Jana Webster weiß nicht, wie ihr geschieht. Auf einmal sitzt sie in einem Bus zu einer Schule, die bisher nicht die ihrige war. Alle sehen irgendwie merkwürdig und durchscheinend aus. Außerdem: Wo ist Michael, Michael Haynes, von Webster und Haynes? Jana ist es gewohnt, ausschließlich in einem Atemzug mit ihrem Freund genannt zu werden. Und wieso funktioniert ihr Handy nicht mehr?Bald registriert Jana, dass sie tot ist und ihre neue Schule im Jenseits steht. Ab da hat sie nur noch ein Ziel vor Augen: Michael wiederzusehen. Müde darauf zu warten, dass ihr Romeo sich endlich selbst ins Jenseits befördert, entschließt sie sich, selbst zu handeln. Und niemand, auch nicht der attraktive und geheimnisvolle Mars, kann Jana von ihrem irrwitzigen Plan abhalten.
Eine schräge Gothic-Novel mit Herz-Schmerz-Motiven
„Manchmal war Liebe Verzweiflung. Und manchmal war Liebe falsch,“ doch Jana liebte Michael bedingungslos. Als sie sich plötzlich, nach einem Unfall, in einer unbekannten Schule, zwischen sehr seltsamen Mitschülern wiederfindet, beschließt sie, hier nicht alleine zu bleiben. Nicht zwischen Jungfrauen in weißen Gewändern und rüpeligen Jungen mit tödlichem Charme. Ihr Liebster soll ihr seine ewige Liebe beweisen, indem er ebenfalls in dieses Zwischenreich zwischen Himmel und Erde, in das Todesinternat überwechselt. Sie ist fest davon überzeugt, dass er aus unsterblicher Liebe diesem Plan zustimmen wird und sich freiwillig von seinem Leben als Collegeschüler verabschiedet, der Tod soll sie wieder vereinigen.
In dem Teenie-Roman Todesregeln mischt der Autor Randy Russell mit tödlichem Vergnügen für seine jugendlichen Leserinnen Thrillerelemente, Gothic novel und Herz-Schmerz-Empathie. Als Ort der Handlung wählt er einen der beliebtesten Schauplätze phantastischer Jugendliteratur, das Internat. Hier leben die Jugendlichen in der Gestalt und Verfassung, die sie im Augenblick ihres Todes innehatten, was dazu führt, dass die absonderlichsten körperlichen Veränderungen zum Schulalltag gehören. Geprägt wird dieser von besonderen Regeln, denen sich die Guten, die Risers, Jana zählt dazu, ebenso unterwerfen müssen, wie die Schlechten, die Sliders. Einer ihrer Vertreter ist Mars, der bald ihr Gefährte wird, als eine Art Schutzengel muss er einen besonderen Auftrag für sie erfüllen. Zuerst aber wird er ihr nützlich als Medium, denn er hat die Fähigkeit, auf die Erde zurückzugehen und sich zu materialisieren. Das nutzen sie, um Kontakt zu Michael aufzunehmen und zu dessen Entsetzen - gerade war er noch auf Janas Beerdigung- per Handy ihr Kommen ankündigen. Die Folgen dieses Treffens geben der Handlung eine unerwartete Wendung hin zu einem Thriller.
Der ungewöhnliche Handlungsmix lebt aus treffenden Dialogen und schnellen Szene- und Motivwechseln und hält seine Spannung durch sich verdichtende Hinweise, dass der Tod des Mädchens kein natürlicher war und ihre große Liebe sie blind gemacht hat. Doch erst als alle Schulregeln übertreten wurden, siegt die Erkenntnis und natürlich die wahre Liebe.
Als Trost für die Leserinnen: wenn es im Leben nicht so richtig klappt, zwischen Himmel und Erde wartet noch manch toller Typ. Zumindest in dieser intelligenten, höchst amüsanten ironischen Abrechnung mit gängiger Unterhaltung für junge Frauen, bei der natürlich eine Prise Lebensweisheit nicht fehlen darf. (ab 13 Jahre)
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Randy Russel l: Todesregeln. Aus dem amerikanischen Englisch von Gabriele Haefs. Aufbau Verlag 2012. 256 Seiten, 16,99 Euro.
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