1981

An diesem Roman bestechen vor allem zwei Dinge. Erstens ist bewundernswert, wie es dem gerade vierunddreißigjährigen Autor gelingt, eine Geschichte aus seinem Geburtsjahr 1981 zu erzählen und dabei die Atmosphäre aus Italiens "bleierner Zeit" so zu evozieren, dass man nie den Eindruck hat, hier bastele sich einer aus Angelesenem etwas zusammen. Dabei ist Fontana offen genug, um im Anhang seines Romans die Quellen aufzulisten, die er benutzt hat. Wie jeder wirklich gute Schriftsteller beginnt er nach der Aneignung des Materials jedoch zu erfinden und zu erzählen, und wo reale Eckpunkte jener Jahre erwähnt werden - die "schwarzen" Anschläge auf der Piazza Fontana in Mailand und auf dem Hauptbahnhof von Bologna oder die "rote" Entführung und Ermordung von Aldo Moro, die Ermordungen verschiedener Richter und Staatsanwälte -, ist dies nicht der maulfaule Rekurs auf die Geschichtsbücher, das schnelle Markenzeichen, um die Zeitläufte zu charakterisieren, sondern integraler Bestandteil der laufenden Erzählung. Personaler Erzähler des Romans ist der siebenunddreißigjährige Mailänder Staatsanwalt Giacomo Colnaghi, der bei der Fahndung nach einem Mörder aus dem Umkreis der Roten Brigaden einen großen Erfolg landet und dafür schließlich, der Buchtitel verrät das schon fast, am Ende mit dem Leben bezahlen muss.

Das Zweite, was an diesem Roman auffällt, ist seine gänzlich pathosfreie Ernsthaftigkeit. Wie schon bei Fontanas vorangegangenem Roman "Im Namen der Gerechtigkeit", dessen Protagonist ebenfalls ein Mailänder Staatsanwalt war, geht es um große Dinge. Es geht um Empathie für die Opfer und den Versuch, die Täter zu verstehen. Es geht um Gerechtigkeit, irdische wie himmlische, denn der Staatsanwalt Colnaghi ist "jung, gesprächsbereit, Demokrat und erzkatholisch obendrein". Es geht um "etwas, das kaputtgegangen war und wieder in Ordnung gebracht werden konnte", wobei dies der gestörte Rechtsfrieden ebenso sein kann wie ein defekter Fahrradschlauch, den der Staatsanwalt, im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen, mühelos reparieren kann. Kurz vor dem Ende aber wird ihm klar, dass es um all das nicht wirklich geht, sondern "wie immer um den Schmerz ... Letztlich reduzierte sich alles einzig und allein auf den Schmerz."

Mit dem Schmerz kennt Colnaghi sich seit frühester Kindheit aus, denn er war noch ein Säugling, als sein Vater 1944 als Partisan erschossen wurde. Auch dessen Geschichte, wie sie Colnaghi aus Erzählungen seiner Mutter imaginiert, wird parallel erzählt. Dies ist der etwas schwächere Strang des Romans, weil Fontana sich dafür nicht genug Raum und Zeit nimmt und deshalb unweigerlich hier und da der Zeitraffer in Aktion tritt.

Die Qualität des Romans insgesamt beeinträchtigt das nur marginal. Er lebt vor allem von der Zurückhaltung, mit der er erzählt. Hier muss an einen fundamentalen Unterschied zwischen den terroristischen Hochphasen in Deutschland und in Italien während der Siebziger und Achtziger erinnert werden. Während in der Bundesrepublik wirklich "sechs gegen sechzig Millionen" kämpften (Heinrich Böll) und bei allem Leid, das sie verursachten, der westdeutsche Staat und die Demokratie nie ernsthaft in Gefahr waren, hat in Italien, wo die Zahl der Opfer des Terrorismus von links und rechts wesentlich höher war, mehrfach die Gefahr eines Staatsstreichs bestanden, bei dem die Loge P2, rechtsextremistische Gruppen und Geheimdienste Hand in Hand gearbeitet hätten. Fontana verzichtet aber darauf, einen an der Oberfläche verharrenden Politthriller zu schreiben, sondern entscheidet sich für eine Art mentalitätsgeschichtliche Mikrostudie.

