Ake Smedberg erfüllt mit seinen Büchern diese Erwartungen voll. Er hat mit dem Journalisten John Nielsen eine Figur erschaffen, die den erfahrenen Krimileser erinnert an Henrik Tandefelts Josef Friedmann aus „Lauf, Helin, lauf“ und „Ultramarin“. Dort bei Tandefelt löst Friedmann zusammen mit einem
befreundeten Polizisten seine Fälle sozusagen aus einer Hobbytätigkeit heraus, für die ihm sein…mehrAke Smedberg erfüllt mit seinen Büchern diese Erwartungen voll. Er hat mit dem Journalisten John Nielsen eine Figur erschaffen, die den erfahrenen Krimileser erinnert an Henrik Tandefelts Josef Friedmann aus „Lauf, Helin, lauf“ und „Ultramarin“. Dort bei Tandefelt löst Friedmann zusammen mit einem befreundeten Polizisten seine Fälle sozusagen aus einer Hobbytätigkeit heraus, für die ihm sein Auskommen als selbstständiger Unternehmer viel Zeit lässt.
Hier jedoch, bei Smedbergs John Nielsen ist die Sache existentieller. Immer sind seine Fälle, in der er sich selbst als Journalist hineinbegibt, irgendwie verknüpft mit seiner Biographie. John Nielsen hat einen langen und schweren Lebensweg hinter sich, und auf jeder Seite von Smedbergs Büchern steht es auf Messers Schneide, ob er wieder abtriftet in den Orkus, aus dem er sich mit Hilfe anderer Menschen herausgewuchtet hat, oder ob er, wie einsam und verzweifelt auch immer, überlebt.
John Nielsens Familie stammt aus Dänemark. Sein Vater verschwand ziemlich bald von der Bildfläche. Mit siebzehn sah er ihn zum letzten Mal; er bleibt für ihn zeitlebens eher eine negative Figur. Seine viel zu junge Mutter hat sich auch nicht um den kleinen John gekümmert, und so wuchs er bei Janne und Kerstin auf, seinem Onkel und seiner Tante. An diese beiden erinnert sich John immer wieder gerne, obwohl sie ihm auch nicht helfen konnten, als er als siebzehnjähriger kriminell wurde.
Damals lernte John Nielsen Lasse Henning kennen, der in beiden bisher erschienenen Büchern Smedbergs eine wichtige Rolle spielt. Henning war damals noch Fahrer eines Streifenwagens, als er Nielsen zum ersten Mal verhaftete. Auf eine geheimnisvolle Weise erkannte Henning in Nielsen den Menschen hinter der jugendkriminellen Fassade und wurde sein Bewährungshelfer und derjenige, der ihm seine ersten journalistischen Erfahrungen ermöglichte, indem er ihm mithilfe seiner Kontakte ein Volontariat bei der „Norrtelje Tidning“ verschaffte.
Lasse Henning wird für John Nielsen zu so etwas wie einem Elternersatz, erst recht als Nielsen mit 23 Jahren bei einem Autounfall betrunken seinen einen Unterschenkel verliert und fortan sich mit einer Prothese fortbewegen muß.
John Nielsen lebt zurückgezogen, arbeitet bald rein freiberuflich und spezialisiert sich auf lang und ausführlich recherchierte Artikel über unaufgeklärte Verbrechen. Ein solcher Artikel über den Tod der neunzehnjährigen Anna-Greta Sjödin im Juli 1972 bringt ihn im ersten Roman Smedbergs „Verschollen“ in große Lebensgefahr.
In seinem zweiten, nicht minder spannenden Roman mit John Nielsen, „Tod im Sommerhaus“, gerät dieser wieder sehr schnell in außerordentlich prekäre Situationen.
Ein wahnsinnig spannendes Buch eines Autors, der sprachlich hochklassig schreibt und von dem man gerne noch weitere Bücher lesen würde. Sein Protagonist John Nielsen ist eine literarische Schöpfung , wie ich sie so im keinem der zahllosen Krimis, die ich bisher gelesen habe, gefunden habe. Ständig lebt er am Rand, obwohl er nie exzessiv ist. Er ist auf der Suche nach seiner Vergangenheit und damit seiner wirklichen Identität und stößt bei jedem neuen Fall auf Phänomene, die ihn mit seiner eigenen Geschichte in nicht immer angenehmen Kontakt bringen.