Nachdem mir "Landgericht" recht gut gefallen hatte, wollte ich zum neuesten Werk des Autors greifen und mich überraschen lassen. Vielleicht hätte mich aber das Wort "Kabinett" bereits abschrecken sollen. Das Buch spielt tatsächlich zum großen Teil in der Welt der Politik, was mich die ersten 100
Seiten etwas langweilte (muss ja nicht jedem Leser so gehen). Die Politiker sind blass und äußerst um…mehrNachdem mir "Landgericht" recht gut gefallen hatte, wollte ich zum neuesten Werk des Autors greifen und mich überraschen lassen. Vielleicht hätte mich aber das Wort "Kabinett" bereits abschrecken sollen. Das Buch spielt tatsächlich zum großen Teil in der Welt der Politik, was mich die ersten 100 Seiten etwas langweilte (muss ja nicht jedem Leser so gehen). Die Politiker sind blass und äußerst um ihre Fassade bemüht (wahrscheinlich sogar realistisch). Leider sagen mir die verschiedenen Posten nicht allzu viel. Intrigen und unschöne Machenschaften pflastern den Weg, und jeder hat etwas zu verbergen. Aber sind Politiker, die nur an ihre Karriere denken, auch zu einem Mord fähig? Leider geht es nach dem ersten Todesfall, der ganz am Buchanfang passiert, nur schleppend mit der Ermittlung voran. Die Aussicht, dass Michael Schöne schon bald Zweifel am Unfallhergang kommen und er Mord vermutet (wie im Klappentext zu lesen), bestätigt das Buch leider nicht. Der Fall soll nur schnell, aber gründlich abgeschlossen werden, heißt es immer von allen Seiten.
Kontraste zur betont langweiligen Politikwelt stellen erfreulicherweise die Charaktere Michael Schöne und Jana, die Tochter des ersten Opfers, dar. Auch psychologisch sind sie gut gezeichnet. Zum Schluss wird die Geschichte noch spannend und ganz anders als zunächst erwartet, obwohl ärgerlicherweise so manche (andere) Fragen offen bleiben. Was mir an Holtkötters Schreibstil gefällt, ist noch immer die Schnörkellosigkeit und Bodenständigkeit. Zudem ist nichts an der Geschichte aus der Luft gegriffen, könnte alles so passiert sein.