Die erzählte Zeit des Romans umfasst die Monate von Januar bis Juli 1981. Ein nicht sonderlich sympathischer, aber auch nicht sonderlich wichtiger Politiker des rechten Rands der Democrazia Cristiana wird von einer (fiktiven) Splittergruppe der Roten Brigaden in Mailand erschossen. Ein Untersuchungsteam aus Staatsanwalt Colnaghi, seinem Kollegen Micillo aus einer angesehenen Juristenfamilie und der Richterin Caterina Franz, "friaulische Kommunistin ohne den leisesten Sinn für Humor", verfolgt den Fall und landet schließlich mit der Verhaftung des Anführers der Splittergruppe einen großen Coup. Colnaghis Familie ist derzeit im Urlaub am Meer. Ende Juli wird der Staatsanwalt auf dem Weg zum Dienst von zwei vermummten Männern erschossen.

In ausführlichen, aber niemals geschwätzigen Rückblenden erzählt Fontana in diesem Rahmen die Geschichte von Colnaghis einfacher Herkunft, seine berufliche Entwicklung, die Beziehungen zu Freunden (der Buchhändler Mario in seiner Heimatstadt Saronno) und Kollegen (der Staatsanwalt Doni), das komplizierte Verhältnis zu seiner Frau und den beiden Söhnen. Fontana genügen oft ein paar Striche, wobei sein Erzählen keineswegs karg ist. Seine Schilderungen von Saronno (wo auch der Autor selbst geboren ist) und Mailand (wo er heute lebt) sind überaus eindrücklich. Seine Erzählökonomie erlaubt es ihm, in wenigen Sätzen eine Landschaft, eine Straße, das Innere einer Bar, die Vorstädte Mailands, den Umgang mit seinen Kollegen, die partielle Sprachlosigkeit in der Familie und schließlich auch die Atmosphäre der Angst und der Lähmung in diesen kritischen Jahren Italiens lebendig werden zu lassen. Dieses Buch, das außer der Festnahme und dem Mord wenig Spektakuläres bietet, ist eines der spannendsten, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.

Der Boom italienischer Literatur, den es bei uns einmal gegeben hat, auch im Gefolge von Italien als Gastland in Frankfurt 1988, ist längst vorbei. Mehr als höfliches (Des-)Interesse ist nicht übrig geblieben, und außer einem bekannten kleinen Verlag in Berlin kümmert sich kaum jemand mehr um die neueren Entwicklungen dort. Schwer zu sagen, welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen. Den weiteren Weg von Giorgio Fontana jedenfalls sollte man überaus aufmerksam verfolgen.

JOCHEN SCHIMMANG

Giorgio Fontana: "Tod eines glücklichen Menschen". Roman.

Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Verlag Nagel & Kimche, München 2015. 254 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"An diesem Roman bestechen vor allem zwei Dinge. Erstens ist bewundernswert, wie es dem gerade vierunddreißigjährigen Autor gelingt, eine Geschichte aus seinem Geburtsjahr 1981 zu erzählen und dabei die Atmosphäre aus Italiens "bleierner Zeit" so zu evozieren, dass man nie den Eindruck hat, hier bastele sich einer aus Angelesenem etwas zusammen. ... Das Zweite, was an diesem Roman auffällt, ist seine gänzlich pathosfreie Ernsthaftigkeit. Spannend wie ein Thriller, dabei hochliterarisch." Jochen Schimmang, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.12.15 "Ein spannungsreicher Roman mit philosophischem Tiefgang. Er liefert nicht nur eine Momentaufnahme aus der Spätphase des italienischen Terrorismus, sondern resümiert den Partisanenkampf in Saronno, über den man kaum etwas wusste. ... 'Der Tod eines glücklichen Menschen', ... ist kein moralisierender Nachhilfeunterricht in Geschichte. Giorgio Fontana packt einen Stoff an, der wie kaum ein anderer der Aufarbeitung bedarf, und er tut es auf mitreißende Weise. ... Dass ein Autor, dessen Generation den Terrorismus häufig eher wie ein Pop-Phänomen behandelt, eine so fundierte Auseinandersetzung mit den ideologisch besetzten Verwerfungen wagt, ist bemerkenswert." Maike Albath, Süddeutsche Zeitung, 19.11.15 "Fontana (sprengt) die Grenzen des Genres. Colnaghi ist ein 'unorthodoxer' Staatsanwalt. Nicht in seinen Ermittlungsmethoden. Sein Arbeitsethos ist skrupulös: 'Ausnahmen immer, Fehler nie.' Ungewöhnlicher sind Colnaghis philosophische Nachdenklichkeit, seine Sorge um die Welt, die von Fontana eine differenzierte Darstellung erfahren. ... Mit Colnaghi ist Fontana eine überzeugende Figur gelungen!" Samuel Moser, Neue Zürcher Zeitung, 21.10.15 "Fontana erzählt Komplexes stimmungsvoll klar, niemals banal." Franziska Zaugg, Berner Zeitung, 12.01.2016 "Giorgio Fontana zeichnet sprachlich klar und sparsam ein überzeugendes Portrait seiner Hauptfigur. Die ethischen Diskurse werden auf hohem Niveau geführt, wirken aber nie scholastisch, sondern sehr inspirierend. (.) 'Tod eines glücklichen Menschen' ist ein Roman, den man verschlingt und der sehr berührt." Patrick Seibel, NDR Kultur, 24.08.2015 "Souverän verknüpft Fontana Spannungsfäden mit Reflexionen über die Verhältnismäßigkeit von Mittel und Zweck." Walter Titz, Kleine Zeitung, 15.08.16 "Mit verdichteter, unprätentiöser Sprache und dennoch griffigen Bildern voll Licht und Licht und Fantasie begleitet man Giorgio Fontanas 'Mann der Gerechtigkeit' in einer Zeit dramatisch verhärteter Fronten durch einen Diskurs über das Gewissen. Der Roman ist weniger Kriminalstück als philosophische Betrachtung des Wunsches nach Vergeltung und der Position, die man einnehmen kann, wenn das Töten zur Regel wird." Meike Dannenberg, BÜCHERmagazin, 06/2015 "Facettenreich ist das Porträt, das Giorgio Fontana von Mailand zeichnet. Nicht als Shopping-Paradies oder Industrie-Metropole erscheint die Stadt hier, sondern als ein Ort, der sich in der Schwüle auflöst. Fontana erzählt präzis, unaufgeregt, floskelfrei." Susanne Kübler, Sonntagszeitung, 26.07.15 "Dem jungen Autor gelingt es, die Intensität dieser Bedrohung in seinem Buch zu transportieren; obwohl er selbst erst 1981 geboren wurde und diese Zeiten gar nicht bewusst miterleben konnte. Fontana braucht dafür kein sprachliches Brimborium; es gelingt ihm, seinen Protagonisten mit wenigen Worten Leben einzuhauchen." Aachener Zeitung, 26.01.2016 "Mit vibrierender Intensität lässt Fontanas kluger und hochspannender Roman das Italien der 'bleiernen Jahre' wiederauferstehen." Buch-Magazin, 11/2015…mehr
Rezensentin Maike Albath findet es bemerkenswert, dass sich ein junger Autor wie Giorgio Fontana dem Thema Linksterrorismus und Geheimdienste in Italien zwischen 1979 und 1981 stellt. Wie der Autor anhand seiner der Wirklichkeit entlehnten Figur eines Staatsanwalts dieser bleiernen Jahre die Versuche schildert, den Dialog mit der Gegenseite zu suchen und sich die Gegenwart aus der Vergangenheit zu erklären, hat Albath beeindruckt. Vor allem achtet sie Fontanas Rechercheleistung. Zeitzeugenberichte und historische Quellen, in den Text eingeflossen und im Zusammenhang mit der Geschichte laut Albath einen erheblichen Sog entwickelnd, lassen sie über die eher schlichten literarischen Mittel des Autors hinwegsehen.

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