Krasse Szenen im bisher wohl besten Krimi dieser Reihe
Dass der Besitzer eines Fischrestaurantkette einmal selbst als sogenanntes Fischfutter im Wasser treiben würde, wäre ihm zu Lebzeiten nie in den Sinn gekommen. Aber wer hat ein Interesse daran, ihn lieber tot als lebendig zu sehen ? Morten
Sandt und seine Kolleg:innen müssen ermitteln und erhalten ungeahnte Einblicke in eine Familie, die…mehrKrasse Szenen im bisher wohl besten Krimi dieser Reihe
Dass der Besitzer eines Fischrestaurantkette einmal selbst als sogenanntes Fischfutter im Wasser treiben würde, wäre ihm zu Lebzeiten nie in den Sinn gekommen. Aber wer hat ein Interesse daran, ihn lieber tot als lebendig zu sehen ? Morten Sandt und seine Kolleg:innen müssen ermitteln und erhalten ungeahnte Einblicke in eine Familie, die nach dem Motto "Außen hui, innen pfui" gelebt hat. Es tun sich menschliche Abgründe, die nur eines zum Ziel haben: Vernichten, was zerstört....
Bevor ich zur Bewertung des Buches komme, möchte ich auf Folgendes hinweisen: Es werden in diesem Roman psychische Erkrankungen, Misshandlungen, körperliche und seelische Gewalt thematisiert. Falls ihr auf diese Themen sensibel reagiert, lest dieses Buch vielleicht lieber mit einer vertrauten Person, mit der ihr den Roman auch unterbrechen könnt, um euch über das Gelesene zu unterhalten.
Jobst Schlennstedt entwickelt seine Figuren immer weiter, lässt sie eigene traumatische Erfahrungen durchleben und daran wachsen und trotzdem, oder gerade deswegen gelingt es ihm immer wieder, seine Fälle aufregend, abwechslungsreich und hochspannend zu schreiben. In "Tod in der Wiek" lässt er tief blicken und ermöglicht seinen Leser:innen Eindrücke, die nachhaltig in Erinnerung bleiben. Mitunter ist das Zischen des Ledergürtels und der Metallschnalle dicht am Ohr zu hören und der körperliche Schmerz geht unter die Haut.
Die einzelnen Kapitel sind kurz und präzise verfasst und geben den Hauptfiguren die Möglichkeit, sich auf die wechselnden Gegebenheiten einzustellen. Morten, selbst noch nicht ganz auf der Höhe, versucht immer wieder Alleingänge, für die er zwar nicht unbedingt von seinen Kolleg:innen bejubelt wird, aber das ein oder andere zielführende Detail kann er zu den Ermittlungen beisteuern. Sein kleines amouröses Abenteuer hat er sich allerdings anders vorgestellt und es bleibt zu hoffen, dass er irgendwie die Kurve bekommt, um mit einem sprichwörtlichen blauen Auge das ganze zu beenden.
Es gibt krasse Szenen, die durch schockierende Bilder und einprägsam formulierte Worte vom Autor zum Leben erweckt werden. Das Trauma einer Kindheit wird nicht nur in Worten nachvollziehabr, sondern auch physisch und psychisch miterlebt. Mitunter stockt der Atem und die Leser:innen müssen eine kurze Pause einlegen, denn das, was dort Schwarz auf Weiß steht, ist manchmal nur sehr schwer zu ertragen.
Auch hier gilt: Je weißer die Weste, desto schwärzer die Seele und Schlennstedt kitzelt alles an Antipathie, offen zur Schau getragener Ablehnung, verantwortungslosen Charakterzügen und rücksichtslosem Verhalten aus seinen Figuren heraus. Der vermeintliche Täter ist schnell gefunden, jedoch müssen Ermittelnde und Lesende ihr Urteil revidieren und neuen Fährten folgen. Bis zum Schluss gelingt des dem Autor nämlich, Sackgassen und Irrwege geschickt in den Handlungsverlauf zu integrieren, um den Spannungsbogen gestrafft und die Leseneugier hoch zu halten.
Der Krimi ist der wohl beste aus dieser Reihe und zeigt, dass auch nach 13 Büchern noch lange nicht die Luft raus ist. Frische Ideen, emotionale Sprachbilder und ein dynamischer Schreibstil sind Garanten für Gänsehaut und Krimiunterhaltung mit 5 Sternen