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In einer Baugrube am Stadtrand von Reykjavík werden menschliche Knochen gefunden. Wer ist der Tote, der hier verscharrt wurde? Wurde er lebendig begraben? Erlendur und seine Kollegen von der Kripo Reykjavík werden mit grausamen Details konfrontiert. Stück für Stück rollen sie Ereignisse aus der Vergangenheit auf und bringen Licht in eine menschliche Tragödie, die bis in die Gegenwart hineinreicht. Während Erlendur mit Schrecknissen früherer Zeiten beschäftigt ist, kämpft seine Tochter Eva Lind auf der Intensivstation um ihr Leben.

Produktbeschreibung
In einer Baugrube am Stadtrand von Reykjavík werden menschliche Knochen gefunden. Wer ist der Tote, der hier verscharrt wurde? Wurde er lebendig begraben? Erlendur und seine Kollegen von der Kripo Reykjavík werden mit grausamen Details konfrontiert. Stück für Stück rollen sie Ereignisse aus der Vergangenheit auf und bringen Licht in eine menschliche Tragödie, die bis in die Gegenwart hineinreicht. Während Erlendur mit Schrecknissen früherer Zeiten beschäftigt ist, kämpft seine Tochter Eva Lind auf der Intensivstation um ihr Leben.
Autorenporträt
Coletta Bürling ist die langjährige ehemalige Leiterin des Goethe-Instituts Reykjavik. Seit dessen Schließung übersetzte sie bereits zahlreiche Werke aus dem Isländischen.

Der preisgekrönte Schriftsteller Arnaldur Indriðason, geboren 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung. Heute lebt er als freier Autor in Reykjavik.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2006

Band 21
Die Leichen im Keller der boomenden Stadt
Arnaldur Indridason: „Todeshauch”
„Island-Krimi” oder auch „Island-Thriller” nennt der deutsche Verlag das Genre, das Arnaldur Indridason mit seinen Romanen gewissermaßen erst erfunden hat. Kommissar Erlendur, ein schwermütiger Vertreter der nordischen Kriminalistik, der von ferne an Kurt Wallander erinnert, hat nicht viel zu lachen. Nun sind Kriminalbeamte selten Humoristen, aber in Erlendurs Fall trägt auch das Privatleben keinen Moment lang zur Erholung bei. Seine Frau hasst ihn, seit Erlendur sie vor Jahren mit zwei kleinen Kindern sitzen ließ, und seine Tochter, drogenabhängig und hochschwanger, liegt auf der Intensivstation. Da passt es ins Bild, dass der seelisch angeschlagene Kommissar mit einem Fall konfrontiert wird, der eine noch viel schlimmere Familientragödie ans Licht bringt.
Die isländische Familie ist es, um die sich alles dreht, in „Todeshauch” und vielleicht im „Island-Krimi” überhaupt. Nun ist Island bekanntlich eines der sichersten und inzwischen auch wohlhabendsten Länder der Welt. Wenn es da dann doch zu Gewaltkriminalität kommt, dann hat diese ihre Ursache meist in der Familie. Und das nicht seit gestern: Schon die ältesten isländischen Sagas bezeugen den Ursprung der Familie und der Gesellschaft aus dem Geist der Fehde. Und da die Familiengenealogie in Island in hohem Kurs steht und fast jede Familie ihren Stammbaum bis zu den Gründervätern zurückverfolgen kann, bleiben die Straftaten von einst noch lange in Erinnerung.
In diesem Roman fängt alles damit an, dass bei einem fröhlichen Kindergeburtstag ein menschlicher Knochen unter dem Spielzeug gefunden wird. Eines der Kinder hat ihn auf einer Baustelle entdeckt und mitgenommen. „Knochenfund im Millenniumsviertel” heißt die Durchsage an Kommissar Erlendur, der gerade bei einem guten isländischen Mahl - „fettes Pökelfleisch, Salzkartoffeln, Erbsen und gelbe Rüben” - sitzt, von dem er sich nur ungern erhebt. So ein Knochenfund macht Mühe, vor allem, wenn mit Hilfe eines Archäologenteams ein ganzes Skelett auszugraben ist. Fest steht nur: Hier ist offenkundig ein Gewaltverbrechen verübt worden, und es liegt schon einige Jahrzehnte zurück. Dass es nun aus dem Erdreich ans Licht kommt, hat einen ganz banalen Grund. In Reykjavik, der Boomtown, ist das Baufieber ausgebrochen und fördert nebenbei die eine oder andere Leiche zu Tage.
Das Familiendrama, das Indridason parallel zum Fortgang der Ermittlungen erzählt, handelt von einem anderen Island, das in mancher Hinsicht eher an die Saga-Vorzeit als an die glitzerbunte Gegenwart erinnert. Dabei ist es gerade einmal sechzig Jahre her, dass in einem Haus in der Reykjaviker Vorstadt der grimmige Grímur über seine Frau und die drei Kinder so tyrannisch herrschte wie ein vorzeitlicher Bösewicht. Das Leben war karg, die Sitten waren streng, die Winter lang, und hätte es da nicht den freundlichen Soldaten aus der US-Garnison gegeben, dann wäre das Leben für Grímurs Frau öd und leer gewesen. Zwei Skelette sind es, die aus der Baugrube am Stadtrand geborgen werden, ein großes und ein kleines, und mit ihnen kommt eine erschütternde Wahrheit an den Tag. Und während Kommissar Erlendur die Knochenfund-Akte schließt, öffnet in der Klinik seine Tochter ihre Augen.
CHRISTOPH BARTMANN
Arnaldur Indridason
Foto: Ralf Baumgarten
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